Katholische Kirche St. Gallen entwickelt neue Gebäudestrategie

Medienmitteilung

Die Katholische Kirche verfügt in St.Gallen über eine grosse Anzahl Kirchen, Kapellen und Pfarreiheimen. Diese Infrastruktur entspricht nicht mehr dem pastoralen Bedürfnis und den finanziellen Möglichkeiten. Deshalb soll sie reduziert werden. Gestern wurde der Prozess dazu in verschiedenen Gremien sowie die Vernehmlassung gestartet.

Die Katholische Kirche St.Gallen ist mit ihren elf Pfarreien in den Quartieren der Stadt präsent. Und das will sie auch bleiben. Trotzdem stellt sich die Frage, inwiefern die 14 Kirchen und Kapellen und die dazugehörigen Pfarreiheime und weiteren Liegenschaften den heutigen und zukünftigen Bedürfnissen entsprechen.

Kirche im Wandel

«War das kirchliche Leben in den vergangenen Jahrzehnten noch von starken Vereinsstrukturen in den Pfarreien und durch eine hohe Gottesdienstbesucherzahl in allen Quartieren geprägt, entwickeln sich anderen Formen von Kirche», sagt Dompfarrer und Dekan Beat Grögli. Viele Kirchbürgerinnen und Kirchbürger hätten ein distanziertes Verhältnis zu ihrer Kirche, unterstützen diese jedoch, da sie die Jugendarbeit, die Seniorenarbeit oder die Arbeit der katholischen Sozialdienste mittragen und sich gerne in Lebensübergängen, z.B. bei der Hochzeit, von der Kirche begleiten lassen. «Diese Menschen sind auf das kirchliche Personal und nur punktuell auf kirchliche Räume angewiesen», sagt Armin Bossart, Präsident des Kirchenverwaltungsrats der Kirchgemeinde St.Gallen. Beheimateten und engagierten Kirchenmitgliedern sei jedoch auch in Zukunft eine räumliche Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, die den sich verändernden Bedürfnissen im Hinblick auf die Art und Weise des Feierns, der Funktionalität und dem Anspruch auf Ästhetik entspräche, so Bossart.

Breit abgestützte Diskussion

Mit dem Positionspapier «Räume und Infrastruktur im Hinblick auf die pastorale Entwicklung» stossen der Kirchenverwaltungsrat der Katholischen Kirchgemeinde St.Gallen (KVR) und das LOS-Team, das Koordinationsgremium der Seelsorge, einen breit abgestützten Diskussions- und Vernehmlassungsprozess an. «Wir laden die verschiedenen kirchlichen Gremien und die Kirchbürgerinnen und Kirchbürger ein, die im Papier vorgestellten Ideen bis Ende Oktober 2022 zu diskutieren und dazu Stellung zu nehmen», schildert Grögli. «Ein Fragekatalog steht als Hilfestellung zur Verfügung.»

Fokussierung, Klärung und Prüfung räumlicher Ökumene

Der KVR und das LOS-Team schlagen vor, sich auf drei vollausgebaute Standorte zu fokussieren, die Raum für grössere Veranstaltungen bieten und die überpfarreiliche Raumlast tragen: Kirche St.Maria und Begegnungszentrum Neudorf im Osten; Kathedrale, Schutzengelkapelle und DomZentrum im Zentrum sowie Kirche und Pfarreiheim Bruggen im Westen der Stadt.

«Wir schlagen vor, an den Standorten St.Otmar, Heiligkreuz, Winkeln und bei der Wallfahrtskirche die räumliche Infrastruktur zu klären», erläutert Bossart. Es stelle sich die Frage, wie die Gebäude an diesen Standorten den aktuellen pastoralen Bedürfnissen und den finanziellen Möglichkeiten angepasst werden könnten.

Weiter schlagen KVR und LOS-Team vor, mit den evangelisch-reformierten Kirchgemeinden das Gespräch zu suchen, um für die Quartiere Rotmonten und St.Georgen eine räumliche Ökumene, also die gemeinsame Nutzung eines der bestehenden Standorte für beide Konfessionen, zu prüfen.

Gebäudestrategie

Das Ziel des gemeinsamen, offenen Prozesses ist es, eine Gebäudestrategie zu entwickeln, die eine langfristige Planung erst möglich macht. «Entscheide, die in den nächsten Jahren gefällt werden, brauchen für ihre Umsetzung wiederum Jahre oder sogar Jahrzehnte», schildert Grögli. In Anbetracht der voranschreitenden pastoralen und finanziellen Entwicklungen sei es angezeigt, bereits heute über die bauliche Infrastruktur zu sprechen, und nicht zu warten, bis sich Sachzwänge ergeben.

Das Positionspapier mit Anhang und der Fragekatalog können auf www.kathsg.ch/zukunft heruntergeladen werden.

Katholische Kirche im Lebensraum St. Gallen
17. Februar 2022 | 08:57