Armut ist weiblich – immer noch und seit Corona erst recht

Medienmitteilung

Armut ist weiblich – auch 50 Jahre nach Annahme des Frauenstimmrechts. Und die Corona-Krise hat die Einkommenssituation der Frauen besonders verschärft. Zum Thema «Frauen in der Corona-Krise» referieren und diskutieren Expertinnen aus Politik, Wirtschaft und Forschung am 15. Zürcher Armutsforum vom Mittwoch, 27. Oktober. Gleichzeitig lanciert Caritas Zürich die Fortsetzung ihrer Awareness-Kampagne «Armut ist…».

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise tragen zu einem grossen Teil Frauen: «Die Covid- 19-Pandemie betraf im Vergleich zu anderen Rezessionen die Frauen wirtschaftlich stärker «, sagt etwa SP-Nationalrätin Min Li Marti, Referentin am Armutsforum. «Der Grund dafür war, dass die durch den Lockdown betroffenen Branchen aus dem Dienstleistungs- und Servicesektor viele weibliche Angestellte beschäftigten.»

Allerdings hat die Pandemie nichts vollkommen Neues zutage gefördert, sondern lediglich in einer bisher unbekannten Schärfe aufgezeigt, was schon lange bekannt ist: Schweizerinnen sind in wirtschaftlicher Hinsicht nach wie vor benachteiligt. Sie verdienen über hundert Milliarden Franken weniger als Männer. Sie leisten den Löwenanteil der unbezahlten Haus- und Care-Arbeit und riskieren so empfindliche Lücken in der Altersvorsorge. Und in den «systemrelevanten ” Berufsgruppen (Gesundheit, Betreuung, Verkauf, Reinigung) sind fast ausschliesslich Frauen anzutreffen, die wohl gelegentlich Applaus, selten bis nie jedoch gerechte Löhne erhalten. Zu diesen Themen diskutieren am Armutsforum neben Min Li Marti die Historikerin Simona Isler (Eidgenössische Kommission dini Mueter), die Ökonomin Jana Freundt, SGB-Zentralsekretärin Regula Bühlmann sowie Anna-Katharina Thürer von Caritas Zürich.

www.caritas-zuerich.ch/armutsforum

«Armut ist…» … für 100000 Zürcher/-innen immer noch Alltag

Ab dieser Woche ist Caritas Zürich wieder im Zürcher Stadtbild präsent: Die Awareness- Kampagne «Armut ist…» geht in die zweite Runde. Eine unbedingt nötige Fortsetzung: Noch immer ist Arbeit für viele nicht existenzsichernd, noch viel zu oft wird Armut an die nächste Generation weitergereicht, und der Grundbedarf in der Sozialhilfe ist definitiv zu tief. Aus den Schicksalen der Protagonist/-innen ergeben sich folgende Forderungen: Arbeit muss existenzsichernd sein: Um über eine gesicherte Existenz zu verfügen, braucht es unter anderem faire Löhne. Eine nachhaltige Bekämpfung der Armut im Kanton Zürich verlangt nach einem Massnahmenpaket, das neben existenzsichernden Löhnen und fairen Arbeitsbedingungen auch in Bildung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie investiert. Für ein soziales Existenzminimum: Der Grundbedarf in der Sozialhilfe muss angehoben werden. Ein unrealistisch tief angesetzter Grundbedarf führt zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit sowie zu Defiziten bei der Ernährung und der Integration in die Gesellschaft. Gerechte Bildungschancen für alle: Bildung soll auch für Menschen mit wenig Geld zugänglich sein. Angefangen bei der frühen Förderung von Kindern aus prekären Verhältnissen über Angebote zur Stärkung der Grundkompetenzen bis hin zu Nachholbildung.

www.caritas-zuerich.ch/armut

Caritas Zürich
25. Oktober 2021 | 11:02