Nikodemus Schnabel, Abt der Benediktinerabtei Dormitio, am 28. Mai 2023 im Kreuzgang der Dormitio-Abtei in Jerusalem (Israel).
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Abt Schnabel weigert sich an Klagemauer sein Brustkreuz abzunehmen

Der Abt der Jerusalemer Benediktinerabtei Dormitio, Nikodemus Schnabel, ist am Mittwochmorgen beim Besuch der Klagemauer zum Abdecken seines Brustkreuzes aufgefordert worden. «Ich bin ein Abt, dies ist mein Gewand», sagte er. Das Kreuz sei Teil seines Dresscodes.

In einem via Twitter verbreiteten Videoclip ist zu hören, wie sich eine Mitarbeiterin der für die jüdische Stätte verantwortliche Western Wall Heritage Foundation an Schnabel wendet: Sie respektiere seine Religion, aber das Kreuz sei «wirklich gross und unangemessen für diesen Ort».

Der Geistliche widersprach und verliess nach Angaben von Augenzeugen die Stätte, ohne sein Kreuz zu verdecken. Das Verhalten der Aufseherin zeuge nicht von Respekt, sondern hindere ihn an der Ausübung eines Menschenrechts. «Ich bin ein Abt, dies ist mein Gewand», erklärte Schnabel der Frau. Es handele sich nicht um eine Provokation. Das Kreuz sei einfach Teil seines Dresscodes.

Altstadttour endete «unschön»

Der Abt hatte die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) bei einer Tour durch die Jerusalemer Altstadt begleitet. Es sei «schmerzhaft zu erleben, wie das Klima in dieser wundervollen Stadt sich unter der neuen Regierung immer mehr zum Unguten verändert», kommentierte Schnabel den Vorfall auf Twitter.

2016 hatte eine Geste katholischer und evangelischer Bischöfe aus Deutschland in Jerusalem Empörung ausgelöst. Kardinal Reinhard Marx und Bischof Heinrich Bedford-Strohm, die Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hatten sowohl beim Besuch des Tempelbergs als auch der Klagemauer ihre Brustkreuze abgenommen.

Kardinal Reinhard Marx.
Kardinal Reinhard Marx.

Mehrere Kommentatoren warfen ihnen daraufhin Feigheit und Unterwerfung vor. Die Pressesprecher von EKD und Bischofskonferenz erklärten damals, es habe sich um eine Geste der Zurückhaltung gehandelt, die angesichts der herrschenden angespannten Stimmung angebracht gewesen sei. (kna)


Nikodemus Schnabel, Abt der Benediktinerabtei Dormitio, am 28. Mai 2023 im Kreuzgang der Dormitio-Abtei in Jerusalem (Israel). | © KNA
19. Juli 2023 | 16:00
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