«Ich glaube an die Kraft des Gebets»

Das Donnerstagsgebet von Priorin Irene Gassmann kommt im November in die Einsiedler Klosterkirche. Es bringt das Anliegen einer Erneuerung der katholischen Kirche sowie gleicher Würde und Rechte der Frauen in der Kirche zum Ausdruck.

Die katholische Kirche steckt in einer Krise. Negative Schlagzeilen wie Machtmissbrauch und dessen Vertuschung oder der Ausschluss von Frauen bei wichtigen Entscheidungen führen zu einem Glaubwürdigkeitsverlust. Viele Menschen verlieren die Geduld und wenden sich von der Kirche ab. Doch wie soll die Kirche aus ihrer Krise herausfinden? Eine mögliche Antwort liefert das Donnerstagsgebet. Lanciert wurde es von einer Handvoll Frauen rund um Irene Gassmann, Priorin der Benediktinerinnen-Gemeinschaft im Kloster Fahr.

Das Gebet breitet sich aus

«Schritt für Schritt» lautet der Titel des Gebets. Es stellt eine meditative Form der Meinungsäusserung für Menschen dar, die sich machtlos fühlen, aber trotzdem ins Tun kommen möchten. So soll das Donnerstagsgebet die Zeit des Wandels begleiten, ähnlich wie es in den 1980er-Jahren die Montagsgebete im Vorfeld des Mauerfalls in der DDR getan haben.

Im Unterschied zu den Montagsgebeten, die sich auf Leipzig und dessen Umgebung beschränkten, ist im Fall des Donnerstagsgebets jedoch ein internationales Gebetsnetz am Entstehen. Und das ist durchaus gewollt. Denn je mehr Menschen für Erneuerungen in der Kirche einstehen, desto mehr wächst der Druck auf die Entscheidungsträger. Für Priorin Irene Gassmann ist klar, dass die Gebete nicht wirkungslos bleiben. «Ich glaube an die Kraft des Gebets», sagt sie. Ihr persönlich gebe das gemeinsame Beten Kraft und Mut. Es stärke und verbinde die Menschen über Landesgrenzen miteinander.

Engagiert für die Sache der Frau

Mitte November wird «Schritt für Schritt» im Beisein von Priorin Irene Gassmann nun erstmals auch im Kloster Einsiedeln gebetet. Entstanden ist diese Idee im Kopf von Ursi Diener. Die Marketing- und Kommunikationsfachfrau und Kinesiologin, wohnhaft in Richterswil, setzt sich beruflich und privat seit jeher für die Anliegen von Frauen ein. Ihr Engagement bezieht auch die Kirche mit ein. Seit 20 Jahren ist sie in Folge eines Fotoprojekts eng mit dem Kloster Fahr und seiner Gemeinschaft verbunden. «Ich bin berührt von den Benediktinerinnen, die Gott dienen und aus dem Glauben leben», sagt Diener. Das Donnerstagsgebet rege sie dazu an, sich weiterhin für die Frau und für ein Miteinander auf Augenhöhe einzusetzen. Daraus heraus sei der Wunsch entstanden, Frauen aus unterschiedlichen Glaubensrichtungen in Einsiedeln zusammenzuführen, wo sie gemeinsam das Donnerstagsgebet beten. Unterstützt wird Diener bei ihrem Vorhaben vom kantonalen Frauenbund Schwyz sowie vom Frauennetz Kanton Schwyz. (eing)

Das Programm Am Donnerstag, 17. November, versammeln sich die Teilnehmerinnen um 19 Uhr bei der Gnadenkapelle des Klosters Einsiedeln. Dort werden sie im Rahmen einer ökumenischen Feier von Priorin Irene Gassmann und der reformierten Pfarrerin Réka Jaeggi aus Einsiedeln einer Lesung und musikalischen Klängen lauschen, gemeinsam beten, singen und schweigen. Beim anschliessenden Apéro besteht die Möglichkeit, mit der Priorin ins Gespräch zu kommen. Anmeldung bis 10. November unter www.frauennetzschwyz.ch.
Kloster Fahr
13. November 2022 | 22:08