Andreas Thiel im Gespräch mit underkath
Schweiz

Andreas Thiel: «Atheismus ist die sanfteste Form des Satanismus»

Andreas Thiel stand während 20 Jahren als Satiriker auf der Bühne. Heute ist er Drehbuchautor und hält linguistisch-philosophische Vorträge. Firmbegleitende aus Oberrieden formulierten die Fragen, die Carmela Bonomi dem Künstler stellte.

Silvan Maximilian Hohl

Ein institutioneller Anarchist

Für Thiel ist die Freiheit eines der obersten Prinzipien. Er findet, dass das moralische Verhalten nicht vom Staat und dessen Gesetzen, sondern von den einzelnen Menschen kommen sollte. Thiel betont, dass er nicht vom Staat vorgeschrieben haben möchte, nach welcher Moral er leben oder nach welcher Moral er seine Kinder erziehen soll. Er bezeichnet sich gerne als libertärer Konservativer und als institutioneller Anarchist.

Impfen ist wie Ablass zahlen

Weder Thiel noch seine Kinder sind gegen eine Krankheit geimpft. Er ist der Meinung, dass eine gesunde Ernährung und ein gesundes Immunsystem reichen, um gesund zu bleiben.

Der Satiriker hält eine Impfung für eine Abkürzung, um nicht mehr auf sich und seinen Körper achten zu müssen. Es komme ihm vor, als würde man die eigene Gesundheit damit kaufen. Thiel vergleicht die Impfung deshalb mit den Ablasszahlungen aus dem 15. Jahrhundert. Er ist überzeugt, dass die Impfung nichts nützt, wenn das Immunsystem nicht funktioniert.

Andreas Thiel im Gespräch mit Carmela Bonomi
Andreas Thiel im Gespräch mit Carmela Bonomi

Atheismus als sanfteste Form des Satanismus

Für ihn sei die Sache relativ klar, beantwortet Thiel die Frage nach seinem Glauben. Nicht zu glauben, sei auch ein Glaube. Atheismus sei die sanfteste Form des Satanismus. Weiter erklärt Andreas Thiel, dass es absolut unlogisch sei, dass Leben aus nichts entsteht. Wenn man den Glauben rein logisch nach der altgriechischen Philosophie betrachte, dann müsse es etwas Übergeordnetes geben. Für Thiel ist völlig klar, dass jede Person, die das anders sieht, von einem Glauben spricht.

Mit Provokationen das Denken anregen

Als Provokateur sieht sich Thiel überhaupt nicht. «Ich finde provozieren uninteressant», sagt der Mann, der mit seiner Satire oft stark provoziert hat. Ausser man wolle mit einer gezielten Provokation das Denken anderer anregen. Andreas Thiel erklärt im Interview, dass er nur Aussagen mache, die er begründen könne, die aber oft als provokant empfunden würden.

Dem Satiriker ist es egal, wenn ihn die Leute wegen seiner Aussagen nicht mögen. «Ich versuche nicht, den Leuten zu gefallen.» Denn er selber mag verschiedene Haltungen und Meinungen. Wenn man nämlich den dreidimensionalen Raum betrachte, gäbe es unendlich viele Standpunkte.

In der Serie «Frag mal». stellen Jugendliche Fragen aus verschiedenen Lebensbereichen, die sie beschäftigen. Unsere Moderatorin Carmela Bonomi nimmt die Fragen auf und stellt sie dann prominenten Menschen aus Kirche und Gesellschaft. Die Fragen an Andreas Thiel stellten Firmbegleiterinnen und Firmbegleiter aus Oberrieden. Das Projekt wird in Kooperation mit der Jugendseelsorge Zürich durchgeführt.


Andreas Thiel im Gespräch mit underkath | © Silvan Maximilian Hohl
8. Juli 2022 | 18:22
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