Ägypter schätzen Papst Franziskus sehr

München, 30.3.17 (kath.ch) Der koptisch-katholische Bischof von Assiut, Kyrillos William, sieht grosse Fortschritte im Miteinander von Christen und Muslimen in Ägypten. Seit dem Amtsantritt von Präsident Abdel Fattah al-Sisi «merken wir viele Zeichen der Besserung», sagte der Bischof am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in München Papst Franziskus wird Ägypten im April besuchen.

Seit 150 Jahren seien die Christen in Ägypten Bürger zweiter Klasse. Der Präsident sei sich «voll bewusst, dass unser Land nur eine Zukunft hat, wenn alle Ägypter zusammenhalten». Papst Franziskus wird Ägypten am 27. und 28. April einen Kurzbesuch abstatten. Bischof Kyrillos sagte, der Papst werde wegen seines Verhaltens gegenüber anderen Religionen «von allen Ägyptern hoch geschätzt». Mit seinem Besuch der Hochschule Al-Azhar zolle Franziskus dieser führenden Institution für den sunnitischen Islam Anerkennung. Diese Einrichtung sei mit ihrem Scheich an der Spitze «so etwas wie der Vatikan für alle sunnitischen Muslime auf der Welt». Die Al-Azhar habe den Papst zu einem internationalen Friedenskongress eingeladen. Nach sieben Jahren Stillstand sei vor kurzem der offizielle Dialog mit dem Vatikan wieder aufgenommen worden.

Grösste Kirche und Moschee nebeneinander

Bischof Kyrillos würdigte nachdrücklich al-Sisis Initiative für ein christlich-muslimisches Grossprojekt. In der neuen Hauptstadt Neu-Kairo sollen die grösste Kirche und die grösste Moschee des Landes nebeneinander entstehen, verbunden durch ein Zentrum für den Dialog. Dies habe der Präsident überraschend bei seinem jüngsten Weihnachtsbesuch in der Kathedrale des Patriarchen angekündigt. Nach der Eröffnung eines Spendenkontos habe al-Sisi den ersten Betrag selbst eingezahlt. «Dabei kann aber nur für das ganze Projekt gespendet werden, nicht etwa nur für die Moschee.»

Zugleich bezeichnete der Bischof den «Islamischen Staat» (IS) als grosse Gefahr für die Christen in Ägypten, vor allem im Nord-Sinai und im Westen an der libyschen Grenze. Die Sicherheitskräfte seien aber sehr wachsam und würden sofort unterbinden, wenn «Nester» entdeckt würden, «wo schon versucht wird, ein eigenes Territorium zu organisieren». Der Bischof attestierte dem IS eine grosse Nähe zu den Muslimbrüdern. «Wir meinen, das sind nur verschiedene Namen für dasselbe», sagte er. (kna)

30. März 2017 | 15:55
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