Volodymyr Hruza, Weihbischof von Lwiw, Ukraine

Wallfahrt von «Kirche in Not (ACN)» nach Einsiedeln unter den Farben der Ukraine

Medienmitteilung

Jacques Berset, für «Kirche in Not (ACN)»

Die traditionelle jährliche Wallfahrt von «Kirche in Not (ACN)» nach Maria Einsiedeln am Sonntag, 21. Mai thematisierte die Lage in der Ukraine. Die Gläubigen, die die Kirche der Benediktinerabtei bis auf den letzten Platz gefüllt hatten, wollten ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk bekunden, das Opfer eines blutigen Angriffskrieges wurde, und den hohen Gast aus der Ukraine begrüssen, Bischof Wolodymyr Hruza.

Der Bischof feierte das Pontifikalamt in perfektem Deutsch – er promovierte in Dogmatik an der Universität Innsbruck. Vor schweigenden Gläubigen drückte der griechisch-katholische Weihbischof von Lemberg seine Dankbarkeit für die Solidarität des Schweizer Volkes und die Hilfe aus, die «Kirche in Not (ACN)» seit Beginn der Feindseligkeiten geleistet hatte.

19’000 ukrainische Kinder nach Russland deportiert.

Die Heilige Messe, die musikalisch von den jungen ukrainischen Flüchtlingen des Chores «Prostir» unter der Leitung des Dirigenten Oleksii Yatsiuk aus Charkiw gestaltet wurde, erinnerte, beim Anzünden von vier «Kerzen der Hoffnung» an das Schicksal der rund 19’000 ukrainischen Kinder, die «unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Russland deportiert» wurden.

In den Gebetsanliegen wurde auch das Schicksal von Pater Hans-Joachim Lohre angesprochen, der letztes Jahr Gast von «Kirche in Not (ACN)» in der Schweiz war und am 20. November 2022 in Mali entführt wurde. Er wird noch immer vermisst. Ausserdem wurde auf die Situation von Frauen und Mädchen, die in Pakistan zur Zwangsheirat mit Islamisten verschleppt werden eingegangen und für sie gebetet.

Ein Krieg «gegen unsere Kultur»

Nach der Messe wurden die Teilnehmer eingeladen, den ukrainischen Flaggen zu folgen, die den Weg zum Kultur- und Kongresszentrum ZWEI RABEN säumten, wo fast 500 Personen die von «Kirche in Not (ACN)» organisierte Podiumsdiskussion zum Thema «15 Monate Krieg in der Ukraine: Folgen für Europa, die Schweiz und die Kirche» verfolgten.  An der Diskussion nahmen Bischof Hruza, Bruder-Klausen-Kaplan Ernst Fuchs, die ACN-Projektreferentin für die Ukraine, Magda Kaczmarek, sowie der Luzerner Kantonsrat Urban Frye und die ukrainische Studentin Marta Yaniv teil, die den Hoffnungsschimmer der ukrainischen Jugend einbrachte, die solidarisch ihr angegriffenes Land verteidigt.

Bischof Hruza erinnerte daran, dass die Ukrainer in diesen Zeiten des Krieges von einem Tag auf den nächsten leben, ohne grosse Pläne zu machen, «denn die Bomben können uns jederzeit töten». Er betonte, dass dieser Krieg «gegen unsere Kultur gerichtet ist, denn die Ukrainer wollen in Würde und Freiheit leben … Und sie haben das Recht, sich zu verteidigen!». Der Redemptorist wies auch darauf hin, dass es neben der Versorgung der physischen Wunden der Bevölkerung auch schwerer zu behandelnde, tiefere Wunden gebe, «das sind die inneren Wunden … Die Kirche muss bei den Überlebenden, den Familien, bei den Beerdigungen präsent sein». Bischof Hruza wies auch darauf hin, dass Familien zerbrechen können, wenn Frauen und Kinder ihre Heimat verlassen und Männer an der Front sind. An vielen Orten in der Ukraine steht die Kirche der leidenden Bevölkerung bei, verteilt Lebesmittel oder nimmt in Pfarreien und Klöstern Flüchtlinge auf. Dabei erhält sie Unterstützung durch das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)», das zahlreiche Hilfsprojekte in der Ukraine unterstützt.

Der grüne Abgeordnete Urban Frye, der wohl bekannteste Pate ukrainischer Flüchtlinge in Luzern und Initiator des ukrainischen Begegnungszentrums Prostir, versprach, mit seiner Familie nach Charkiw zu reisen, die Stadt, die er im Februar dieses Jahres besucht hatte. Auch er war trotz pazifistischer Überzeugungen der Meinung, dass die Ukrainer das Recht hätten, sich mit Waffen gegen ihre Angreifer zu verteidigen. Die Wallfahrtsteilnehmer hatten ausserdem die Möglichkeit Ikonen zu sehen, die von den ukrainischen Künstlern Oleksandr Klymenko und Sonia Atlantova auf Munitionskisten gemalt wurden, die auf dem Schlachtfeld zurückgelassen worden waren. Diese sind noch bis Mittwoch, 31.05.2023 in der Klosterkirche ausgestellt. Erzbischof Hruza lud bei dieser Gelegenheit Papst Franziskus zu einem Besuch in Kiew ein. Am Ende der Gesprächsrunde überreichte Kaplan Ernst Fuchs Bischof Hruza eine Statue des heiligen Nikolaus von Flüe, dem Schutzpatron der Schweiz und weltweiten Friedensapostel.

Volodymyr Hruza, Weihbischof von Lwiw, Ukraine | © Jacques Berset
Kirche in Not
23. Mai 2023 | 07:18