Reguläre Irreguliertheit oder: wie ein Glaubenspräfekt die Quadratur des Kreises vornimmt

Medienmitteilung

Auf die zahlreichen Formen der Ablehnung, welche das Dokument Fiducia Supplicans hervorgerufen hat, hat Seine Eminenz, der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Victor Emanuel Fernández, am heutigen Nachmittag mit einer Pressemitteilung reagiert. Obwohl zunächst in FS 41 weitere Ausführungen ausgeschlossen wurden, behandelt nun doch eine neue Stellungnahme, nachfolgend Stln, in sechs Abschnitten verschiedene Schlüsselpunkte des ursprünglichen Dokuments. Eines steht fest: Es besteht nun für alle Seiten erheblich mehr Klarheit, was das Dikasterium tatsächlich gestattet sehen will – allerdings scheint das nicht mit dem übereinzustimmen, was FS selbst noch hat lesen lassen. «In dem hier umrissenen Horizont liegt die Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen.» (Nr. 31) Nunmehr lesen wir, dass der Priester in dem Segen beten soll: «Herr, schau auf diese Deine Kinder; […] befreie sie von allem, was Deinem Evangelium widerspricht […]» und dann das Kreuzzeichen über jeden einzeln macht (Stln Nr. 5). Es stellt sich nun die Frage: Wo wird hier ein Paar gesegnet? Sicher, er spricht hier von einem im Konkubinat befindlichen Paar, von den sogenannten Geschieden-Wiederverheirateten, doch war ein solcher Segen für zwei Menschen, die Hilfe bedürfen, immer schon möglich. Der Unterschied beispielsweise zwischen dem Segen über zwei Verlobte und der in der Stln beschriebenen Segnung besteht im Objekt: Im ersten Fall werden die beiden als Paar (qua ihrer bisherigen und zukünftigen Verbindung) gesegnet, im zweiten Fall als Einzelpersonen trotz ihrer Verbindung.

Nachdem der erste Absatz der Stellungnahme etwaige Vorwürfe der Heterodoxie unter Zitation verschiedener Stellen aus FS zurückweist, geht Nr. 4 auf «das eigentlich Neue» darin ein: die neue Kategorie Segnungen, die S. E. Kardinal Müller in seiner Analyse den Gebeten bzw. Segnungen in den Sakramenten einerseits und den Sakramentalien andererseits an die Seite stellt. Der Unterschied besteht laut FS zwischen traditionellen, «liturgischen oder rituellen» und «spontanen oder seelsorgerisch motivierten» Segnungen. Doch eine nichtliturgische Segnung ist etwa so sinnig wie ein außerrechtlicher Vertragsabschluss, mit einem Wort, eine contradicitio in adjecto. Liturgie findet immer statt, wo ein Kleriker im Namen der Kirche agiert. Wenn ein Priester einen Segen aber nicht im Namen der Kirche spendet, in wessen Namen handelt er dann? Wenn der Vorwurf der Heterodoxie zutreffen sollte, dann eben in der Idee einer solchen Trennung priesterlichen und kirchlichen Wirkens. Beachte: Ein Vergleich mit dem Segen der Eltern über ihr Kind verbietet sich, da diese nicht aus der göttlichen Vollgewalt herrühren, die Christus Seiner Kirche verliehen hat, sondern aus der natürlichen Struktur der Familie; sie sind eigentlich als Segnungen im analogen Sinne zu bezeichnen.

Im Resümee: Es ist sehr zu begrüßen, dass die Segnung von Einzelpersonen, die immer im Rahmen sogar der liturgischen Segnungen egal in welcher Lebenssituation möglich war, hier nochmal betont wird; Verwirrung entsteht jedoch weiterhin durch die Formulierung, dass ein irreguläres Paar gesegnet würde, obwohl das Richtbeispiel für die Segensformel explizit nur Einzelne betrifft. Hier besteht also weiterhin Klärungsbedarf.

Maria 1.0 ist eine Initiative von Katholiken, besonders von jungen Frauen, die den einen universellen Glauben der Kirche in verschiedenen Spiritualitäten leben. Die Initiative versteht sich als Sprachrohr all jener Katholiken, die die Schönheit und Wahrheit des katholischen Glaubens, wie ihn das Lehramt der Kirche formuliert, bekennen und möchte diesen Glauben medial bekannt machen.

Maria 1.0
5. Januar 2024 | 07:10