Wie sehen die Flüchtlinge aus der Ukraine ihre Zukunft in der Schweiz? – Ergebnisse einer Umfrage

Medienmitteilung

Viele ukrainische Flüchtlinge in der Schweiz haben Hoffnung, eines Tages in die Ukraine zurückzukehren, aber rechnen in naher Zukunft nicht damit. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die im Frühjahr 2023 von UNHCR, die UN-Flüchtlingsorganisation, dem Staatssekretariat für Migration (SEM) und Ipsos unter 2’800 in der Schweiz lebenden Flüchtlingen aus der Ukraine durchgeführt wurde.

Welche Profile und sozioökonomischen Umstände weisen die Haushalte der Flüchtlinge aus der Ukraine in der Schweiz auf? Was sind ihre kurz- und langfristigen Absichten in Bezug auf Rückkehr? Eine umfassende Umfrage des UNHCR, der UN-Flüchtlingsorganisation, in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Migration (SEM) und Ipsos SA Schweiz hat versucht, diese Fragen zu beantworten. 

Infolge des Krieges in der Ukraine wurde fast ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung gewaltsam vertrieben. Um einer grossen Zahl von Menschen rasch Schutz zu gewähren, hat die Schweiz im März 2022 den Schutzstatus S aktiviert, eine Form des vorübergehenden Schutzes. Gemäss den vom SEM veröffentlichten Statistiken hielten sich Anfang Dezember 2023 rund 66’000 Flüchtlinge aus der Ukraine mit Schutzstatus S auf. Die vorliegende Umfrage beleuchtet die sozioökonomische Situation sowie die Perspektiven und Zukunftspläne der Flüchtlinge.

Die Analyse basiert auf 1’125 Umfragen, die zwischen dem 30. März und 1. Mai 2023 über einen Online-Fragebogen abgeschlossen wurden. Die Daten wurden auf Haushaltsebene erfasst, was Informationen über mehr als 2’800 Flüchtlinge innerhalb dieser Haushalte bereitstellt.

Zentrale Ergebnisse

«»¢             Demographie: 79% der Flüchtlinge aus der Ukraine sind Frauen und Kinder. Die meisten Flüchtlinge kamen aus dem östlichen Teil der Ukraine oder aus Kiew zwischen Februar und April 2022 in die Schweiz. 69% der ukrainischen Flüchtlinge in der Schweiz haben einen Hochschulabschluss.

«»¢             Bildung: Kinder im schulpflichtigen Alter besuchen die öffentliche Schule in der Schweiz, jedoch besucht ein Viertel nebenher auch die ukrainische Schule online.

«»¢             Arbeitsmarkt: Die Anzahl der erwerbstätigen Personen (21%) entspricht den aktuellen Zahlen des SEM zur Arbeitsmarktintegration. Dies ist so kurz nach der Ankunft sehr hoch. Allerdings gibt die Hälfte der Beschäftigten an, dass ihre aktuelle berufliche Tätigkeit auf einem niedrigeren Niveau liegt als ihre vorherige Anstellung in der Ukraine. Rund ein Drittel der Befragten ist arbeitslos und ein Viertel gibt an, eine Berufsausbildung zu absolvieren. Das grösste Hindernis für die Arbeitsmarktintegration sind die erforderlichen Kenntnisse der Landessprache gefolgt von fehlenden Beschäftigungsmöglichkeiten, die den Qualifikationen entsprechen, und unzureichende Ausbildung oder Anerkennung von Qualifikationen. 

«»¢             Gesundheit und Lebensqualität: Die meisten Befragten geben an, bei guter oder sehr guter Gesundheit zu sein. Jeder achte Haushalt (13 %) enthält allerdings aufgrund von Behinderung oder Krankheit pflegebedürftige Familienangehörige. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, dass ein Gesundheitsproblem ihren Alltag in den sechs Monaten vor der Befragung beeinträchtigte. Personen, die bereits im Frühjahr 2022 ankamen, beschreiben ihre Lebensqualität besser als diejenigen, die später ankamen.

«»¢             Einkommen: Die Mehrheit kann ihre Grundbedürfnisse mit ihrem Einkommen weitgehend oder vollständig erfüllen. Ein Viertel der Befragten gibt an, diese nicht decken zu können.

«»¢             Rückkehrabsichten: Etwa ein Drittel der Befragten hofft, eines Tages in die Ukraine zurückzukehren, die Mehrheit (40%) ist unentschlossen und etwa ein Drittel gibt an, nicht zurückkehren zu wollen. Ältere Erwachsene planen eher eine Rückkehr, dies gilt auch für diejenigen, die eine/n Ehepartner*in oder Kinder in der Ukraine oder in der Schweiz haben. Die Haupthindernisse für die Rückkehr sind Sicherheitsbedenken und die Besetzung des Gebiets, in dem die Flüchtlinge lebten, der fehlende Zugang zu einer funktionierenden Gesundheitsversorgung, aber auch der Mangel an Arbeits- und Lebensunterhaltsmöglichkeiten.   

Weitere Informationen: Link zum Bericht

unhcr.org
18. Dezember 2023 | 08:35