Ordensschwestern beginnen, ihr eigenes Haus aufzuräumen

Medienmitteilung

Anlässlich der kommenden Synode für Amazonien fragen sich Ordensschwestern aus aller Welt, warum der Widerstand gegen die Beteiligung von Frauen so gross ist, wenn es um Führung und Entscheidungsfindung in unserer Kirche geht? Warum werden Schwestern, die ihr ganzes Leben dem Evangelium und der Kirche gewidmet haben, nur als Gäste in ihrem eigenen Haus behandelt?

Bei den letzten beiden Synoden wurde das Stimmrecht auf nicht ordinierte Katholiken ausgedehnt, allerdings nur Männer. Das bedeutet, dass das Priestertum kein Kriterium ist für die Mitbestimmung, wohl aber (ohne jede kirchenrechtliche Grundlage) das Geschlecht. Ordensbrüder wurden bei den Synoden 2015 und 2018 in Rom um ihre Stimme gebeten. Die Stimmen ihrer Schwestern, die im kanonischen Status gleichwertig sind, galten nichts. Sie blieben vom Stimmrecht ausgeschlossen, einfach, weil sie Frauen sind. Nun haben die Ordensfrauen genug.

Am 1. Oktober organisiert Voices of Faith eine Pressekonferenz zum Thema Stimmrechte der Frauen an zukünftigen Synoden. Ordensschwestern und Vertreterinnen von Laienorganisationen werden sich öffentlich für die Sache stark machen. Die Petition #votesforcatholicwomen, im September 2018 initiiert, haben damals über 9600 Menschen in kürzester Zeit unterzeichnet. Ordensfrauen, die an der Amazonien-Synode teilnehmen, sollen über die Beschlüsse dieser Synode mit abstimmen. Das ist die Forderung an den Papst. Benediktinerinnen des Klosters Fahr in der Schweiz mit ihrer Priorin Irene Gassmann reisen mit dem Bus nach Rom, um ihre Unterstützung dafür zu zeigen. Das Foto dieser Schwestern im Alter von 53 bis 86 Jahren ging vor einigen Monaten viral, als sie die Petition zeichneten.

Am 3. Oktober wird Voices of Faith in der Biblioteca Vallicelliana ein Event organisieren mit Ordensschwestern und anderen engagierten Personen, darunter ein Bischof, um über die Rolle der Frauen bei der Gestaltung der Kirche von morgen zu diskutieren. Zu den Referentinnen aus aller Welt gehören Sr. Teresa Forcades (Spanien), Priorin Irene Gassmann (Schweiz), Bischof Felix Gmür (Schweiz), Sr. Simone Campbell (USA), Sr. Anne B. Faye (Senegal), Sr. Mary J. Mananzan (Philippinen), Doris Reisinger Wagner (Deutschland), Sr. Chris Burke (Australien), Sr. Shalini Mulackal (Indien) und Sr. Madeleine Fredell (Schweden). «Vom Geist belebt, rufen wir unsere Vertreterinnen auf, bei der Synode über Amazonien abzustimmen, ebenso wie ihre Brüder», sagt Schwester Simone Campbell, SSS. Sie wird die Veranstaltung von Voices of Faith eröffnen. «Wenn der Leib Christi ganz sein soll, muss unsere Kirchenleitung die Gaben des Geistes annehmen, einschliesslich der umfänglichen Beteiligung der Frauen. Die Abstimmung von Schwestern an der kommenden Synode ist ein Schritt in diese Richtung. Die Zeit ist gekommen.»

Zum ersten Mal haben wir mit Bischof Felix Gmür, Bischof von Basel, und amtierender Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, einen engagierten Bischof unter uns. Gemeinsam mit Priorin Irene Gassmann OSB vom Kloster Fahr wird er Erreichtes, Visionen und konkrete Schritte in der Schweizer Kirche zur Gleichstellung von Frauen teilen. «Es ist dringend, dass wir eine Gesellschaft entwickeln, die sich der gleichen Würde und der wechselseitigen Abhängigkeiten von Menschen und Kulturen bewusst ist. Das gilt auch für die Rolle der Frauen in der Kirche. Dafür setze ich mich weiterhin nach Kräften ein.» sagt Bischof Gmür.

Die gemeinschaftliche weltkirchliche Unternehmung dieser Schwestern zeigt, dass die Diskussion über die Gleichstellung in der Kirche heute notwendiger ist denn je. Das Engagement und die Lösung dieses drängenden Themas wurzeln im Gauben und in der Hoffnung der Ordensfrauen. Schwester Petra Müller vom Kloster Fahr ist mit dreiundachtzig Jahren eine der ältesten Schwestern, die mit dem Bus nach Rom fährt. Sie ruft die Frauen auf, sich gegenseitig in Wort und Gebet zu ermutigen: «Frauen sollten auf der Synode wahrgenommen und ernst genommen werden und so das Wahlrecht erhalten. Frauen haben ein Potenzial, das bei Männern fehlt; unsere Kirche braucht dieses Potenzial dringend für eine neue Vitalität.» Wenn die Kirche weiterhin die Stimmen fähiger, treuer und engagierter katholischer Frauen ignoriert, wenn sie weiter bei der Entscheidungsfindung in der Hierarchie fehlen – welche Hoffnung bleibt dann für die Zukunft der katholischen Kirche?

Voices of Faith ist eine globale Initiative, die sich seit sieben Jahren für eine Kirche einsetzt, die ihre Frauen als Führerinnen, Expertinnen und Theologinnen schätzt, mit dem Recht, am Tisch zu sitzen und mit der Hierarchie mit zu arbeiten, um die Entscheidungen zu treffen, die uns alle betreffen.

Veranstaltungsdetails:

1. Oktober, Pressekonferenz zum Wahlrecht für katholische Frauen. La Stampa Estera, Rom, 17:00 Uhr

Zu den Referentinnen gehören:

Priorin Irene Gassmann, Benediktinerin, Kloster Fahr

Schwester Petra Müller, Benediktinerin, Kloster Fahr

Schwester Fidelis Schmid, Benediktinerin, Kloster Fahr

Schwester Simone Campbell, Gründernetzwerk, Nonnen im Bus

Zuzanna Flisowska, General Manager, Voices of Faith

Deb Rose Milavec, Geschäftsführerin, Future Church

Kate McElwee, Geschäftsführerin, Frauenordinationskonferenz

Weitere Informationen

3. Oktober, «Und du Schwester… Was sagst du dazu?» Voices of Faith event – Biblioteca Vallicelliana, Rom, 11:30 Uhr

Zu den Referentinnen gehören:

Schwester Simone Campbell SSS

Priorin Irene Gassmann OSB

Bischof Felix Gmür

Schwester Teresa Forcades OSB

Schwester Mary John Mananzan, OSB

Schwester Shalini Mulackal, PBVM

Doris Wagner

Schwester Chris Burke

IBVM Schwester Madeleine Fredell,

OP Schwester Anne Béatrice Faye, CIC

Weitere Informationen

Voices of faith
18. September 2019 | 16:36