Der Zölibat muss freiwillig werden

Medienmitteilung:

Die Bewegung «Reformen jetzt» fordert in einem vierten Vorstoss die Abschaffung des Pflichtzölibats und einen fairen und gleichberechtigten Umgang mit Ex-Priestern. Der Reformvorstoss wird von nationalen Organisationen, darunter der «Allianz Gleichwürdig Katholisch», mitgetragen. Zum Handeln aufgefordert werden Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, sowie das Präsidium der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ).

Die aktuelle kirchenrechtliche Situation ist aus Sicht vieler Katholikinnen und Katholiken äusserst unbefriedigend. Zwar hat sich Bischof Felix Gmür im vergangenen Herbst an der Synode in Rom für die Aufhebung des Pflichtzölibats eingesetzt, doch erreicht ist damit noch nichts. «Reformen jetzt» verlangt darum in einem vierten Vorstoss, dass die Schweizer Bischöfe mit Nachdruck Ausnahmebestimmungen für die Schweiz einfordern. Papst Franziskus hat die Möglichkeit, regionale Sonderbestimmungen zuzulassen und somit den kulturellen Unterschieden in der Weltkirche gerecht zu werden. Der Vorstoss «Sicherheit für ein Leben nach dem Zölibat» adressiert zum ersten Mal nicht die Kirchenleitung des Bistums St.Gallen, sondern die Führung der Katholischen Kirche der Schweiz. Namentlich sind das Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, sowie das Präsidium der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ) mit Roland Loos, Marie-Louise Beyeler und Thomas Frank. Von den adressierten Personen wird bis 15. August 2024 eine Antwort erwartet.

Gerechtigkeit für Ex-Priester

Mit ihrem vierten Vorstoss erweitert die sonst bistumsweite Bewegung «Reformen jetzt» ihren Perimeter. «Es ergibt wenig Sinn, dieses Thema allein auf St. Galler Ebene zu behandeln», sagt Ann-Katrin Gässlein, Mitglied der Steuerungsgruppe der Bewegung. Ein neuer Umgang mit dem Zölibat und der Abbau diskriminierender arbeitsrechtlicher Bestimmungen hat für die Kirche in der ganzen Schweiz Bedeutung. Für den Vorstoss hat die Theologin Mitunterzeichnende gewonnen, die sich in nationalen Organisationen engagieren. So haben an diesem Vorstoss auch der Vorstand des Vereins «Vom Zölibat betroffene Frauen (ZöFra)», die Präsidentin des Katholischen Frauenbunds, die Allianz Gleichwürdig-Katholisch sowie der ehemalige Präsident der «Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche» mitgewirkt. Auch Priester – laisierte als auch amtierende – haben unterzeichnet.

Neben der Aufhebung des Pflichtzölibats erheben die Autoren und Autorinnen drei weitere Forderungen, darunter eine schweizweit einheitliche Handhabung für Ex-Priester, sogenannte laisierte Kleriker. Diese sollen die gleichen beruflichen Möglichkeiten erhalten wie nicht-geweihte Seelsorgerinnen und Seelsorger. Zudem wird gefordert, dass die RKZ ihre Verantwortung für das kirchliche Personal erst nimmt und auf Gleichberechtigung und den Abbau diskriminierender Bestimmungen pocht. 

Bischöfe beim Wort nehmen
Die Bewegung «Reformen jetzt» ist im Nachgang zur Publikation der Missbrauchsstudie im September 2023 in St. Gallen entstanden. Sie hat bereits drei Reformvorstösse eingereicht. Nach dem Motto «konstruktiv und machbar» versucht die Bewegung, kleine, aber entscheidende Verbesserungen in der katholischen Kirche zu erwirken. Nicht zuletzt nimmt sie Bischof Markus Büchel beim Wort, der in einem öffentlichen Brief stellvertretend für die Schweizer Bischöfe schrieb: «Des Weiteren sind wir entschlossen, in den Themen der Machtfrage, der Sexualmoral, des Priester- und Frauenbildes sowie der Ausbildung und der Personalauswahl konkrete Schritte zu unternehmen, die auch die der Studie eingefordert werden.» Alle Katholikinnen und Katholiken, die Reformen wünschen, können den Vorstoss mit-unterzeichnen.

www.reformen-jetzt.ch

Reformen jetzt
23. Februar 2024 | 07:16