Getraud Wachmann
Schweiz

Begegnung mit dem Papst – ein Ansporn, den Weg weiterzugehen

Baar ZG, 7.2.17 (kath.ch) Rund 1000 Vertreter der Initiative der Fokolar-Bewegung «Wirtschaft in Gemeinschaft» nahmen am Samstag am Treffen mit dem Papst in der Audienzhalle teil, wie Radio Vatikan berichtete. Die Ansprache des Papstes sei ermutigend gewesen, sagt Gertraud Wachmann, Leiterin des Begegnungs- und Bildungszentrums Eckstein in Baar ZG, die dabei war.

Weshalb beteiligten Sie sich am Projekt Wirtschaft in Gemeinschaft (WiG)?

Wachmann: Weil es meinem tiefsten Wunsch nach einer auf den Menschen ausgerichteten Wirtschaft entspricht, die die Ärmsten stets im Blick behält. Als Betriebswirtin mit christlicher Lebenseinstellung ist es mir ein Herzensanliegen, meine christlichen Grundsätze nicht nur im Privatleben zu verwirklichen. Ich habe in der Fokolar-Bewegung eine Heimat gefunden, in der ich nicht nur Nahrung für Geist und Seele finde, sondern auch Hilfe für unternehmerische Entscheidungen in meinem Alltag als Geschäftsführerin des nationalen Bildungshauses der Fokolar-Bewegung in Baar.

Konnten Sie beim Papstbesuch Ihr Anliegen einbringen?

Wachmann: Nein, das war auch nicht mein Wunsch. Papst Franziskus wünschte, die WiG näher kennenzulernen. Deshalb erzählten verschiedene Protagonisten der WiG von ihren Erfahrungen. Die anschliessende Ansprache des Papstes erlebte ich als sehr ermutigend. Es war eine Bestätigung, auf unserem Weg weiterzugehen und gleichzeitig auch eine Ermutigung, unser Engagement noch zu verstärken.

Was nehmen Sie mit von dieser Begegnung?

Wachmann: Es ist ein neuer Ansporn, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Manchmal werde ich mutlos, wenn ich sehe, wie wenige wir doch sind und frage mich, ob wir überhaupt etwas bewirken können. Und dann merke ich natürlich auch selber, wie schwierig es ist, Wege zu gehen, die wirtschaftlich betrachtet vielleicht unrentabel sind, aber langfristig der Nachhaltigkeit dienen.

Das kann kleine Details wie den Einkauf von Fair-Trade-Produkten betreffen, oder auch die Schaffung von Arbeitsplätzen für Asylsuchende, denen man erst mal erklären muss, wie man einen Staubsauger in der Hand hält. Schliesslich merke ich aber auch, dass eine auf den Menschen ausgerichtete Wirtschaft einem selber einfach guttut, ob andere nun mitmachen oder nicht. Natürlich freue ich mich, wenn unsere WiG-Gruppe wächst. Doch ihre Schönheit liegt in dem was sie tut und nicht darin, wie gross sie ist.

Wie viele Schweizer VertreterInnen der Fokolarbewegung waren beim Papst?

Wachmann: Wir waren zu viert aus der Schweiz.

Welche Papstaussage blieb Ihnen in Erinnerung?

Wachmann: Am stärksten blieb mir in Erinnerung, was Papst Franziskus über die Opfer des heutigen Wirtschaftssystems sagte. Heute versuchen wir mit allen Mitteln den Profit zu maximieren, Kollateral-Effekte wie zum Beispiel Umweltschäden, werden dabei ausser Acht gelassen oder es wird versucht, diese im Nachhinein wiedergutzumachen. Papst Franziskus hat das ganz klar als Heuchlerei bezeichnet und uns aufgefordert, eine Wirtschaft zu leben, die keine Schäden verursacht, die man dann wieder beseitigen muss. Als Beispiel hat er die Fluggesellschaften genannt, die Schadstoffe produzieren und diese gleichzeitig mit CO2-Abgaben «kompensieren» möchten. Er sagte, der Gipfel sei erreicht, wenn die Rüstungsindustrie Spitäler finanzieren würde, die durch Minen verstümmelte Kinder behandelt. (rp/kap)

Getraud Wachmann | zVg
7. Februar 2017 | 11:23
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Papstworte

Geld soll niemals Gott ersetzen, davor warnte der Papst die rund 1000 Vertreter der Initiative «Wirtschaft in Gemeinschaft», die von der katholischen Fokolar-Bewegung vor 25 Jahren initiiert wurde. Wirtschaft und Gemeinschaft würden in der heutigen Welt getrennt betrachtet, doch aus katholischer Sicht gehörten sie zusammen, so der Papst. Denn die Wirtschaft sei da, um für das Gemeinwohl einer Gemeinschaft zu sorgen, erinnerte Franziskus die Anwesenden. Deshalb sei es wichtig, den Profit auch und vor allem mit den Armen zu teilen.

Das Projekt der Fokolar-Gemeinschaft stelle demgegenüber andere Werte davor: der ethische und spirituelle Faktor sei wichtiger, deshalb sei die Initiative ein Gewinn für alle, denn die Gewinne werden miteinander geteilt. Jeder habe etwas davon. Gleichzeitig werde auch die Vergötterung des Geldes bekämpft, indem sie dem Geld sagen: «Du bist nicht Gott.» (kap)