Valeria Hengartner
Schweiz

Basels Kirchen starten mit Long-Covid-Hotline

«Wir wissen nicht, was auf uns zukommt», sagt Valeria Hengartner. Sie ist eine von drei Seelsorgenden, die ab Montag das Basler Beratungsangebot für Long-Covid-Betroffene betreut. Dieses wird von den drei Landeskirchen in Zusammenarbeit mit dem Zentrum «Cura» geführt.

Georges Scherrer

Valeria Hengartner sieht sich als Teil eines dreiköpfigen Teams, das jeweils für zwei Stunden am späten Montagnachmittag für Patienten da ist, die mit Long-Covid-19 zu kämpfen haben.

Solche Patienten müssen sich mit Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung auseinandersetzen. Symptome sind sehr starke Müdigkeit, Konzentrationsschwächen, Gefühlsschwankungen, Lungenprobleme, Depression, fehlender Geschmackssinn, Angstzustände. Viele Patienten fallen in eine Sinnkrise bezüglich ihres Lebens.

Wieder ins Leben finden

«Es ist eine ganz breite Palette von medizinischen Aspekten, aber auch von psychischen Schwierigkeiten», sagt die katholische Spitalseelsorgerin.

Diese Menschen müssen wieder auf die Beine gestellt werden. Sie müssten den Anschluss an eine Welt ohne Covid wiederfinden. Die Seelsorgerin ist sich klar, dass bei jedem Erkrankten die Folgen von Long-Covid anders sind.

Enger Kontakt mit Patienten

Als Spitalseelsorgerin ist sie längst mit den unterschiedlichen Verläufen dieser Erkrankung vertraut. Sie gehört dem Corona-Care-Team des Universitätsspitals Basel an. Schon während der ersten Welle betreute sie Personen, die wegen Covid auf der Intensivstation behandelt wurden.

«Im Spital hatte ich mit akuten Erkrankungen zu tun. Gleichzeitig kamen Angehörige zu mir oder Patienten, die sich nach der Spitalentlassung bei mir gemeldet haben.» Auf diese Weise machte sie erste Erfahrungen mit «Long-Covid-19».

Zu dritt geht es besser

Aufgrund von Kontakten mit dem Basler Begegnungszentrum «Cura» für chronisch Kranke, Angehörige und Interessierte gelangte Hengartner als Leiterin der Projektstelle mobile Palliativ-Seelsorge der katholischen Kirche der Stadt Basel an die ökumenische Kommission für Palliative Care der drei Landeskirchen.

Gemeinsam mit einer reformierten Kollegin und einem christkatholischen Pfarrer suchte Hengartner nach Möglichkeiten für die Kirchen, besser für die Covid-Patienten präsent zu sein. «Das ist auch ein palliativer Bereich. Viele an Covid erkrankte Menschen werden nicht mehr gesund», stellt die Spitalseelsorgerin fest.

Flexibel bleiben

Die Kirche soll auch für die Langzeit-Patienten präsent sein. Darum wurde die neue Anlaufstelle ins Leben gegründet. Diese muss niederschwellig sein, so dass sie für die Betroffenen gut erreichbar ist.

«Am Montag startet das Projekt. Wir wissen nicht, ob überhaupt jemand anrufen wird oder ob wir von Anfragen überrannt werden.» Am Montagnachmittag sind jeweils zwei Stunden für die Beratungsgespräche vorgehen. Die katholische Seelsorgerin wird sich jeweils mit den Seelsorgenden der beiden anderen Landeskirchen abwechseln.

Man werde sehen, ob diese neue Seelsorgepräsenz, dieses «offene Ohr der Kirchen», aufgrund der ersten Erfahrungen ausgebaut oder einer niederen Nachfrage angepasst werden muss, erklärt Hengartner gegenüber kath.ch. «Nur schon zu wissen, dass es so etwas gibt, ist für die Gesellschaft wichtig. Wenn es jemand dient, dann ist das wunderbar», sagt Valeria Hengartner.


Valeria Hengartner | © zVg
15. April 2021 | 18:02
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