Sektenführer Ivo Sasek: Jetzt packen seine Kinder aus

Drei Söhne von Ivo Sasek haben die rechtskonservative und radikale Sekte OCG verlassen. In einer Dokumentation erzählen die Aussteiger von der Gewalt, die sie jahrelang durchmachen mussten.

Mamonova Anastasia (man)

In der Welt der Corona-Verschwörer und religiösen Sekten ist Ivo Sasek (65) ein bekanntes Gesicht. Er steht nicht nur hinter dem Onlinesender kla.tv, der besonders in den letzten Jahren krude Spekulationen rund um das Coronavirus, 5G und angebliche Klimalügen verbreitet hatte. Er ist auch der Gründer der Organischen Christus-Generation (OCG), einer Sekte, die dem rechtskonservativen und antisemitischen Spektrum zugeordnet wird und rund 2000 Mitglieder in Walzenhausen AR zählt.

Die Ideologie des Ostschweizers: Der Kampf gegen die angeblich korrupten Politiker, «Lügenmedien», Finanzelite und die manipulierten Behörde – die allesamt vom Satan beherrscht seien.

«Die Harmonie hatte ihren Preis»

Sasek ist Vater von elf Kindern. Nach aussen präsentierte er in seinen Videos stets die heile Familienwelt. Doch dieses Konstrukt droht jetzt zusammenzubrechen. Drei seiner Söhne – Simon, David und Joschua Sasek – sind vor der Sekte geflüchtet. In der SRF-Sendung «Reporter» erzählen sie, was sich hinter verschlossenen Türen abgespielt hat.

«Die Harmonie, die wir nach aussen trugen, die hat so existiert, aber sie hatte auch einen Preis», sagte der älteste Sohn Simon im ersten Teil der zweiteiligen Dokumentation. Bereits als Kleinkind sei er regelmässig mit einem Bambusstock geschlagen worden – im Sinne einer körperlichen Züchtigung. «Das war für uns völlig normal und ich habe das schon als Zweijähriger erfahren. Es gehörte zur Erziehung.» Wenn das alles nichts genützt habe, folgte eine «Teufelsaustreibung».

Als Kinder seien sie ausserdem aufgefordert worden, «Mein Kampf» von Adolf Hitler zu lesen. «Für ihn kommt das Buch gleich nach der Bibel», sagt Simon Sasek über seinen Vater.

«Wenn Striemen sichtbar sind, ist es Kindesmisshandlung»

Ivo Sasek hatte ein Interview für die aktuelle Dokumentation abgelehnt. In der Vergangenheit stritt er aber bereits mehrfach ab, seine Kinder misshandelt zu haben. Doch Simon Sasek betont: «Wenn Striemen auf der Haut sichtbar sind, dann ist es Kindesmisshandlung. Das kann man nicht schönreden.» Andere Kinder dagegen stritten die Züchtigungs-Methoden in Videos auf kla.tv stets vehement ab.

Als Simon Sasek erste Zweifel plagen, sucht er das Gespräch mit seinen Eltern. Doch die hören nicht hin und schieben alles auf «dämonische Mächte», die ihren Sohn einnehmen würden. Irgendwann sei es soweit gewesen, dass die ganze Familie auf ihn eingeschlagen habe, um den «Teufel aus ihm auszutreiben».

Jahrelang geht es, bis er 2016 den Ausstieg schafft. Bis ihm seine persönliche Freiheit wichtiger wird, als die Ideale seiner Eltern. Seither wird er wie ein Aussätziger behandelt. Denn wer aussteigt, darf keinen Kontakt mehr zu den Anhängern haben, selbst wenn es sich um die eigene Familie handelt. Sein Vater hielt in einem Brief fest: «Die OCG darf mit keinem Haar mehr in Berührung mit Simon stehen, weil mit jeder Berührung der Sauerteig des Todes, der Lüge und der Vernichtung sein Unwesen zu treiben beginnt.»

Familie wegen OCG auseinandergebrochen

Nicht nur Simon erwähnt in seinen Schilderungen die körperliche Gewalt. Auch Hanna B. (25), wie SRF die junge Frau nennt, erzählt von ihren Erlebnissen. Die Tochter eines Paares, das Mitglied der OCG-Sekte war, sagt, dass sie die Schläge zu spüren bekam. Im Alter von 16 Jahren floh der Teenager. Ihre Eltern brachen den Kontakt zu ihrer Tochter ab, die der Satan angeblich in seine Gewalt bekommen hatte.

Mittlerweile haben auch die Mutter von Hanna, Maja B., und ihre anderen drei Töchter sich von der Sekte gelöst. Im SRF-Dok bestätigt die Frau, was Hanna widerfahren sei. Sie bereue es bitter. Hannas Brüder und ihr Vater gehören aber nach wie vor zu den Sektenanhängern. (man)

Der zweite Teil der Dokumentation wird am heutigen Mittwoch um 21 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.

*Name der Redaktion bekannt