Baum in einer Blumenwiese
International

94 Bäume für 94 ertrunkene Flüchtlinge

In Italien jährt sich ein Bootsunglück mit 94 toten Migrantinnen und Migranten zum ersten Mal. Die kalabrische Stadt Crotone, vor deren Küste das Holzboot zerschellte, liess laut eigenen Angaben am Sonntagvormittag 94 Bäume in Erinnerung an das Unglück pflanzen. Die Aktion trägt den Namen «Alis Garten» in Gedenken an einen Jungen, der bei dem Vorfall starb.

Die süditalienische Stadt Crotone erinnert an ein Bootsunglück vor einem Jahr mit 94 toten Migrantinnen und Migranten. Für Sonntagnachmittag sind eine Demonstration durch die Stadt sowie stille Gebete geplant.

Seine erste Reise als Papst führte ihn im Juli 2013 nach Lampedusa. Franziskus setzt sich glaubhaft ein für die Armen.
Seine erste Reise als Papst führte ihn im Juli 2013 nach Lampedusa. Franziskus setzt sich glaubhaft ein für die Armen.

In der Nacht von Sonntag auf Montag soll eine Mahnwache am Strand an den Zeitpunkt des Unglücks erinnern. Einige Familienangehörige von Opfern sind zu den Gedenkveranstaltungen angereist. Sie wollen sich unter anderem bei einer Pressekonferenz am Montag äussern.

Wegen Krieg und Verfolgung flüchten

Der Erzbischof von Matera-Irsina, Antonio Giuseppe Caiazzo, erinnerte in einem Gastbeitrag für die italienische Tageszeitung «Avvenire» daran, dass Menschen wegen Armut, Elend, Krieg, Ungerechtigkeit und Verfolgung ihre Heimat verliessen. Die Herkunftsländer seien von den Folgen des Postkolonialismus gezeichnet, den auch Italien zu verantworten habe.

Ein Holzboot mit Flüchtlingen in Seenot auf dem Mittelmeer.
Ein Holzboot mit Flüchtlingen in Seenot auf dem Mittelmeer.

In den frühen Morgenstunden des 26. Februar 2023 war ein Holzboot mit Migrantinnen und Migranten vor der Küste Kalabriens gekentert. 94 Menschen starben, darunter 35 Minderjährige. Rund ein Dutzend sind nach wie vor vermisst. Einem kleinen Jungen namens Ali, der bei dem Unglück ertrank, ist die Aktion gewidmet. 94 Bäume sollen als «Alis Garten» die Erinnerung wachhalten.

Massnahmen gegen Schlepperei verschärft

Vor Kurzem hatte ein Gericht in Crotone einen der Schlepper zu 20 Jahren Haft und einer Geldstrafe von drei Millionen Euro verurteilt. Weitere Schlepper sind angeklagt. Ins Visier der Ermittlungsbehörden gerieten zudem Mitarbeitende der Finanz- und Küstenwache. Hier stellt sich die Frage, ob sie den Menschen auf dem Holzboot hätten helfen können. Die italienische Regierung verschärfte nach dem Unglück ihre Massnahmen gegen Schlepperei. (cic)

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Baum in einer Blumenwiese | © Barbara Ludwig | © Barbara Ludwig
25. Februar 2024 | 16:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
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