Gandolf Wild mit Schwestern in Abu Dhabi.
Schweiz

Appenzell, Afrika, Abu Dhabi: Trauer um Gandolf Wild

Über 50 Jahre lang lebte der Appenzeller Kapuziner Gandolf Wild im Ausland – zuletzt in Abu Dhabi als rechte Hand von Bischof Paul Hinder (79). Letzten September kehrte Gandolf Wild in die Schweiz zurück. Am Dienstag ist er im Alter von 81 Jahren in Wil SG gestorben.

Raphael Rauch

Es gibt nur wenige Bistümer, die geopolitisch in den letzten Jahren so ins Zentrum gerückt sind wie das Apostolische Vikariat Südliches Arabien. Im Kampf gegen den IS, im Konflikt mit Iran und im Jemen-Krieg spielen die Emirate eine wichtige Rolle. Papst Franziskus hat den Dialog mit dem Islam zu einem seiner Kernanliegen gemacht. 2019 reiste er in die Emirate, um die Erklärung von Abu Dhabi zu unterzeichnen.

Papst Franziskus in Abu Dhabi

Als Franziskus nach Abu Dhabi kam, schüttelte er auch die Hand von Gandolf Wild. Der Schweizer Kapuziner war die rechte Hand von Bischof Paul Hinder, dem Schweizer Bischof in Abu Dhabi.

Papst Franziskus schüttelt die Hand von Gandolf Wild.
Papst Franziskus schüttelt die Hand von Gandolf Wild.

Gandolf Wild und Paul Hinder kannten sich seit Jahrzehnten. Beide gingen aufs Kapuzinergymnasium in Appenzell. «Bruder Gandolf war in vielerlei Hinsicht meine rechte Hand», sagt Bischof Paul Hinder zu kath.ch. «Sein gesundes Urteilsvermögen half mir in vielen Entscheidungen. Er hielt mir den Rücken frei, damit ich mich den wesentlichen Aufgaben als Bischof in dieser Region widmen konnte. Und er gab mir als treuer Bruder Mut und Zuversicht, wenn ich müde war und manchmal nicht mehr über den Berg sah. Ich bin für die gemeinsamen Wegstrecken Gott und ihm dankbar.»

Gandolf Wild in Abu Dhabi.
Gandolf Wild in Abu Dhabi.

Von Appenzell nach Afrika

Die Wege von Bischof Paul Hinder und Gandolf Wild haben sich immer wieder gekreuzt. Paul Hinder, der zurzeit in Kuwait weilt, erinnert sich an den «Klassenersten am Gymnasium Appenzell in den 1950er-Jahren, an den geistreichen Theologen im Ordensstudium von Solothurn in den 1960er-Jahren, an den rührigen Missionar, Lehrer und Ordensoberen in Afrika in den 1970er- und 1980er-Jahren, an den effizienten Generalsekretär des Kapuzinerordens in Rom in den 1990er-Jahren und schliesslich an meinen loyalen und anregenden Sekretär in Abu Dhabi bis im vergangenen Jahr.»

Zwei Schweizer in Arabien: Bruder Gandolf Wild mit Bischof Paul Hinder
Zwei Schweizer in Arabien: Bruder Gandolf Wild mit Bischof Paul Hinder

An seinem Mitbruder schätzte er die «bescheidene Lebensart, das gesunde Urteil, den trockenen und scharfsinnigen Humor, den Einsatz für Menschen am Rande und die geerdete Frömmigkeit», sagt Bischof Paul Hinder.

Kenia und Tansania

Am Dienstag ist Gandolf Wild im Kapuzinerkloster Wil SG an Herzversagen gestorben, wie das Apostolische Vikariat Südliches Arabien mitteilte. Im September 2021 war Gandolf Wild in die Schweiz zurückgekehrt – nach 13 Jahren in Abu Dhabi und über fünf Jahrzehnten im Ausland. 

Torte mit Kreuz: "Gott segne dich", steht auf dem Geburtstagskuchen für Gandolf Wild.
Torte mit Kreuz: "Gott segne dich", steht auf dem Geburtstagskuchen für Gandolf Wild.

Gandolf Wild wurde am 23. November 1940 in Appenzell geboren. Am 7. September 1961 legte er seine Profess als Kapuziner für die Schweizer Provinz ab. Am 4. Juli 1965 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete von 1968 bis 1991 in Kenia und von 1991 bis 1994 in Tansania.

Rom und Abu Dhabi

1995 wurde Gandolf Wild zum Generalsekretär des weltweiten Kapuzinerordens ernannt und wechselte ans Generalat nach Rom. 2008 folgte er Bischof Paul Hinder nach Abu Dhabi.

Mittagessen in Abu Dhabi: Links der jetzige Zürcher Synodalrat Martin Stewen, Gandolf Wild, rechts hinten Bischof Paul Hinder.
Mittagessen in Abu Dhabi: Links der jetzige Zürcher Synodalrat Martin Stewen, Gandolf Wild, rechts hinten Bischof Paul Hinder.

«Gandolf Wild war ein begeisterter Historiker und konsolidierte die Archive und historischen Aufzeichnungen des Vikariats», heisst es in einer Mitteilung aus Abu Dhabi. Die Menschen aus Afrika waren ihm ans Herz gewachsen – auch auf der arabischen Halbinsel engagierte er sich mit Leidenschaft für die afrikanischen Missionen.

«Der Tod kommt sehr überraschend»

Am 11. September 2021 verliess Gandolf Wild die arabische Halbinsel, um im Kapuzinerkloster in Wil SG sein letztes Lebenskapitel aufzuschlagen.

Gandolf Wilds Familie.
Gandolf Wilds Familie.

«Bruder Gandolf hat sich bei uns gut eingelebt», sagt Bruder Karl Bauer aus Wil SG zu kath.ch. «Er hat gerne von seiner Zeit in Afrika und Abu Dhabi erzählt. Es war angenehm, mit ihm zu diskutieren.» Zwar habe Gandolf Wild in den letzten Jahren immer wieder Probleme mit dem Herzen gehabt. Doch: «Der Tod am Dienstag kommt für uns sehr überraschend.»

Die Abdankung ist am Montagnachmittag um 14.30 Uhr in der Kirche Kapuzinerkloster in Wil SG.


Gandolf Wild mit Schwestern in Abu Dhabi. | © Apostolic Vicariate of Southern Arabia
6. April 2022 | 18:04
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