Ordensleben ohne Kloster

Medienmitteilung

Ordensleutetag des Bistums St.Gallen am 30. Januar 2018 – Wie kann man heute verbindlich als Christin/Christ leben? Neben den traditionellen klösterlichen Formen, gibt es seit einiger Zeit auch Ordensleben in der Welt, ohne Ordenstracht, ohne Kloster, aber dennoch gemäss den drei «evangelischen Räten»: Armut, ehelose Keuschheit und Gehorsam. Barbara Walser und Raffael Rieger (beide St.Gallen) haben diese Lebensform gewählt. Sie gehören verschiedenen Säkularinstituten an, das heisst Gemeinschaften, die ihren Glaubensweg mitten in der Welt verwirklichen.

Barbara Walser arbeitet als Pastoralassistentin in der Seelsorgeeinheit St.Gallen-Zentrum. Zudem ist sie Mitarbeiterin im Regensamt und damit eingebunden in die Bistumsleitung. Sie gehört dem Säkularinstitut St. Katharina-Werk an und ist dessen Leiterin. Raffael Rieger ist Priester, Regens und damit für die Ausbildung der Seelsorgenden im Bistum verantwortlich, Mitglied der Bistumsleitung und gehört dem Säkularinstitut der Schönstatt-Patres an. Für die Schönstatt-Bewegung ist er in der Jugendarbeit tätig. Er ist zudem Leiter der Schweizer Bewegung sowie in der Provinzleitung der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres.

Gelübde oder Versprechen als Zeichen

«Da wir nicht in einen monastisch geprägten Alltag mit festen Strukturen und Gebetszeiten eingebunden sind, besteht die Herausforderung darin, unseren geistlichen Weg weitgehend individuell zu gestalten, natürlich im Rahmen der drei evangelischen Räte, gemäss unserer Spiritualität, sowie in Verbundenheit mit den Mitschwestern», sagt Barbara Walser. «Die drei Gelübde sind Zeichen, die vielleicht die Menschen, denen wir in unserem Alltag begegnen, aufhorchen lassen: Wie gehe ich um mit Besitz, Macht, Freiheit, mit meiner Sexualität? Da kann es im Alltag durchaus tiefe Begegnungen und Gespräche geben.»

Mitarbeit am Reich Gottes

Auch für Raffael Rieger sind die drei Versprechen massgebend für das Glaubensleben in der Welt. Armut: «Ich muss keinen Reichtum anhäufen, ich vertraue darauf, dass Gott mir das Nötige zum Leben gibt. Ich bin frei zur Mitverantwortung für die Armen, für die Schöpfung und versuche solidarisch zu leben. Gehorsam: Ich stelle mich Gott und den Menschen zur Verfügung, ich muss nicht alles selber planen, bin mit meinen Mitbrüdern und vielen Mitmenschen geschwisterlich auf dem Weg. Keuschheit: Ich versuche zu entdecken, wo Gott mir in meinem Alltag entgegenkommt, was sein Wille ist, wo seine Spuren sind. So kann ich verfügbar sein als Mitarbeiter am Reich Gottes mitten in der Welt. ”

Offene Angebote

Das St. Katharina-Werk als Säkularinstitut ist Teil einer grösseren Gemeinschaft, die als Verein «Katharina-Werk» organisiert ist. Dazu gehören Männer und Frauen in unterschiedlichen Lebensformen und aus verschiedenen Konfessionen. Dieser Verein ist ökumenisch und interreligiös ausgerichtet. Offene Angebote ermöglichen, Leben und Spiritualität des Werkes kennen zu lernen. Ein wichtiges Anliegen des Katharina-Werkes ist der Dienst an der Versöhnung, verwurzelt in der Christus-Mystik, inspiriert durch die Theologie von Pierre Teilhard de Chardin.

Auch die Schönstatt-Patres als Säkularinstitut sind Teil einer grossen, internationalen Gemeinschaft, der Schönstatt-Bewegung. Im Haus der Patres in St.Gallen und im Bildungshaus Neu-Schönstatt in Quarten treffen sich immer wieder verschiedene Gruppen in unterschiedlichen Lebensformen, und es gibt auch offene Angebote, um Leben und Spiritualität näher kennen zu lernen. Kern der Spiritualität ist eine Pädagogik, in der sich Glauben und Leben verbinden. Diese konkretisiert sich in einem «Bündnis» mit Maria, der Mutter Gottes, die als Erzieherin und Lebensbegleiterin zu Jesus Christus und zu Gott führt. (Bistum St.Gallen/Evelyne Graf)

www.schoenstatt.ch / www.katharina-werk.org

Besinnungstag mit Ordensleuten

Bischof Markus Büchel lädt am 30. Januar anlässlich des «Festtags des geweihten Lebens» alle Ordensleute und Mitglieder von Säkularinstituten zu einem Besinnungstag ein. Thema: «Situation und Zukunft des Ordenslebens». Referent ist Professor Thomas Eggensperger, der dem Orden der Dominikaner angehört. Die Tagung beginnt um 10 Uhr und wird mit einem feierlichen Gottesdienst um 15 Uhr abgeschlossen. Der Gottesdienst mit Bischof Markus Büchel findet in der Kathedrale St.Gallen statt und steht allen Gläubigen offen.

Bistum St. Gallen
24. Januar 2018 | 08:11