Schweiz

Sehen sich die neuen Churer Domherren als «Diakonie-Revolutionäre»?

Bischof Joseph Bonnemain hat knapp zwei Jahre nach seiner Ernennung immer noch keinen Diakonie-Verantwortlichen. Heute installiert er vier neue Domherren, die «Diakonie-Revolutionäre» sein sollten. Kath.ch hat bei den neuen Domherren nachgefragt, wo sie diakonisch tätig sind.

Jacqueline Straub

Bei einer Predigt im vergangenen Jahr sagte Bischof Josef Maria Bonnemain, Bischof von Chur, dass ihm eine diakonische Kirche wichtig sei. Er nahm auch die Domherren in die Pflicht: «Die Definition eines Domherrn von Chur sollte lauten: Er ist ein Diakonie-Revolutionär.» Nun erhält das Bistum vier neue Domherren: Gregor Barmet, Ernst Fuchs, Matthias Horat, Josef Zwyssig. Am heutigen Tag werden diese zusammen mit Domherr Daniel Krieg, der nun Domdekan wird, in ihr Amt installiert.

Gregor Barmet, neuer Churer Domherr.
Gregor Barmet, neuer Churer Domherr.

Für Gregor Barmet steht fest, dass nicht nur die Domherren, sondern alle Christinnen und Christen «Diakonie-Revolutionäre» sein sollten. «Das fordert Jesus Christus», sagt der Pfarrer aus Domat/Ems. Als Seelsorger lebe er Diakonie täglich in den Facetten seiner priesterlichen Tätigkeit. «Als Domherr versuche ich nun auch im Gremium des Domkapitels und in den Anliegen des Bischofs diakonisch zu wirken.»

Neuer Domherr Matthias Horat, Pfarrer von Heiligkreuz in Zürich-Altstetten
Neuer Domherr Matthias Horat, Pfarrer von Heiligkreuz in Zürich-Altstetten

Matthias Horat, Pfarrer in Heilig Kreuz in Zürich, sagt auf Anfrage von kath.ch: «Jedes Mal, wenn ich an einer Diakonenweihe teilnehme, wird mir neu bewusst: Auch als Priester bleibe ich Diakon.» Für ihn bedeute das, das Leiden der Menschen, die im Krankenbett liegen oder am Sterben sind, auszuhalten. Beim wöchentlichen Pfarrei-Mittagstisch pflegt er Mahlgemeinschaft mit Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben. Ebenso sei es ihm wichtig Menschen in Trauer, Sorge oder Ärger ein «aufmerksames Ohr» zu schenken. «In unserer heutigen Zeit ist das bereits revolutionär», sagt Horat.

Josef Zwyssig, neuer Domherr.
Josef Zwyssig, neuer Domherr.

Josef Zwyssig ist Pfarrer in Buochs. Diakonie in der Pfarreiarbeit war ihm schon immer ein wichtiges Anliegen. Vor 43 Jahren wurde er zum Diakon geweiht, ein halbes Jahr später zum Priester. «All meine Bemühungen, als Priester diakonisch tätig zu sein, waren wohl nie revolutionär, zumindest nicht spektakulär», sagt Zwyssig. Seine diakonische Arbeit geschah eher im Hintergrund, sagt er. «Aber ich hoffe, dass ich auch so einzelnen Menschen Lebenskraft und Lebenssinn und Stärkung im Glauben geben konnte.» Etwa wenn eine Frau mitten in der Nacht verzweifelt anrief, hört Josef Zwyssig zu. Wenn eine Flüchtlingsfamilie im Dorf eine Wohnung sucht, unterstützt er die Menschen. Diakonie bedeutet für ihn auch «einer alleinerziehenden fahrenden Frau ein paar Kleider für ihr neugeborenes Baby zu bezahlen oder auch beim Sommerfest im Dorf beim Servieren mitzuhelfen.» Solche und viele andere «kleine, meist unscheinbare Dienste» möchte der Pfarrer aus Buochs auch als Domherr weiterhin wahrnehmen.

Daniel Krieg, Regens des Bistums Chur.
Daniel Krieg, Regens des Bistums Chur.

Domherr Daniel Krieg wird am heutigen Sonntag in die neue Aufgabe als Domdekan eingeführt. Schon im vergangenen Jahr bei seiner Installation fiel ihm bei der Predigt von Bischof Josef Maria Bonnemain das «geflügelte» Wort des «Diakonie-Revolutionärs» auf. Für ihn stehe fest, dass sich die Diakonie an der Diakonie, wie sie von Jesus von Nazareth gelebt worden ist, zu orientieren hat. «Bei Jesus Christus es ein bedingungsloser Dienst für die anderen, für die Menschen, denen er begegnete und die ihm begegneten, und die so Wesentliches von Gottes Heil und Liebe erfahren durften», sagt Daniel Krieg. Dieser diakonischen Grundhaltung versuche er in seinem Leben und in seinen verschiedenen Aufgaben in der Kirche Raum zu geben. «All mein Tun – ob als Regens, Domdekan oder einfach nur als Daniel – soll diese diakonische Ausrichtung haben. Tag für Tag.»

Ernst Fuchs, neuer Domherr des Bistums Chur.
Ernst Fuchs, neuer Domherr des Bistums Chur.

Und Ernst Fuchs, Bruder-Klausen-Kaplan, antwortet mit einem Bibelzitat aus dem Zweiten Korintherbrief: «In den Heiligen Schriften heisst es: ›Wer sich mit etwas rühmen will, soll sich mit dem rühmen, was der Herr getan hat.’ Als bewährt gilt, wer vom Herrn gelobt wird, und nicht, wer sich selbst anpreist.»

Am heutigen Sonntag, 29. Januar, setzt Bischof Joseph Maria Bonnemain um 16 Uhr in der Kathedrale zu Chur die neu ernannten Domherren in ihr Amt ein. Alle sind herzlich eingeladen.


| © Christian Merz
29. Januar 2023 | 08:52
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