Das Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra.
International

12 Jahre Haft für Ukraine-Priester wegen Spionage für Russland

Ein ukrainisches Gericht hat einen orthodoxen Priester zu zwölf Jahren Haft verurteilt, weil er russischen Truppen Standorte der ukrainischen Armee gemeldet haben soll.

Das gab der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU am Mittwoch bekannt. Es handele sich um einen Vorsteher einer Pfarrei in Lyssytschansk in der Region Luhansk im Nordosten des Landes. Er wurde demnach Ende April verhaftet.

Informationen über Militärstützpunkte

Der Priester soll Informationen über ukrainische Militärstützpunkte in der Region Sjewjerodonezk gesammelt und per Bote an Russland verraten haben, hiess es. Es ist eine der ersten bekannten Verurteilungen eines Geistlichen wegen Spionage für Russland seit 2014.

Kyrill I., Patriarch von Moskau und ganz Russland.
Kyrill I., Patriarch von Moskau und ganz Russland.

Die ukrainisch-orthodoxe Kirche unterstand bis Mai dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., der Russlands Grossoffensive gegen die Ukraine unterstützt; sie erklärte sich dann aber für unabhängig. Ihr Oberhaupt, Metropolit Onufri, verurteilte den russischen Überfall auf das Land scharf.

Zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen

In der Ukraine gibt es zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen. Die Regierung unterstützt die erst 2018 gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine und plant ein Gesetz, das den Weg frei machen soll für ein mögliches Verbot der Ukrainischen Orthodoxen Kirche.

In den vergangenen zwei Wochen durchsuchte der Geheimdienst bereits deren Hauptsitz, das berühmte Kiewer Höhlenkloster, sowie andere kirchliche Einrichtungen. Dabei beschlagnahmte er nach eigenen Angaben «pro-russische Literatur» für Priesterseminare und kirchliche Schulen, in der die imperiale Lehre «Russische Welt» propagiert werde.

Erneut Razzien in 13 Klöstern

Der Inlandsgeheimdienst SBU führte am Mittwoch erneut Razzien in 13 ukrainisch-orthodoxen Kirchen und Klöstern durch. Die Durchsuchungen erfolgten nach offiziellen Angaben «zur Bekämpfung der subversiven Aktivitäten der russischen Spezialdienste in unserem Land».

Protest gegen den Krieg: Ukraine-Fahnen auf dem Petersplatz am 14. August 2022 im Vatikan.
Protest gegen den Krieg: Ukraine-Fahnen auf dem Petersplatz am 14. August 2022 im Vatikan.

Angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine wolle man die Bevölkerung vor Terroranschlägen schützen und verhindern, dass Religionsgemeinschaften als «Zelle der russischen Welt» missbraucht würden. Mit Unterstützung der Polizei und der Nationalgarde kontrollierte der Geheimdienst demnach Heiligtümer der ukrainisch-orthodoxen Kirche in den Regionen Tscherkassy, Wolyn und Cherson. (kna)


Das Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra. | © pixabay/JamesHills, Pixabay License
7. Dezember 2022 | 15:14
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