Wenn Seelsorgerinnen eine Schulter zum Anlehnen brauchen
Schweiz

Auch Seelsorgerinnen brauchen Seelsorge

Basel/St. Gallen, 4.1.17 (kath.ch) Wenn Helfende und Seelsorgende in der Kirche an ihre psychischen und physischen Grenzen stossen, können sie in der Kirche interne Stellen um Unterstützung bitten. In den Bistümern Basel und St. Gallen heissen diese Angebote «Seelsorge für Seelsorgende». Sie sollen dazu beitragen, dass es nicht zum Burn out kommt.

Francesca Trento

Das Bistum Basel und jenes von St. Gallen bieten beide seit über zehn Jahren eine Fachstelle «Seelsorge für Seelsorgende» an. Ob Jugend- oder Sozialarbeiter, Priester oder Sekretärinnen – jede Art von Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können die Fachstelle in Anspruch nehmen.

Was diese auch tun, wie die Teammitglieder der Basler Fachstelle Andrea Gross und Werner Bachmann-Lütolf gegenüber kath.ch bestätigten. Priester kämen jedoch selten. Warum das so sei, können beide Fachstellenmitarbeiter nicht mit Bestimmtheit sagen. «Ich glaube, dass Priester dies eher untereinander ausmachen», wie Bachmann-Lüttolf spekuliert. «Ich weiss nur, dass es Priester gibt, die sich regelmässig zum Austausch treffen, was ich hilfreich und gut finde.»

Prävention

Auch Präventiv sei die Basler Fachstelle aktiv. «Unsere Fachstelle  steht sowohl für Prävention als auch für Krisenintervention. Wir bieten verschiedene Vorträge an und helfen bei Krisen», so Bachmann weiter. Sie wollen die kirchlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ermuntern, Hilfe frühzeitig zu holen, wie Gross ergänzt.

Berufungsfrage

Was die Hilfesuchenden am meisten beschäftige, seien Teamkonflikte, Überarbeitung, persönliche Krisen und auch physische Krankheiten, so Gross. «Oft fragen sich kirchliche Mitarbeiter irgendwann, ob sie den richtigen Beruf ausgewählt haben.» Ob dies früher weniger der Fall gewesen sei, könne sie nicht mit Bestimmtheit sagen. «Ich glaube jedoch, dass dies mit der heutigen Gesellschaft etwas zu tun hat. Es ist heute nicht unüblich sich zu fragen, ‹Tue ich das Richtige? Oder: ‹ Ist das wirklich meine Berufung?›. Zum anderen findet Bachmann eine »periodische Neuorientierung von Berufung und Beruf in seelsorgerlicher Arbeit notwendig und sinnvoll».

Ähnlich in St. Gallen

Im Bistum St. Gallen sieht das ganze ähnlich aus. Zwar sei es keine Fachstelle wie im Bistum Basel, wie Franz Kreissl, Pastoralamtsleiter des Bistums St. Gallen gegenüber kath.ch sagte. «Unser Team ‹Seelsorge für Seelsorgende› besteht aus geistlichen Begleitern, Psychotherapeutinnen und Seelsorgerinnen», so Kreissl. Aber die Probleme der Hilfesuchenden seien vermutlich ähnlich wie in Basel. «Wir empfehlen unseren Seelsorgenden sowohl Supervision als auch geistliche Begleitung in Anspruch zu nehmen», so Kreissl. Ausserdem ermöglichen die Arbeitsverträge sowohl jährliche Exerzitien wie auch Fortbildung. Aber ob Kolleginnen und Kollegen Hilfe suchen, sei ihnen überlassen. «Sie sind erwachsen und können selber entscheiden.» (gs)

Wenn Seelsorgerinnen eine Schulter zum Anlehnen brauchen | ©pixabay.de (CC0 Public Domain)
4. Januar 2017 | 13:23
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