Festfahnen "1500 Jahr Kloster Saint-Maurice" wehen vor der Abtei
Schweiz

1500 Jahre alt: Abtei Saint-Maurice und Heiliger Mauritius strahlen weit nach Deutschland hinaus

Saint-Maurice VS, 30.8.15 (kath.ch) Seit 1500 Jahren leben und beten in der Schweizer Abtei Saint-Maurice Mönche. Sie gilt als ältestes Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbruch in Betrieb ist. Seit September 2014 gedenkt sie der Gründung. Am 22. September, dem Fest des Heiligen Mauritius, reist Kurienkardinal Kurt Koch zur Abschlussfeier ins Wallis.

Georges Scherrer

Gegründet wurde das Kloster am 22. September 515 durch den heiligen Sigismund, den späteren König von Burgund. Im 9. Jahrhundert wurden die Mönche durch Chorherren ersetzt. 1128 übernahmen diese die Augustinusregel. Die Abtei gehört keiner Diözese an. Sie geniesst den Status einer Territorialabtei. Ihr Abt gehört automatisch der Schweizer Bischofskonferenz an.

Die Abtei überstand die Reformation, die Französische Revolution und einen Religionskrieg in der Schweiz, die zur Schliessung zahlreicher Klöster führten. Das Kloster steht an einer zentralen Stelle auf dem Weg von Nordeuropa über den Grossen St. Bernhard nach Rom. Es wurde am Fuss einer mächtigen, senkrechten Felswand errichtet.

An der engsten Stelle des Rhonetales im Wallis kam es im Jahr 290 unter Kaiser Diokletian zu einem Drama. Der Christ Mauritius, Offizier der Thebäischen Legion, und seine Gefährten wurden der Legende nach in Augunum, heute Saint-Maurice, hingerichtet. Der Name geht zurück auf die keltische Bezeichnung für Fels «Acaunum». Die Soldaten hatten sich geweigert, Christen zu töten oder, gemäss anderer Überlieferung, an heidnischen Opfern teil zu nehmen.

Mauritius-Verehrung in Europa

Die Verehrung des Offiziers aus dem ägyptischen Theben breitete sich rasch aus. In Europa soll es 800 Kirchen geben, die dem Märtyrer geweiht sind. In der Kathedrale in Magdeburg steht eine mittelalterliche Sandsteinskulptur, die Mauritius als schwarzen Mann mit roten Lippen zeigt. Die Kirche wurde von Kaiser Otto dem Grossen gebaut. Dieser hatte eine Reliquie aus Saint-Maurice nach Deutschland gebracht. Der Soldat Mauritius sollte als «militärischer Heiliger» verehrt werden. Das Reichsschwert und die Heilige Lanze, Teile der deutschen Reichskleinodien, wurden ab dem Hochmittelalter auf den heiligen Mauritius zurückgeführt.

Mauritius galt als Schutzheiliger des Heeres, der Messer- und Waffenschmiede und wurde vor Kämpfen, Gefechten und Schlachten angerufen – dies auch während des Zweiten Weltkrieges.

Kloster feiert ein Jahr sein Jubiläum

Seit dem 22. September 2014 gedenkt das Kloster mit einer ganzen Reihe von religiösen und kulturellen Events des stattlichen Jubiläums. Noch bis zum 6. September zeichnet ein Strassentheater die Geschichte der Abtei nach. Am 29. August werden Pilger nach einem Sternmarsch aus allen vier Himmelrichtungen in Saint-Maurice erwartet. Ausgangspunkt der Wanderungen sind Klöster, mit denen die Abtei freundschaftlich verbunden ist, darunter die Abtei Einsiedeln.

Zu den Jubiläumsfeiern wurde Papst Franziskus eingeladen. Er kann jedoch nicht kommen. Dafür schickt er den Ökumeneminister, Kardinal Kurt Koch, als Sondergesandten ins Wallis. Der Schweizer wird am diesjährigen Fest des Heiligen Mauritius, das den Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten bildet, eine Grussbotschaft des Papstes verlesen. An diesem Tag werden die Mauritius-Reliquien durch die Strassen des Orts getragen.

Alt und neu

Auf das Jubiläum hin hat das Kloster gewaltige Anstrengungen unternommen, um seine Geschichte aufzuarbeiten und der Allgemeinheit zugänglicher zu machen. Der bedeutende Klosterschatz, der Geschenke zahlreicher Fürsten und Könige aus über einem Jahrtausend enthält, erhielt eine neue Schatzkammer. Das Kloster benützte die Zeit für Ausgrabungen. Zudem veröffentlichte es im Jubiläumsjahr zwei über fünf Kilogramm schwere Bücher, welche Klostergeschichte und Klosterschatz dokumentieren.

Am vergangenen 1. August wurde Jean Scarcella (63) als 95. Abt eingesetzt. Obschon die Abtei mit ihren aktuell 37 Mönchen überaltert ist, blickt er zuversichtlich in die Zukunft. Die Abtei sei ebenso wie die zahlreichen anderen Klöster auf der Welt ein Werk Gottes: «Kann man Gott ein Alter zuschreiben», fragte der Mönch rhetorisch gegenüber kath.ch. (gs)

Festfahnen «1500 Jahr Kloster Saint-Maurice» wehen vor der Abtei | © 2015 Georges Scherrer | © Georges Scherrer
30. August 2015 | 12:37
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!