Zertifikatsfeier des Begleitdienstes in Palliative Care der Aargauer Landeskirchen

«Musik ist Nahrung für die Seele»


Aargauer Landeskirchen zertifizieren Freiwillige und Fachleute und feiern Jubiläum der Palliative-Care-Arbeit.

Am 25. November wurde in Aarau das elfjährige Bestehen des für sterbende Menschen und ihre Angehörigen wertvollen und hilfreichen Begleitdienstes in Palliative Care der Aargauer Landeskirchen gefeiert. 2021 wurden wieder 57 Personen in diesem Themenbereich ausgebildet. Von den über 1000 ausgebildeten Personen arbeiten viele als Freiwillige im Begleitdienst, der Betroffenen im ganzen Kanton Aargau kostenlos zur Verfügung steht.

Die Themen Tod und Sterbebegleitung sind in den letzten knapp zwei Jahren aufgrund der Coronapandemie in der Gesellschaft sehr präsent gewesen. Die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig die Unterstützung am Ende des Lebens ist – für Direktbetroffene und Angehörige. Denn eines ist klar: Kaum jemand will einsam sterben. Darum ist die Palliative und Spiritual Care nicht mehr aus dem Schweizer Gesundheitssystem wegzudenken.

Im Jubiläumsjahr 57 Personen ausgebildet

2010 begann die Reformierte Landeskirche mit ihrem Engagement für Palliative Care, 2016 wurde es gemeinsam von allen Aargauer Landeskirchen übernommen. Die Feier des Zehn-Jahres-Jubiläum musste wegen der Pandemie von 2020 auf 21 verschoben werden. Auch in diesem Jubiläumsjahr konnten die Aargauer Landeskirchen wieder 57 Personen in einem der vielfältigen Lehrgänge von Palliative und Spiritual Care ausbilden.

Im Rahmen der mit der Jubiläumsfeier verbundenen Zertifikatsfeier im Kultur und Kongresshaus Aarau wurden sie ausgezeichnet. 32 Personen erhielten das A2-Diplom für Begleitpersonen, zwei dasjenige für Fachpersonen. 22 Absolventinnen und Absolventen schlossen die B1-Ausbildung für Fachpersonen ab und eine Person den interprofessionellen B2-Lehrgang für spezialisierte Palliative Care.

Mehr als 1000 Personen in der Ausbildung für Palliative und Spiritual Care

Die Reformierte Landeskirche Aargau hat die Ausbildung unter der Leitung von Pfarrerin Karin Tschanz vor elf Jahren ins Leben gerufen. Der A1-Einführungskurs geschieht in Kooperation mit dem Roten Kreuz Kanton Aargau. Für die Kurse A2F, B1 und B2 bestehen Anschlusslösungen mit der Careum Hochschule Gesundheit Zürich. Seit 2016 tragen auch die Christkatholische und die Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Aargau diese erfolgreiche Arbeit mit.

Während diesen elf Jahren wurden insgesamt 1040 Personen im Bereich Palliative und Spiritual Care ausgebildet. 455 davon waren Fachpersonen aus Pflege, Seelsorge, Therapie und Ärzteschaft, 585 waren Freiwillige. Diese Freiwilligen leisteten bisher über 66›000 Stunden Begleitdienst bei schwerkranken und sterbenden Menschen – das ist Arbeit im Gegenwert von gegen zwei Millionen Franken, wenn sie professionell entlöhnt werden müsste.

«Wir sind stolz darauf, so viele Personen ausgebildet zu haben. Unsere Lehrgänge ziehen dank renommierten Referenten und Dozentinnen und einem Curriculum gemäss den Richtlinien von Palliative Care viele Teilnehmende an. Das zeigt einerseits, wie gross das Interesse an Palliative und Spiritual Care ist, und andererseits, wie wichtig dieses Angebot für unsere Gesellschaft ist. Niemand sollte allein ohne Begleitung sterben müssen – auch wenn das in der Coronazeit leider viel zu oft geschah, weil Angehörige und Freiwillige nicht zugelassen wurden», so Karin Tschanz.

Bewusstsein für den Kontext schärfen

Im Anschluss an die Zertifikatsfeier, die im Aarauer Kultur und Kongresshaus über die Bühne ging, hielt Rolf Verres sein Referat. Er ist emeritierter Professor und Facharzt für psychotherapeutische Medizin, zugleich aber auch Musiker und Fotograf. Und so drehte sich sein Vortrag auch nicht ausschliesslich um Medizin, sondern um eine Kombination aus Medizin und Kunst. Unter dem Titel «Der Klang der Seele» gab er verschiedenste Anekdoten, Beispiele und Forschungsergebnisse aus seinem Berufsalltag zum Besten.

Er sprach über die Musiktherapie, die er als sehr geeignet ansieht, um die Achtsamkeit von Patienten zu trainieren. «Musik ist in diesem Kontext keine Unterhaltung, sondern Nahrung für die Seele. Entscheidend ist, dass die Musik jeweils zur Stimmungslage des Patienten passt,» so Verres. Der Referent setzte sich zur Illustration und Freude des Publikums an diesem Abend zwei Mal selbst an den Flügel. Sein Referat schloss er mit den Worten: «Wenn eine Behandlung erfolgreich sein soll, dann muss die Gesamtsituation, die Atmosphäre passen. Ansonsten können wir uns nicht auf die Patienten einlassen und umgekehrt.»

Informationsdienst / Fabio Baranzini

Zertifikatsfeier des Begleitdienstes in Palliative Care der Aargauer Landeskirchen | © zVg
Reformierte Landeskirche Aargau
29. November 2021 | 15:49