Ordensfrau
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Kirche kann auf Frauen im Priesteramt nicht verzichten

Wien, 13.4.17 (kath.ch) Die katholische Kirche braucht aus Sicht der Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs (VFÖ), Sr. Beatrix Mayrhofer, auf lange Sicht auch Frauen in den an die Weihesakramente gebundenen kirchlichen Ämtern wie das Priesteramt. Frauen würden in der Kirche schon jetzt viele Aufgaben bis hin zu Leitungspositionen übernehmen, sagte Mayrhofer in einem Interview für die aktuelle Ausgabe des Magazins «Die ganze Woche».

«Ich glaube, dass auf die Dauer die katholische Kirche auf die Frauen, auch im Weihesakrament, nicht verzichten kann», sagte die Sprecherin der Ordensfrauen. Und fügte hinzu: «Wir machen Fortschritte.» Dabei verwies Mayrhofer auf die zuletzt vom Papst gebildete Kommission zur Untersuchung der Geschichte des Diakonats der Frau in der frühen Kirche. Theologisch gebe es zudem «keinen Grund, warum eine Frau nicht Priester sein kann», wurde die VFÖ-Präsidentin zitiert.

Nicht gegen Zölibat

Eine Päpstin könne sie sich hingegen «nicht vorstellen», sagte Mayrhofer, die nach eigenem Bekunden auch nichts vom oft geforderten Ende des Zölibats hält. «Es hat schon seinen Sinn, dass ein Priester nicht heiratet, sondern ganz für den Dienst an Gott und den Menschen verfügbar ist. Die Aufhebung des Zölibats löst keine Probleme», betonte die Ordensfrau. In der evangelischen Kirche, deren Pastoren heiraten dürfen, gäbe es «nicht weniger Probleme, nur andere».

In dem Interview machte sich Mayrhofer auch für ein moderneres und stärker der Realität von Ordensfrauen entsprechendes öffentliches Bild stark. «Reden wir nicht von Klosterschwestern, sondern von Ordensfrauen», bat sie. Mit dem Wort «Klosterschwester» würden viele Menschen das Bild einer Frau verbinden, «die über Jahrhunderte als brave Schwester die Sakristei geputzt hat», gab die VFÖ-Präsidentin zu bedenken. Ordensfrauen würden aber in verschiedenen Berufen Verantwortung in einer Ordensgemeinschaft übernehmen.

Schleier oder Kopftuch: Frage der Würde

Sie habe als Ordensfrau die Freiheit den Schleier zu tragen, «und gerade deswegen setze ich mich dafür ein, dass eine Muslima, wenn sie das möchte, ebenfalls Kopftuch tragen darf», antwortete Mayrhofer zudem auf eine Frage nach der anhaltenden gesellschaftlichen Diskussion um Formen der islamischen Verschleierung. In der Debatte um das Kopftuch gehe es im Grundsatz «um die Würde der Frau und um die Freiheit der Religion», hob die Ordensfrau hervor.

«Kopfbedeckung bleibt Kopfbedeckung. Wenn wir den Jägerhut in öffentlichen Gebäuden zulassen, dürfen wir auch den Schleier der Ordensfrau sowie das Kopftuch nicht verbieten.» Die Ganzkörperverschleierung allerdings gehöre verboten. Sie entspreche nicht der Würde der Frau, betonte Mayrhofer. (kap)

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13. April 2017 | 08:27
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Frauen werden laut dem Papst in Kirchen noch diskriminiert

Papst Franziskus hat eine fortwährende Diskriminierung von Frauen auch in christlichen Kirchen kritisiert. «Wir alle, auch die christlichen Gemeinden, sind gewarnt vor Modellen von Weiblichkeit, die von Vorurteilen und Unterstellungen infrage gestellt werden, die ihre unveräusserliche Würde verletzen», sagte er am Donnerstag in einem Interview der italienischen Tageszeitung «La Repubblica». Die biblischen Berichte über Jesu Umgang mit Frauen wollten einer solchen Sicht entgegentreten und zu einer «befreienden Sicht» zurückführen, so der Papst weiter.

Als Beispiel nannte er die Erzählung von Jesus und einer Frau, die seit zwölf Jahren an schweren Blutungen litt und deshalb von ihrer Umwelt diskriminiert wurde. Sie berührte Jesu Mantel und wurde wieder gesund. Jesus habe von religiösen und sozialen Diskriminierungen befreit, sagte Franziskus. Franziskus hat er sich wiederholt dafür ausgesprochen, in der katholischen Kirche mehr Frauen in Führungspositionen zu berufen. (kna)