Preisverleihung an Innovationen für Menschen mit Behinderung in Institutionen

INSOS zeichnet ein Film- und ein Ethikprojekt aus

Alle zwei Jahre vergibt INSOS Zürich, der kantonale Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Behinderung, einen Preis von insgesamt Fr. 3500.00 für besonders innovative Projekte seiner Mitglieder.

Bewertet werden u.a. der Nutzen für die Menschen mit Behinderung in den Institutionen, die Nachhaltigkeit sowie die unternehmerische Leistung. Der Preis bezweckt die Förderung der Lebensqualität der Menschen mit Behinderung und die fachliche Entwicklung sowie Innovationen der Institutionen. Dieses Jahr ging der 1. Preis an das Filmprojekt «Flucht Heimwärts» vom Hof Wagenburg in Seegräben, eine Institution des Vereins Zürcher Eingliederung. Der 2. Preis wurde dem Projekt «Ethikforum» der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung in Rüti verliehen.

Die Preisverleihung fand am 10. November 2014 anlässlich der Mitgliederversammlung von INSOS Zürich in der Stiftung Brunau in Zürich statt. Die beiden prämierten Projekte wurden den anwesenden Verbandsmitgliedern vorgestellt.

Ausschlaggebend für den 1. Preis war beim Gewinnerprojekt «Flucht Heimwärts» für die Jury, dass dieser Spielfilm ausschliesslich mit Darstellenden mit einer geistigen oder intellektuellen Beeinträchtigung realisiert wurde. Im Film werden auch Personen ohne Behinderung von Darstellenden mit Beeinträchtigung gespielt. Das ist einzigartig. In bisherigen Filmen werden Menschen mit und ohne Beeinträchtigung jeweils nebeneinander dargestellt, was einem Film eine gänzlich andere Qualität gibt. Realisiert wurde der Film im Winter 2012/2013 bis Sommer 2014. Mit diesem Filmprojekt wird ein Medium verwendet, dessen Gestaltung Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung sonst eher verwehrt ist. Es geht auch darum, dass diese Menschen in einem viel abstrakteren Rahmen ihre Kreativität freisetzen können. Der Film zeigt auf, zu welchen Leistungen Menschen mit einer Beeinträchtigung fähig sind, wie absolut einzigartig sie in einem Film zum Leuchten kommen, wie authentisch sie ihre Rollen spielen. Wichtig sind dabei auch die gemachten Erfahrungen des Filmteams (Geschichte, Regie, Film, Ton), wie mit Menschen mit Beeinträchtigung gearbeitet werden muss, um einen guten Film zu produzieren.
Der Film kann – unterlegt mit Diskussionen – in Schulen für pädagogische oder soziale Ausbildungen als Schulungsmaterial dienen. Er kann aufzeigen, wie viel in der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung möglich ist. Die produzierte DVD wird im Verkauf erhältlich sein.

Beim zweitplatzierten Projekt «Ethikforum» der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung in Rüti war für die Jury ausschlaggebend, dass in diesem speziellen Ethik-Gefäss Mitarbeitende aus allen Hierarchiestufen teilnehmen, dass die alltägliche Berufspraxis kritisch hinterfragt, über Werte und Haltungen nachgedacht wird. Jährlich finden sechs zweistündige Foren statt. Durch die Reflexion der Betreuungspraxis trägt das Ethikforum zur Professionalität und Qualität der Betreuung der Menschen mit Behinderung bei. Der Nutzen für die betreuten Menschen und die Förderung ihrer Lebensqualität ergibt sich daraus, dass im Forum wertvolle, das heisst den Werten des Leitbilds entsprechende Lösungen für konkrete Betreuungsprobleme erarbeitet werden, die anschliessend in die Praxis einfliessen. Im Ethikforum erfolgt der Einbezug der Interessen der betroffenen betreuten Personen anwaltschaftlich, indem ihre (eruierten oder mutmasslichen) Werte bei der Analyse des Problems auf der Werte- und Normenebene wie bei der Suche nach Lösungen berücksichtigt werden.

Infos zum Filmprojekt «Flucht Heimwärts»: www.hof-wagenburg.ch
Infos zum Projekt «Ethikforum»: www.sfgb.ch

Jolanda Lötscher, Geschäftsführerin INSOS Zürich

Gastbeitrag
11. November 2014 | 09:03