Der Röschenzer Kirchenstreit

Die Entwicklung seit der Suspendierung von Franz Sabos vom Priesteramt durch Bischof Kurt Koch im Oktober 2005

Unkommentierte Zusammenstellung von Zeitungsartikeln und Dokumenten zum Röschenzer Kirchenstreit seit Sommer 2003

Dezember 2007, Januar 2008

Das deutsche Erzbistum Bamberg, Sabos Heimatbistum, hat sich in den Konflikt um den umstrittenen Schweizer Pfarrer Sabo eingeschaltet. Sabo wurde vom Ezbischof aufgefordert, zu kündigen. Sabo denkt nicht daran und liess per Anwalt ausrichten, der Erzbischof solle sich nicht in den Konflikt einmischen.

Ärger gibt es auch in der Kirchgemeinde Kleinlützel: Zwei Kirchgemeinderäte verlassen das Gremium, weil Sabo einen Gottesdienst feiern darf. Die langjährige Seelsorgerin Sr. Maria Romer droht den Verbliebenen mit rechtlichen Schritten wegen Hausfriedensbruch. Kurz vor der Messe verschwinden auf bislang unbekannte Weise Kelch und Hostienschalen.

(rf)

5. September 2007, Gericht entscheidet für Sabo

Die Kirchgemeinde Röschenz muss ihren Pfarradministrator Franz Sabo nicht entlassen. Das Kantonsgericht Baselland hiess am Mittwoch die Beschwerde der Kirchgemeinde gegen die Verfügung des Landeskirchenrates gut. Das Verfahren sei formell nicht richtig verlaufen. Der Grundsatz des rechtlichen Gehörs müsse angewendet werden.

Reaktionen lösen Diskussion über Verhältnis Kirche Staat aus.

Weder die römisch-katholische Landeskirche des Kantons Basel-Landschaft noch Bischof Kurt Koch zogen das Urteil im «Fall Röschenz» ans Bundesgericht weiter. Bischof Kurt Koch hat es jedoch in einer ausführlichen Stellungnahme «kategorisch zurück gewiesen». Daraufhin entbrannte eine breite Diskussion über das Verhältnis Kirche Staat.

(rf)

Mittwoch, 29. August 2007

Am Mittwoch, 29. August, fand im «Fall Sabo» der erste Teill der Verhandlung vor dem Kantonsgericht Baselland statt. Die Anwälte hielten ihre Plädoyers.
Die am Kantonsgericht vorgetragenen Standpunkte waren nicht neu: Die Kirchgemeinde Röschenz ist der festen Überzeugung, Sabo sei vor dem Missio-Entzug das rechtliche Gehör verweigert worden. Auch sei dem Entlassenen die gesetzliche 15-tägige Frist zu einer Stellungnahme nicht eingeräumt worden. Zudem sei nie eine ausreichende Begründung dafür vorgelegt worden, warum Sabo den Kirchendienst hätte quittieren sollen.

Der Anwalt der Landeskirche verteidigte den Enzug der Missio Canonica. Dies sei ein innerkirchlicher Entscheid. Ausserdem betonte der Anwalt, dass es mehrere entscheidungsoffene Gespräche zwischen Koch und Sabo gegeben habe.

Der Vertreter des Bischofs betonte in seinem Plädoyer, dass es sich primär um einen «Beleidigungsfall» handle. Sabo habe seinen Vorgesetzten wie auch die Institution fortlaufend grob beschimpft. Damit habe er die Loyalitätspflicht verletzt.

(rf)

Mittwoch, 7. Juni 2006

An der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz hat der Kirchenrat der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Basel-Landschaft seinen Beschluss zur «Situation Röschenz» mitgeteilt. Demnach hat er die Kirchgemeinde Röschenz mit einer Verfügung angewiesen, dem vom Priesteramt suspendierten Franz Sabo zu kündigen. Mit dem Entzug des Seelsorgeauftrages durch Bischof Koch seien die Voraussetzungen für die Anstellung auch nach staatlichem Recht nicht mehr gegeben, teilte der Landeskirchenrat mit.

Aus rechtsstaatlichen Gründen sei der Entzug der Missio canonica nicht zu beanstanden. Zwar sei Sabo zuerst im Februar 2005 durch das Bistum Basel das rechtliche Gehör verweigert worden. Im Sommer danach habe es aber Unterredungen zwischen Sabo und Koch sowie eine sechsmonatige Bedenkzeit für Sabo gegeben, womit das rechtliche Gehör wieder erteilt worden sei.

Die Basler Bistumsleitung reagierte mit Genugtuung auf die Veröffentlichung des Entscheides. Der Landeskirchenrat habe seine Verantwortung wahrgenommen, heisst es in einem Communiqué. Er stehe nun vor der Aufgabe, den Entscheid auch durchzusetzen. Gegenüber der Presseagentur Kipa erklärte Generalvikar Roland-B. Trauffer, wenn der Röschenzer Kirchenrat den Entscheid des Landeskirchenrates nicht akzeptiere, dann zeige er einmal mehr, wie wenig er die eigene Verfassung respektiere.

Gegenüber dem Zürcher «Tages-Anzeiger» zeigte sich der Röschenzer Kirchgemeindepräsident Holger Wahl enttäuscht über den Entscheid des Landeskirchenrates. «Wir haben bis heute keine nachvollziehbare Begründung für eine Kündigung erhalten», sagte er. Ohne Begründung könne niemand entlassen werden, schliesslich sei die Kirchgemeinde Röschenz ein öffentlich-rechtlicher Arbeitgeber. Am Nachmittag kündigte der Anwalt der Kirchgemeinde, Christoph Meyer, an, Beschwerde gegen den Entscheid der Landeskirche einzureichen. Er sei bereit, bis vor Bundesgericht zu gehen.

(mmü)

Dienstag, 6. Juni 2006

Der Schweizer Presserat hat der Basler Zeitung attestiert, im «Fall Sabo» die medienethischen Regeln nicht verletzt zu haben, da sie nicht zur objektiven Berichterstattung verpflichtet sei. Zwei Privatpersonen hatten beim Schweizer Presserat unter anderem darüber Klage geführt, dass die Redaktion der Basler Zeitung im Kirchenkonflikt von Röschenz die «Grundregeln eines seriösen Journalismus» verletzt und «tendenziös, einseitig sowie unausgewogen» berichtet habe.

(mmü)

Donnerstag, 11. Mai 2006

Gemäss einem Bericht der «Basler Zeitung» konnte der Streit über die diesjährige Firmung in Röschenz einvernehmlich beendet werden. Die Eltern der Jugendlichen hätten den Vorschlag des Bistums akzeptiert, dass der Luzerner Chorherr Max Hofer am 17. Juni in Röschenz die Firmung spenden wird.

(mmü)

Sonntag, 23. April 2006

Nicht alle Eltern von Röschenz wollen ihre Sprösslinge durch den Basler Bischofsvikar Erich Häring firmen lassen. Dies schreibt die «SonntagsZeitung» in ihrer Ausgabe vom 23. April. Vor allem die Weisung Härings an die Seelsorgenden, den suspendierten Priester Franz Sabo nicht mehr in die Kirche zu lassen, sei ihnen sauer aufgestossen. (rf)

Mittwoch, 29. März 2006

Die zentrale Kritik der Herbert Haag-Stiftung «Für Freiheit in der Kirche» sei das Fehlen einer Verwaltungsgerichtsbarkeit in der katholischen Kirche. Vor diesem Hintergrund habe die Stiftung die Kirchgemeinde Röschenz BL ausgezeichnet. In einer am Mittwoch, 29. März 2006, veröffentlichten Stellungnahme bedauert Stiftungsvizepräsident Erwin Koller, dass Bischof Kurt Koch in seinem offenen Brief an den Stiftungspräsidenten Hans Küng darauf überhaupt nicht eingeht.

Sabo erklärt, er nehme keine Stellung zum offenen Brief von Bischof Kurt Koch an Hans Küng und werde ein schriftliches Einverständnis zur Entbindung Kochs vom Amtsgeheimnis «auf keinen Fall» geben. (mmü)

Dienstag, 28. März 2006

Die Auszeichnung der Kirchgemeinde Röschenz durch die Herbert Haag-Stiftung am 20. März 2006 sei «für die Konfliktlösung kontraproduktiv». Dies schreibt der Basler Bischof Kurt Koch in einem offenen Brief an den Theologen und Stiftungspräsidenten Hans Küng. Küng habe sich in parteiischer Weise die Sicht des Kirchgemeinderates von Röschenz zu eigen gemacht und das Fehlverhalten von Sabo in unerträglicher Weise minimalisiert, so Koch. Koch schreibt weiter, er sei nicht mehr bereit, «dieses böse Spiel» stillschweigend mitzumachen. Um den Konflikt zu bereinigen, müsse nun alles auf den Tisch. «Dies aber ist nur möglich, wenn Herr Sabo mich in schriftlicher Form ermächtigt, über alles, was zu diesem schwerwiegenden Konflikt geführt hat, zu reden.»Der offene Brief wurde am Dienstag, 28. März 2006, auf der Website des Bistums Basel publiziert.

In einem ebenfalls am 28. März 2006 veröffentlichten offenen Brief bittet die Kirchgemeinde Röschenz Bischof Kurt Koch «unser Hirte und nicht unser Richter» zu sein. Gleichzeitig signalisert die Kirchgemeinde Gesprächsbereitschaft.

Am gleichen Tag hat der Verlag «dpunkto» in Hochwald (SO) ein erstes Buch von Franz Sabo angekündigt. In «Ich wehre mich» äussere sich Sabo zu den Beweggründen seines Ungehorsams gegenüber der kirchlichen Obrigkeit, teilt der Verlag mit. Weiter sei im Buch eine Auswahl seiner Predigten und Sabos Glaubensbekenntnis abgedruckt. Die Buchvernissage findet am 1. April 2006 im Anschluss an den Gottesdienst in Röschenz statt. (mmü)

Montag, 20. März 2006

Der Präsident des römisch-katholischen Landeskirchenrates Baselland, Peter Zwick, dementierte in der «Basler Zeitung» vom Montag eine Meldung der «SonntagsZeitung», wonach der Kirchenrat einen Entscheid im Röschenzer Kirchenstreit gefällt habe.

Zwick bestätigte lediglich, dass in den nächsten Tagen das Gespräch mit der Kirchgemeinde Röschenz gesucht werde. Ein solches Gespräch mache Sinn, sagte Kirchgemeinderat Bernhard Cueni gegenüber der «Basler Zeitung». Eine Kündigung Sabos komme aber nicht in Frage. Die Landeskirche habe die verfassungsmässige Pflicht, sich für den religiösen Frieden einzusetzen und die Interessen der Bevölkerung wahrzunehmen, so Cueni weiter.

Für die Kirchgemeinde Röschenz (BL) hat sich der Einsatz für ihren ehemaligen Pfarradministrator bereits gelohnt: Von der Herbert Haag-Stiftung «Für Freiheit in der Kirche» wurde sie am Montag, 20. März 2006, mit einer Anerkennung ausgezeichnet. (mmü)

Sonntag, 19. März 2006

Die Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Baselland verlangt von der Kirchgemeinde Röschenz, dass sie Pfarrer Franz Sabo kündigt. So lautet gemäss Recherchen der «SonntagsZeitung» vom 19.03.2006 die Empfehlung des Rechtsausschusses, der von der Landeskirche im Januar eingesetzt worden war. Der Rechtsausschuss sollte klären, ob Bischof Kurt Koch Sabo die Missio rechtmässig entzogen hat und ob Röschenz mit der Weiterbeschäftigung Sabos die Verfassung der Landeskirche verletzt.

Die Rechtsexperten seien sich indes uneins, schreibt die «SonntagsZeitung». Sie schlagen deshalb ein zweistufiges Verfahren vor: Zuerst will die Landeskirche mit Röschenz das Gespräch suchen und die Gemeinde zum Einlenken bringen. Gelingt dies nicht, muss die Landeskirche Röschenz per Verfügung zur Kündigung Sabos auffordern. Dagegen könnte der Kirchgemeinderat rekurrieren. Als nächste Instanz müsste sich dann das Kantonsgericht Baselland mit dem Fall beschäftigen.

Die Kirchgemeinde Röschenz wird am Montag, 20. März 2006, in Luzern eine Anerkennung der «Herbert Haag-Stiftung ´Für Freiheit in der Kirche´» erhalten. In der Begründung der Stiftung heisst es, die Kirchgemeinde fordere «im Konflikt mit dem Basler Bischof Kurt Koch hartnäckig ein Vorgehen nach anerkannten rechtlichen Standards». (mmü)

Montag, 20. Februar 2006

Bei den Wahlen für das Kirchgemeindepräsidium in Kleinlützel (SO) hat der einzige Kandidat, Vinzenz Grossheutschi, das absolute Mehr nicht erreicht. Viele Stimmberechtigte legten ihren Wahlzettel leer ein. Dennoch wird Grossheutschi das Amt antreten können. Gemäss kantonalem Wahlgesetz kommt es bei einer einzigen Kandidatur im zweiten Wahlgang zu einer stillen Wahl. Bereits im ersten Wahlgang gewählt wurde hingegen Vizepräsidentin Erika Mendelin-Wyser.

Die Wahlen geben dem Streit um den suspendierten Priester Franz Sabo weiter Nahrung: Grossheutschi hatte sich im Vorfeld der Wahlen gegen eine Weiterbeschäftigung von Sabo in als Aushilfspriester in Kleinlützel ausgesprochen, Mendelin jedoch dafür. (mmü)

Samstag, 28. Januar 2006

Der von Bischof Koch eingesetzte Pfarrer Franz Kuhn erhalte in Röschenz gegenwärtig nicht die Möglichkeit «regelmässig Gottesdienste zu feiern». So beklagt es Bischofsvikar Erich Häring nach Angaben der «Basler Zeitung» vom Samstag in einem Brief, der letzte Woche in der Kirchgemeinde Röschenz dem Pfarrblatt beigelegt war. Dem Bistum liege es aber fern, «die Gottesdienste erstreiten zu wollen», so Häring.

Laut der baz betont Häring weiter, dass Bischof Kurt Koch bereit sei, nach Röschenz zu kommen. Der neu eingesetzte Pfarrer Franz Kuhn treffe sich zwar alle paar Woche zu Gesprächen mit dem Kirchgemeinderat, doch sachlich habe sich «an den Positionen nichts geändert». Dennoch hofft Häring, dass ein Ausweg aus der verfahrenen Situation gefunden werden kann.

Der Kirchgemeinderat von Röschenz betrachtet den Entzug der Missio canonica nach Angaben der baz weiterhin als rechtlich fragwürdig und wartet auf den Entscheid der Landeskirche in dieser Sache.

Ebenfalls vergangene Woche hat die Katechetin Schwester Maria Romer nach Angaben der Zeitung ein Flugblatt verteilt. Darin sorgt sie sich um den religiösen Frieden im Dorf und ruft dazu auf, dass «wir uns alle auf das Geschenk des Friedens besinnen». Ein Aufruf, der in Röschenz aber schlecht ankommt, wie die baz schreibt. Schwester Maria Romer gebe die Schuld an den bestehenden Problemen jenen Gläubigen, die sich für eine Weiterbeschäftigung von Franz Sabo einsetzen. (sas)

  • Artikel der «Basler Zeitung» (28.01.2006)

Donnerstag, 13. Januar 2006

In einem Brief an die Seelsorgenden der Bistumsregion St. Urs erklärt Bischofsvikar Erich Häring, warum Franz Sabo in Wahlen nicht beerdigen durfte. Der Brief enthält allgemeine Erklärungen zu «Begehren, Kirchen einem suspendierten Priester für Gottesdienste zur Verfügung zu stellen».

Mittwoch, 21. Dezember 2005

Der «Fall Sabo» gibt weiter zu reden. Verschiedene Medien berichteten am Dienstag, dass der suspendierte Priester Franz Sabo am Mittwoch in Röschenz einen Trauergottesdienst feiern wird. Er entspreche damit dem Wunsch einer mit 78 Jahren verstorbenen Frau, die er lange betreut habe. In der Gemeinde Wahlen BL, wo die Verstorbene gelebt hatte, war Sabo zuvor auf verschlossene Kirchentüren gestossen: Der Kirchgemeinderat hatte Sabo die Benutzung der Pfarreikirche verwehrt. Der Kirchgemeinderat von Röschenz nehme seine Verantwortung im Gegensatz zu Röschenz ernst, sagte Bischof Kurt Koch gegenüber der Sendung «10vor10» des Schweizer Fernsehens. Er betonte erneut, für Sabo stehe weiterhin eine Türe offen, wenn dieser sein Weiheversprechen erneuere. (sas)

  • Sendung «10vor10 des Schweizer Fernsehens» (20.12.2005)
  • Meldung der Kipa (20.12.2005)
  • Artikel in der «Basler Zeitung» (20.12.2005)

Mittwoch, 7. Dezember 2005

Das von der Römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Basel-Landschaft in Auftrag gegebene Gutachten zur Rechtslage zwischen Kirchengemeinden und Landeskirche vor dem Hintergrund des Falles Sabo wird vorläufig nicht veröffentlicht. Dies hat Landeskirchenratspräsident Peter Zwick am Mittwoch gegenüber der Presseagentur Kipa bestätigt. Laut Zwick hat der Landeskirchenrat inzwischen Gespräche mit allen drei im Fall Sabo involvierten Parteien geführt: mit dem Kirchgemeinderat Röschenz, mit der Leitung des Bistums Basel und mit dem von Bischof Kurt Koch suspendierten Priester Franz Sabo.

Dienstag, 6. Dezember 2005

Die Katholikinnen und Katholiken im Kanton Baselland werden wie bisher den Beitrag an das Bistum Basel entrichten. So entschied es am Montagabend die Synode der Römisch-katholischen Landeskirche in Allschwil. Die Synode lehnte mit überwältigendem Mehr einen Antrag ab, der verlangt hatte, den Bistumsbeitrag so lange zu sperren, bis Bischof Kurt Koch im Fall Sabo «einen Dialog auf gleicher Augenhöhe» zulasse.

Samstag, 3. Dezember 2005

In der Kirchgemeinde von Kleinlützel kommt es zum Tauziehen um Pfarradministrator Franz Sabo. Wie der Zürcher «Tagesanzeiger» und die «Basler Zeitung am Samstag berichten, kritisiert der neu zu wählende Kirchgemeindepräsident den Entscheid des Kirchgemeinderates: Dieser hatte am Donnerstag bekannt gegeben, die Kirchgemeinde verzichte künftig auf die priesterlichen Dienste von Franz Sabo. Hubert Cueni, der nach Angaben der «Basler Zeitung» im kommenden Februar höchstwahrscheinlich zum Nachfolger des scheidenden Kirchgemeindepräsidenten Thomas Gunti gewählt wird, will diesen Entscheid im Fall seiner Wahl neu aufrollen. Für ihn sei der Volkentscheid der Kirchgemeindeversammlung vom vergangenen Oktober bindend, sagte Cueni der Zeitung. Damals hatte sich die Versammlung mit 75 zu 44 Stimmen deutlich für Sabo ausgesprochen. (sas)

  • Tages-Anzeiger vom 3. Dezember 2005
  • Basler Zeitung vom 3. Dezember 2005
  • Freitag, 2. Dezember 2005

    Die Kirchgemeinde von Kleinlützel verzichtet künftig auf die priesterlichen Dienste von Franz Sabo. Diesen Beschluss hat der Kirchgemeinderat am Donnerstagabend der Kirchgemeindeversammlung bekannt gegeben. Im Oktober hatte sich die Versammlung noch mit 75 zu 44 Stimmen deutlich für Sabo ausgesprochen. Diese Abstimmung sei ein Fehler gewesen, sagte Kirchgemeinderatspräsident Thomas Gunti gegenüber der «Basler Zeitung». Das örtliche Kirchenreglement sehe vor, dass ein Priester ohne kirchlichen Auftrag entlassen werden müsse. (rf)

    Donnerstag, 24. November 2005

    In einem Artikel für die evangelisch-reformierte Berner Monatszeitung «saemann» skizziert der Zürcher Theologe und Publizist Willy Spieler aus seiner Sicht die Hintergründe des Konflikts in Röschenz: Undemokratische Regimes sind «Strukturen der Sünde», sagt die katholische Soziallehre. Wenn dagegen Kirchenleitungen autoritär entscheiden, berufen sie sich auf «göttliches Recht». (mmü)

    Dienstag, 15. November 2005

    Im Interview mit der NZZ am Sonntag nehme es Bischof Kurt Koch «mit der Wahrheit (mal wieder) nicht so genau», hält der Kirchgemeinderat von Röschenz auf seiner Website fest. Er sieht sich deshalb gewungen, «einige korrigierende Anmerkungen» zu veröffentlichen. (mmü)

    Sonntag, 13. November 2005

    Nach der ersten öffentlichen Stellungnahme in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio DRS vom 12. November hat Basler Bischof Kurt Koch auch der «NZZ am Sonntag» ein ausführliches Interview zum Röschenzer Kirchensteit gewährt.

    Samstag, 12. November 2005

    Bischof Koch: Erste öffentliche Stellungnahme zum «Fall Röschenz»

    Der Basler Bischof Kurt Koch lässt dem suspendierten Röschenzer Pfarradministrator Franz Sabo weiterhin eine Möglichkeit zur Rückkehr offen. Er schliesse eine «Einsicht und Umkehr Sabos» nicht aus, sagte er in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio DRS vom Samstag. Allerdings habe er das Gefühl, dass Sabo als Seelsorger in der katholischen Kirche nicht glücklich werde, sagte Koch weiter. Koch hatte erstmals in der Öffentlichkeit Stellung zum «Fall Röschenz» genommen, weil viele «Halb- und Unwahrheiten und Verleumdungen» verbreitet würden.

    Donnerstag, 10. November 2005

    Der Vorstand der Pastoralkonferenz Baselland, des Zusammenschlusses aller im Kanton Baselland tätigen römisch-katholischen Seelsorgerinnen und Seelsorger,
    hat an seiner Sitzung vom 28. Oktober eine Stellungnahme zur Situation im Bistum verabschiedet.

    Die Stellungnahme wurde am 10.11.2005 im Pfarrblatt der römisch-katholischen Pfarreien der Nordwestschweiz «Kirche heute» veröffentlicht.

    Freitag, 4. November 2005

    Der Kirchgemeinderat von Röschenz prüft zwei Initiativen, um notfalls seinen Anliegen zum Durchbruch zu verhelfen. Die erste Initiative würde das Anhörungsrecht von Kirchgemeinden beim Entzug der Missio canonica in der Landeskirchenverfassung einschreiben. Die zweite hätte die Trennung von Kirche und Staat zum Ziel. Dies meldete die Presseagentur Kipa am Freitag unter Berufung auf die die Basellandschaftliche Zeitung.

    Dienstag, 1. November 2005

    Die Synode der römisch-katholischen Landeskirche Baselland lehnt jegliche Verunglimpfungen des Bischofs ab. Sie hat am Montagabend in Anwesenheit von Bischof Kurt Koch den Konfliktfall Röschenz diskutiert und eine Verlautbarung verabschiedet, die grosse Sorge über die Vorkommnisse in Röschenz ausdrückt und dem Landeskirchenrat in dieser Sache das Vertrauen ausspricht. Vor der Diskussion liess sie sich vom Rechtsprofessor Felix Hafner über dessen Gutachten informieren. Darin wird festgehalten, dass eine Kirchgemeinde einen Seelsorger bei einem Missio-Entzug entlassen muss, vorausgesetzt, dieser Entzug verletze keine Grundrechte des Betroffenen oder Verfahrensrechte (vom Landeskirchenrat verfasste Kurzversion des Gutachtens). Entsprechend erklärte Peter Zwick, der Präsident des Landeskirchenrates, dass die Exekutive der Kantonalkirche jetzt den genauen Sachverhalt des Missio-Entzugs feststellen will, um anschliessend allenfalls aufsichtsrechtliche Massnahmen gegenüber der Kirchgemeinde Röschenz ins Auge zu fassen.

    Vor der Synode sprachen auch Generalvikar Roland Trauffer und Bischof Kurt Koch. Dieser wehrte sich gegen ein Votum des Röschenzer Kirchgemeindepräsidenten Holger Wahl, der dem Bischof vorgeworfen hatte, den Missio-Entzug vorsätzlich herbeigeführt zu haben.

    In der von der Synode verabschiedeten Verlautbarung, die von Seelsorgern eingebracht worden war, werden die ungelösten Probleme der katholischen Kirche wie Interkommunion oder Frauenordination angesprochen. Die Synode erwarte deshalb vom Bischof, dass er diesen Handlungsbedarf auch in der Öffentlichkeit beim Namen nenne und in Rom anmelde. Ein anders lautender Verlautbarungsentwurf, der mit der Bistumsleitung hart ins Gericht ging, wurde von der Synode abgelehnt.

    Montag, 31. Oktober 2005

    Ein mutmasslich anonymer Hinweis auf angebliche sexuelle Übergriffe auf Kinder stand nach dem aktuellen Informationsstand am Anfang der Ereignisse, die sich zum «Fall Sabo» entwickelt haben. Urs Hofmann, Leiter der Fachstelle «mira – Prävention sexueller Ausbeutung im Freizeitbereich», stellt der Basler Bistumsleitung für das Interventionskonzept bei sexuellen Übergriffen ein gutes Zeugnis aus – aber ein schlechtes für das aktuelle Verhalten im «Fall Sabo».

    Nur bei gegenseitigem Vertrauen kann das duale System, das Nebeneinander von Kirchenrecht und von Staatskirchenrecht, der katholischen Kirche in der Schweiz funktionieren. Im «Fall Röschenz» müsse «bis zuletzt» eine einvernehmliche Lösung gesucht werden. Das fordert der Präsident des Schweizerischen Bundesgerichts, Giusep Nay.

    Sonntag, 30. Oktober 2005

    Franz Sabo hat am Samstagabend an einem Solidaritätsgottesdienst in Röschenz teilgenommen. Nun zieht er sich für einige Tage zurück.

    Am Montagabend wird die Synode der römisch-katholischen Landeskirche Baselland in Liestal zu einer Sondersitzung zusammentreten. Mit ihren Entscheiden wird sie weitere Weichen für die Entwicklung des Konflikts stellen. Verabschiedet werden soll eine Verlautbarung, «die eher den Bischof verurteilt als die Gemeinde Röschenz», wie Stefan Fraefel, Delegierter der Kirchgemeinde Liestal gegenüber der SonntagsZeitung sagte. Diskutiert werden könnte auch, ob die Synode den Bistumsbeitrag der Kantonalkirche in der Höhe von rund 270´000 Franken als Zeichen des Protest streichen will. Die gleiche Massnahme hatte die Zürcher Kantonalkirche 1990 im Konflikt um den Churer Bischof Wolfgang Haas beschlossen.

    An der Synode wird ausserdem das mit Spannung erwartete Gutachten des Basler Rechtsprofessors Felix Hafner über das Verhältnis der Landeskirche zu den Kirchgemeinden im Falle eines Entzugs der Missio canonica vorgelegt, jedoch nur in einer Kurzversion. Kirchenratspräsident Peter Zwick befürchtet, dass bei einer vollständigen Offenlegung sofort von Seiten des Bistums ein Zweitgutachten angefordert werden könnte, wie er der Basler Zeitung am Samstag sagte.

    Derweil ist Bischofsvikar Erich Häring bemüht, mit direkten Gesprächen vor Ort weiteren Schaden zu verhindern. Auf der Website der Bistumsregion St. Urs hat Häring bereits am Freitag über erste Ergebnisse seine Vermittlerfunktion in Röschenz informiert. Gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagte Häring, der Konflikt könne nicht innerhalb von Monaten gelöst werden, das dauere «sicher ein Jahr».

    (mmü)

    Freitag, 28. Oktober 2005

    Am Samstag, 29. Oktober, 19 Uhr, lädt der Kirchgemeinderat von Röschenz zu einem Solidaritätsgottesdienst in die Kirche von Röschenz ein. Eine Kundgebung sei aber nicht geplant, korrigierte Kirchgemeinderatspräsident Holger Wahl am Freitag gegenüber kath.ch Berichte in der Basler Zeitung. Der von Bischof Kurt Koch suspendierte Priester Franz Sabo sagte gegenüber der Basler Zeitung vom Freitag erneut, er werde seine priesterliche Tätigkeit so lange fortsetzen, wie dies die Kirchgemeinde wünsche und es seine Gesundheit zulasse. Sabo fordert die «vollkommene Rehabilitierung» durch die Basler Bistumsleitung. (mmü)

    Mittwoch, 26. Oktober 2005

    Für den Entzug der Missio canonica und die Suspendierung von Franz Sabo seien die in den Medien wiedergegebenen Berichte bereffend Rechtsverfahren und psychiatrischen Abklärungen nicht massgebend gewesen, heisst es in einer Erklärung des Basler Generalvikars Roland-B. Trauffer. Die knappe Erklärung wurde am Mittwochnachmittag, 26. Oktober, auf der Website des Bistums Basel publiziert:

    Über diese Erklärung hinaus könne er aus rechtlichen Gründen keine weiteren Auskünfte geben, sagte Trauffer gegenüber kath.ch.

    Der Kirchgemeinderat von Röschenz hat am Dienstag, 25.10.2005 in einem Flugblatt an alle Haushaltungen der Gemeinde und auf der Website der Kirchgemeinde über Hintergründe des Konflikts informiert.

    Dienstag, 25. Oktober 2005

    Der Bischof von Basel, Kurt Koch, hat Pfarradministrator Franz Sabo von seinen priesterlichen Funktionen suspendiert. Dies teilte Koch in einem Brief an alle Seelsorgenden des Bistums zur Sache Röschenz mit. Der Brief trägt das Datum vom 23.10.2005. Er wurde am 25.10.2005 auch auf der Website des Bistums Basel publiziert.

    In seinem Brief nimmt Bischof Kurt Koch den Landeskirchenrat der römisch-katholischen Kirche des Kantons Basellandschaft in die Pflicht. Er soll seine Verantwortung gegenüber der Kirchgemeinde Röschenz wahrnehmen. Der Landeskirchenrat will aber vorerst die ausserordentliche Synode vom 30. Oktober abwarten, sagt Markus Weber, Informationsbeauftragter der Basebieter Kirche in einem
    Radiobeitrag von kath.ch. Von Seiten der Bistumsleitung war am Dienstag, 25.10.2005 niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

    Die Anfänge (unvollständig)

    Donnerstag, 22. September 2005

    Am 30. September 2005 wird der Basler Bischof Kurt Koch dem Pfarradministrator von Röschenz (BL), Franz Sabo, die kirchliche Beauftragung, die Missio canonica, entziehen. So hat es Koch vor einem halben Jahr angekündigt. In der Zwischenzeit haben direkte Gespräch stattgefunden. Hat die Zeit gereicht, um das gegenseitige Vertrauensverhältnis wiederherzustellen? Radio kath.ch hat bei den beteiligten Parteien nachgefragt: Bei der Bistumsleitung in Solothurn, bei Franz Sabo, beim römisch-katholischen Landeskirchenrat des Kantons Basel-Land und beim Kirchgemeinderat von Röschenz. Letzteren hat die Zeitschrift «Beobachter» in der Zwischenzeit mit für anderen Kandidaten für den «Prix Courage 2005» nominiert. Mit der Verleihung am 23. September rückt der «Fall Sabo» damit bereits vor der Frist für den Missio-Entzug erneut ins Zentrum des Medieninteresses.

    Montag, 11. August 2003

    In der herrschenden Sommerhitze ist ihm der Kragen geplatzt: Franz Sabo, Pfarradministrator von Röschenz (BL), wetterte in einem längeren Artikel in der Basler Zeitung vom 8. August gegen Diözesanbischof Kurt Koch und die ganze Kirchenhierarchie. Franz Sabo nimmt Stellung zu seinem Vorgehen und weitet seine Kritik sogar noch aus – im Bewusstsein, dass ihm Konsequenzen drohen.
    Der Basler Bischof Kurt Koch will auf das Vorgefallene nicht über die Medien reagieren. Er sucht in diesen Tagen das direkte Gespräch mit Franz Sabo.

    kath.ch
    12. November 2005 | 21:30