Luc Humbel vor der Kirche St. Nikolaus, Brugg
Schweiz

Aargauer Kirchen stützen den Lehrplan 21

Aarau, 24.1.17 (kath.ch) Im Aargau will ein Komitee mit SVP-Unterstützung den Lehrplan 21 zu Fall bringen. Die Aargauer Landeskirchen wehren sich gegen die kantonale Volksinitiative, die am 12. Februar zur Abstimmung kommt. Die Art, wie der Lehrplan 21 religionsrelevante Lektionen festgelegt und den Kirchen Räume zur Verfügung stellt, sehen die Kirchen als positives Zeichen.

«Die Initiative ist aus Sicht des Kirchenrats rückwärtsgewandt und verschliesst sich einer notwendigen Entwicklung», sagt Luc Humbel, Kirchenratspräsident der Römisch-katholischen Kirche im Aargau, auf Anfrage. Die Initiative «Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21» beschränke das Thema Religion auf das Christentum und wolle den gesamten Lehrplan auf Gesetzesstufe festschreiben. Das sei «nicht sachdienlich», so Humbel, der als Präsident der Römisch-katholischen Zentralkonferenz (RKZ)  auch alle katholischen Kantonalkirchen repräsentiert.

Die römisch-katholische und die reformierte Kantonalkirche im Aargau befürworten den Lehrplan 21 und seine kantonale Umsetzung, wie sie in ihrer Stellungnahme vom 19. Januar klarmachen. «Wie der Lehrplan 21 mit dem Unterrichtsfach ‘Ethik, Religionen und Gesellschaft’ umgeht und dabei auf diversen Stufen Verbindlichkeit herstellt, dünkt uns gewinnbringend», sagt Luc Humbel. Dies geschehe in Ergänzung zum Religionsunterricht, den die Kirchen anbieten.

Auseinandersetzung mit der eigenen Religiosität

Der im Lehrplan 21 vorgesehene Unterricht «Ethik, Religionen und Gesellschaft» stärke die Kompetenzen aller Schülerinnen und Schüler in Bezug auf die Religionen in der Gesellschaft, so die Mitteilung. Der kirchliche Religionsunterricht verstehe sich demgegenüber als «Auseinandersetzung mit der eigenen Religion und Religiosität».

Das Schulgesetz sehe vor, dass die öffentlich-rechtlich anerkannten Kirchen Raum und Zeit in der Schule in Anspruch nehmen dürften, so die Mitteilung. Damit leisteten sie einen Beitrag zum Bildungsauftrag in der Volksschule.

Die Landeskirchen haben sich nach eigenen Angaben aktiv an der Vernehmlassung zum Lehrplan 21 beteiligt, welche das Departement Bildung, Kultur und Sport des Kantons Aargau durchgeführt hatte.

Auch nach der Abstimmung wollen sich die Kirchen weiterhin einbringen. Insbesondere betreffend Ausbildung der Lehrpersonen. Eine Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule ist laut Humbel bereits angedacht.

Der Stellenwert der religiösen Orientierung und deren gesellschaftliche Relevanz würden künftig an Bedeutung gewinnen, zeigen sich die Kirchen überzeugt. (rp)

Luc Humbel vor der Kirche St. Nikolaus, Brugg | © Regula Pfeifer
24. Januar 2017 | 15:21
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Die Anti-Lehrplan-Initiative

Die Initiative «Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21», über die im Kanton Aargau am 12. Februar abgestimmt wird, wehrt sich vor allem gegen die Orientierung der Schulbildung an Kompetenzen. «Mit seiner Kompetenzorientierung schafft der LP21 die Bildung ab», heisst es auf der Homepage des Initiativkomitees. Weiter suggerieren die Initianten, der Lehrplan sei «im Geheimen» entwickelt worden, vertrete eine Ideologie und führe zu einem weiteren Sinken des Bildungsstandes.

Die Aargauer Initiative wird nur von einer Partei, der SVP, unterstützt. Und auch da nicht von allen Vertretern, wie SRF online am 20. Januar berichtete.