Bereits drei Kirchen abgerissen

Medienmitteilung: Vermehrt drängt die Regierung Kirchenleiter dazu, die Gemeindeleitung abzugeben oder Kirchenbesitz an den Staat zu überschreiben. Drei Kirchen wurden im Laufe des Jahres bereits abgerissen, mehr als zwanzig weitere sollen folgen. Allein in den letzten sieben Wochen wurden acht Gemeindeleiter zur Einvernahme in Gewahrsam genommen.

Unter den Gemeindeleitern in Untersuchungshaft befindet sich auch Mahjoub Abotrin, ein ranghoher Leiter der «Sudanese Church of Christ» (SCOC). Mehrere Pastoren haben sich geweigert, die Gemeindeleitung auf Regierungsvertreter zu übertragen. Auch ganze Denominationen wehren sich dagegen, dass die sudanesische Regierung die Kontrolle ihrer Verwaltung übernimmt, denn in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die staatlich ernannten Komitees versuchen, die von den Kirchen eingesetzten Leitungsgremien zu verdrängen.

Drohen und Abreissen

Vier anderen SCOC-Leitern wurde mit Anklage gedroht, wenn das kirchliche Bürogebäude nicht an einen Ausschuss von Beamten überschrieben würde. Die christliche Minderheit wird zusehends an den Rand gedrängt und entrechtet; unter anderem indem nach und nach ihre Immobilien konfisziert und die Kirchen abgerissen werden.

Der staatliche Druck hat zugenommen, seit sich der mehrheitlich christliche Süden im Jahr 2011 vom muslimisch geprägten Norden abgespalten hat.

27 Kirchen sollen abgerissen werden

Zurzeit ist der Abriss von 27 Kirchen gepant. Dies nach einem Beschluss aus dem Jahr 2014, in dem diese Massnahme damit begründet wird, dass die Gotteshäuser gegen den Flächennutzungsplan verstossen würden – freilich standen die Kirchen schon lange, bevor dieser Flächennutzungsplan überhaupt entworfen wurde. Land für neue Bauten, die die abgerissenen ersetzen könnten, wird nicht bereitgestellt. Die Behörden erklären dies damit, dass die Anzahl der bestehenden Kirchen ausreichend sei.

2017 wurden bisher drei Kirchen enteignet und abgerissen: Am 2. August eine Baptisten-Kirche in Omdurman sowie je eine der «Sudanese Church of Christ» am 17. Mai in Algadisia und am 7. Mai in Soba.

EU mahnt

Bereits während seines Sudanbesuchs Mitte März 2017 forderte Ján Figel, EU-Sonderbeauftragter für die Förderung der Religionsfreiheit ausserhalb der EU, dass die religiösen Minderheiten geschützt werden.

Der Sudan liegt auf dem Weltverfolgungsindex 2017 von Open Doors auf dem 5. Platz. Immer wieder werden Pastoren verhaftet und vor Gericht gestellt. Die Scharia ist die Grundlage der Gesetzgebung; auf den Abfall vom Islam steht die Todesstrafe. Für internationale Schlagzeilen gesorgt hatte der Fall von Meriam Ibrahim Ishak, die ihr Baby 2014 angekettet hinter Gittern zur Welt gebracht hatte – im Gefängnis in Khartum sass die Christin wegen angeblichem Abfall vom Islam. Auf Druck der internationalen Gemeinschaft konnte sie zehn Monate nach ihrer Verhaftung den Sudan verlassen und lebt heute in den USA.

Über Open Doors
Schätzungsweise 215 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt. In rund 60 Ländern versorgt Open Doors Christen, die wegen ihrem Glauben benachteiligt oder verfolgt werden mit Bibeln, christlicher Literatur, bildet Gemeindeleiter aus, engagiert sich für Gefangene und unterstützt die Familien ermordeter Christen. Dies geschieht unter anderem durch Nothilfe und Zufluchtszentren. Da verfolgte Christen am Rande der Gesellschaft leben, steht Open Doors ihnen bei, dies durch Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu gehören Alphabetisierungskurse, Stärkung der Autonomie der Frau, Landwirtschaftsprojekte und Mikrokredite. Ein weiterer Schwerpunkt ist eine breite Öffentlichkeitsarbeit, durch Publikationen, Vorträge und Veranstaltungen, um für das Thema Christenverfolgung zu sensibilisieren und zum Gebet für die verfolgte Kirche aufzurufen. Die Arbeit von Open Doors Schweiz wird durch Spenden finanziert. Das Werk hat den Ehrenkodex der Schweizerischen Evangelischen Allianz unterzeichnet, der zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Spenden verpflichtet.

Open Doors
21. Oktober 2017 | 07:35