Der gesichtslose Mensch

Gastkommentar von Christian Rutishauser. Die politische Debatte um das Burkaverbot zur Terrorbekämpfung und zur Wahrung öffentlicher Sicherheit hat etwas Irritierendes an sich. Klar gab es auch schon Banküberfälle von Männern, die sich im Dezember als Sankt Nikolaus verkleidet haben. Doch das Sicherheitsrisiko, das von einer voll verschleierten Frau ausgeht, ist im Verhältnis zu jenem gewaltbereiter, ideologisierter Männer, die sich unzählige Möglichkeiten zur Terrorisierung ausdenken, klein. Anhaltende Diskussionen über das von Musliminnen getragene Kopftuch und die Gegenwart von religiösen Zeichen wie dem christlichen Kreuz im öffentlichen Raum weisen auf Grundlegenderes: Es stellt sich die Frage, wer über Symbole in der Öffentlichkeit entscheidet. Sie sind Erinnerungszeichen, die Werte und Sinndeutungen vor Augen führen und somit zur kollektiven Identität beitragen.