Mehr Geld selbst erwirtschaftet

Caritas Zürich mit positivem Jahresabschluss

Die Secondhand-Läden und die Caritas-Märkte steigerten ihre Umsätze, weshalb Caritas Zürich im vergangenen Jahr mehr Mittel durch eigene Angebote erwirtschaften konnte. An der Mitgliederversammlung vom 18. Juni präsentierte die Historikerin Sara Galle zudem das Resultat einer Untersuchung zur Tätigkeit des ehemaligen Vorstandsmitglieds Alfred Siegfried, Gründer und Leiter des «Hilfswerks für die Kinder der Landstrasse».

Mit einem erfreulichen Plus von CHF 457›740 schloss Caritas Zürich das Jahr 2012 ab. Während die betrieblichen Aufwände um 0,75% stiegen, nahmen die betrieblichen Erträge um 6% zu. Damit liegt der Anteil der selbst erwirtschafteten Mittel bei fast 40%. Wichtige Finanzierungsanteile bilden zudem Beiträge (36%, zwei Drittel davon von der Katholischen Kirche) und Spenden (21%). Die Mitgliederversammlung genehmigte den Bericht und wählte zudem Erika Lüscher (Zürich) vom Katholischen Stadtverband als Nachfolgerin des zurücktretenden Josef Arnold, der sich im Vorstand 11 Jahre lang für die Organisation engagiert hatte.

Alfred Siegfried und der Caritasverband der Stadt Zürich
Seit 1991 ist Caritas Zürich mit einer Fachstelle für das gesamte Caritas-Netz in der Schweiz in der Einzelfallhilfe für die Fahrenden tätig. Von dieser Fachstelle kam der Hinweis darauf, dass Alfred Siegfried, der Gründer und Leiter des «Hilfswerks für die Kinder der Landstrasse» der Pro Juventute, von 1939 bis 1966 auch Mitglied im Vorstand des Caritasverbandes gewesen war. Caritas Zürich beauftragte daraufhin die Historikerin Sara Galle, welche bereits die Geschichte des Hilfswerks «Kinder der Landstrasse»* aufgearbeitet hat, das Wirken Siegfrieds im Caritasverband zu untersuchen. Ihre Nachforschungen, deren Ergebnisse sie im Rahmen der Mitgliederversammlung vorstellte, zeigten keine direkten Auswirkungen von Siegfrieds Vorstandstätigkeit. Dies ist einerseits beruhigend. Andererseits war Siegfried zu seiner Zeit eine anerkannte Fachperson; es ist deshalb möglich, dass seine Ansichten und Absichten auch durch andere Personen zum Tragen kamen. Falls jemandem im Caritasverband dadurch unrecht getan wurde, bedauert Caritas Zürich dies sehr.

Was werden wir in 20, 50 oder 100 Jahren verurteilen?
Mit Alfred Siegfried war ein Mann im Caritasverband tätig, der Fahrenden sehr viel Leid zugefügt hat. Dass dies geschehen konnte, motiviert Caritas Zürich heute umso mehr dazu, gesellschaftliche Entwicklungen zu hinterfragen. Welche aktuell akzeptierten Verhaltensweisen, aber auch Menschenbilder werden sich in 20, 50 oder 100 Jahren als ethisch unhaltbar erweisen? Caritas Zürich sieht sich in der Pflicht, hier zum einen selbstkritisch zu bleiben und zum anderen solche Entwicklungen im Kanton Zürich aufzuspüren und zur Diskussion zu stellen.

Der «Caritasverband der Stadt Zürich» wurde 1926 gegründet. Sein Zweck war der Zusammenschluss der in den katholischen Pfarreien der Stadt Zürich tätigen caritativen Vereine und Institutionen sowie die Förderung ihrer Arbeit. Insgesamt waren dies 26 eigenständige Organisationen, darunter Caritas Zürich.

Caritas Zürich
19. Juni 2013 | 16:36