Die vier Herisauer Sternsinger-Kinder bei der Schweizergarde in Rom
Schweiz

Beatrix Baur-Fuchs und die Herisauer Sternsinger: «Rom ist nicht zu toppen»

Die Herisauer Sternsinger-Gruppe ist per Los zu ihrem Auftritt am Neujahrsgottesdienst im Petersdom gekommen. Die Religionspädagogin Beatrix Baur-Fuchs hat die Reise gemeinsam mit Missio vorbereitet und die Kinder nach Rom begleitet.

Regula Pfeifer

Wie ist es zum Papstbesuch der Herisauer Sternsinger-Kinder gekommen?

Beatrix Baur-Fuchs*: Das päpstliche Missionswerk Missio sucht jedes Jahr eine Sternsinger-Gruppe, die am Neujahrsgottesdienst im Vatikan teilnimmt. Dafür kann man sich bewerben, was ich in den letzten vier Jahren gemacht habe. Die Gewinner-Gruppe wird ausgelost. Diesmal war es unsere Herisauer Sternsinger-Gruppe.

«Die Kinder mussten Texte auswendig lernen und Kleider aussuchen.»

Brauchte es viel Vorbereitung?

Baur: Zuerst musste ich die Kinder auslosen, die sich beteiligen konnten. Denn es hatten sich mehr gemeldet, als mitkommen durften. Es waren schliesslich zwei Brüder und zwei Schwestern, die das Glück auf ihrer Seite hatten. Dann mussten Formulare ausgefüllt werden, die Zugreise gebucht und eine Budgeteingabe gemacht werden.

Schweizer Sternsinger bei Papst Franziskus
Schweizer Sternsinger bei Papst Franziskus

Anfang November trafen wir uns mit Nadia Brügger und Direktor Erwin Tanner von Missio und besprachen mit den Kindern, was auf sie zukommt. Dann mussten sie Texte auswendig lernen und die Kleider aussuchen. Damit die Kinder in ihren Königskleidern noch schöner aussehen, habe ich zusätzlich Unterröcke genäht.

Das geschah alles noch in der Schweiz?

Baur: Ja, genau. Mit den ganzen Vorbereitungen habe ich Mitte Oktober angefangen.

Nadine Hardegger und Beatrix Baur-Fuchs in Rom
Nadine Hardegger und Beatrix Baur-Fuchs in Rom

Sie reisten mit den Kindern nach Rom, kamen andere mit?

Baur: Die Mutter der beiden Mädchen kam noch mit, zudem zwei Missio-Vertretende. Wir waren acht Delegierte aus der Schweiz. Wir reisten mit dem Zug nach Rom.

«Die Kinder waren genial, sie machten alles mit.»

Waren die Kinder aufgeregt?

Baur: Sie freuten sich sehr. Sicher waren sie etwas aufgeregt, aber nicht überbordend. Sie waren genial, sehr anständig: Sie machten alles mit – etwa wenn wir uns wegen des knappen Zugsanschlusses beeilen mussten.

Manuela Leimgruber erhält Ihre Ernennungsurkunde von Papst Franziskus am 6.11.2023.
Manuela Leimgruber erhält Ihre Ernennungsurkunde von Papst Franziskus am 6.11.2023.

Wie ging es in Rom weiter?

Baur: Als wir am 29. Dezember ankamen, gingen wir zuerst in die Unterkunft und danach zur Botschafterin der Schweiz am Heiligen Stuhl, Manuela Leimgruber. Wir sangen unsere Sternsinger-Lieder, brachten den Segen und stellten einander Fragen. Anschliessend erhielten wir einen kleinen Apero.

Am Tag darauf hatten wir eine Führung durch die Vatikanischen Gärten. Der Junge, der dann im Neujahrsgottesdienst an der Gabenbereitung mitwirkte, hatte in dieser Zeit eine Probe. Am späteren Nachmittag gingen wir – gemeinsam mit den anderen Sternsinger-Gruppen – zur Schweizergarde. Wir segneten sie und wurden zum Essen eingeladen.

«Die Kinder durften ausprobieren, wie das ist, als Gardist Wache zu stehen.»

Zudem durften wir ihre Räumlichkeiten ansehen, auch ins Büro des Gardekommandanten wurde unsere Schweizer Sternsinger-Gruppe eingelassen. Die Kinder durften eine Hellebarde halten und ausprobieren, wie es ist, als Gardist Wache zu stehen.

Wie war Silvester?

Baur: An Silvester hatten wir morgens frei und besichtigten Rom. Am Nachmittag besuchten wir Kurienkardinal Kurt Koch, sprachen und assen mit ihm. Das war auch eine spannende Begegnung. Am Abend feierten wir mit allen Sternsinger-Delegationen zusammen Silvester.

Und dann kam der Neujahrsgottesdienst …

Baur: Am 1. Januar war der grosse Tag der Neujahrsmesse. Wir trafen uns bereits vor acht Uhr, denn wir mussten zuerst durch eine Sicherheitskontrolle, bevor wir in den Petersdom durften. Bereits um halb neun waren wir auf unseren Plätzen und mussten dann warten, bis der Gottesdienst um zehn Uhr begann. Wir sassen in der vordersten Kirchenbank. Die drei Sternsingerkinder, die an der Gabenbereitung teilnehmen durften – also von uns der Lukas –, sassen separat und wurden von einer Person betreut.

Lukas von den Herisauer Sternsingern beim Auftritt-Proben im Petersdom
Lukas von den Herisauer Sternsingern beim Auftritt-Proben im Petersdom

Wie war der Neujahrsgottesdienst für die Kinder?

Baur: Sie sagten nachher, es sei faszinierend gewesen, den Papst so nahe zu sehen. Und im Gottesdienst mit Tausenden anderen Menschen zusammen «Stille Nacht» zu singen, in den verschiedensten Sprachen. Sie waren von der Atmosphäre berührt, der Gottesdienst hat sie tief beeindruckt.

Am Schluss zogen wir Sternsinger-Gruppen durch den Mittelgang aus dem Petersdom aus. Es war auch für mich eindrücklich, wie alle Leute uns Platz machten, damit wir in einer Prozession aus dem Dom gehen konnten.

Lukas und zwei andere Sternsinger-Kinder im Petersdom
Lukas und zwei andere Sternsinger-Kinder im Petersdom

Auf dem Petersplatz warteten wir auf das Angelus-Gebet von Papst Franziskus um zwölf Uhr. Danach gingen wir zu «Radio Vatikan». Dort war es etwas enttäuschend, das Interesse an den Kindern erschien mir nicht so gross. Wir waren nach ein paar wenigen Fragen im Eingangsfoyer schnell wieder fertig. Am Abend ging unsere Schweizer Gruppe gemeinsam essen.

«Beim Päpstlichen Missionswerk warteten Menschen aus den verschiedensten Nationen auf uns.»

Am 2. Januar besuchten wir am Vormittag das Päpstliche Missionswerk. Dort warteten Menschen aus verschiedensten Nationen auf uns – beispielsweise aus Indien, Frankreich, England und der Schweiz.

Danach durften wir noch zum Kardinal Luis Antonio G. Tagle, der als Pro-Präfekt das Dikasterium für Evangelisation leitet. Es war für die Kinder besonders, so nahe bei einem Kardinal stehen zu können, ihm den Segen zu geben und von ihm den Segen zu erhalten.

Die Schweizer Sternsingergruppe bei Kardinal Tagle
Die Schweizer Sternsingergruppe bei Kardinal Tagle

Wie erlebten Sie die Sternsingerkinder in Rom?

Baur: Ich war beeindruckt, wie gut sie mitmachten, sich immer von ihrer besten Seite zeigten, unermüdlich Türen segneten, sangen und Sprüche aufsagten. Es war wunderbar mit ihnen unterwegs zu sein. Und Nadine Hardegger war eine tolle Begleitperson. Gemeinsam mit Nadia und Erwin von Missio hatten wir eine tolle und bereichernde Zeit in Rom.

Gab es zuhause ein Empfangskomitee?

Baur: Nein, wir kamen ja spät nachts wieder heim, aber wir erhielten bereits in Rom viele Reaktionen – etwa über Whatsapp – von Leuten, die uns im Fernsehen gesehen hatten oder uns sonst fragten, wie es ergangen sei. Und am kommenden Sonntag haben wir einen besonderen Gottesdienst in der Pfarrei Peter und Paul in Herisau, an dem auch die beiden Missio-Vertretenden dabei sein werden. Und danach wird es einen Apero geben für alle, die in Rom waren.

«Rom ist nicht zu toppen.»

Ihr Fazit der Romreise?

Baur: Es war sehr gut. Ich war mit Sternsinger-Gruppen an vielen Orten, etwa im Bundeshaus in Bern oder an Jubiläen. Rom aber ist nicht zu toppen. Es ist genial, wenn man so hautnah dabei sein kann und merkt, wie menschlich das alles ist. Von Ferne sieht ja alles anders aus. Ich denke, die Kinder werden dieses Erlebnis sicher nicht vergessen. Der Papst und die Kardinäle und die vielen Menschen, die gemeinsam den Neujahrsgottesdienst feierten, das beeindruckte sie sehr, wie sie im Nachhinein sagten.

Ich selber würde mich wieder anmelden, wenn ich könnte. Den jungen Menschen so Kirche immer wieder neu nahe zu bringen ist etwas, was mich antreibt.

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*Beatrix Baur-Fuchs ist Religionspädagogin und arbeitet seit gut fünf Jahren in der Seelsorgeeinheit Appenzeller Hinterland, zu der die Pfarrei Peter und Paul gehört. Sie ist engagiert in der Familienpastoral, der Erstkommunion, dem Religionsunterricht, der Ministrantenpastoral und dem Lernort Kirche, zu dem auch das Sternsingen gehört. Zudem ist sie Ansprechperson für die katholischen Christinnen und Christen in Schwellbrunn AR. Sie ist verheiratet und Mutter von fünf erwachsenen Kindern.


Die vier Herisauer Sternsinger-Kinder bei der Schweizergarde in Rom | © Nadine Hardegger
5. Januar 2024 | 12:04
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