Bischof Markus Büchel
Schweiz

Bischof Markus Büchel: Junge Menschen sollen in der Kirche selbst etwas auf die Beine stellen

Die Schweizer Bischöfe kommen morgen in Mariastein mit den Jugendverbänden zusammen. Der Bischof von St. Gallen, Markus Büchel, ging am Samstag auf Tuchfühlung mit jungen Menschen: «Es braucht in den Pfarreien mehr Jugendarbeitende.» Das Projekt «Churching» will Kirche innovativ neu denken.

Jacqueline Straub

Was ist das Ziel von «Churching»?

Bischof Markus Büchel*: Wir versuchen auf junge Menschen zuzugehen und sie zu gewinnen, dass sie sich untereinander begegnen und sich mit Kirche auseinandersetzen. In der Struktur des Bistums haben wir die «DAJU», also die Fachstelle kirchliche Jugendarbeit, und die Akj, die Arbeitsstelle kirchliche Jugendarbeit. «Churching» will Kirche neu und kreativ denken.

Treffen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Rahmen von "Churching" in St. Gallen.
Treffen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Rahmen von "Churching" in St. Gallen.

Wo sehen Sie Schwierigkeiten?

Büchel: Für junge Menschen ist es schwierig, eine kirchliche Gemeinschaft zu bilden und sich zu engagieren. Ich erlebe es immer wieder, dass wir Geld für die Jugendarbeit investieren, aber das Angebot bei den jungen Menschen nicht ankommt. Das ist ein falscher Ansatz. Ich erlebe immer wieder, dass die Akjs keine jungen Leute haben, mit denen sie innovative Ideen in den Pfarreien ausprobieren können.

Was muss sich ändern?

Büchel: Wir müssen die Akjs in den Regionen stärken. Es braucht in den Pfarreien mehr Jugendarbeitende. Auch muss die Frage gestellt werden, wie wir als Bistum, wie die Kirchengemeinden und die Pastoral junge Menschen konkret unterstützen können, damit sie Projekte und Ideen umsetzen können. Jugendarbeit ist absolute Beziehungsarbeit. Ein Jugendseelsorger muss Zeit haben mit jungen Menschen unterwegs zu sein und mit ihnen etwas zu unternehmen und sie zu unterstützen. Gleichzeitig finde ich es wichtig, dass man den jungen Menschen ermöglicht, selber etwas auf die Beine zu stellen.

«Ich spüre, dass da etwas wachsen kann.»

Wie nehmen Sie die jungen Menschen wahr?

Büchel: Beim Treffen mit den jungen Menschen habe ich gespürt, dass das Interesse an der Kirche da ist. Sie suchen und haben eine positive Einstellung zur Kirche. Aber es muss in ihrem Stil sein und in ihrer Kadenz. Ich finde es schön, dass sie so offen über ihre Sorgen, Wünsche und Ideen sprechen. Ich spüre, dass da etwas wachsen kann. Wir müssen nur Geduld haben. Und hoffen, dass der Heilige Geist wirkt.

Was ist den Jugendlichen in Ihrem Bistum wichtig?

Büchel: Gemeinschaft ist elementar wichtig. Sie möchten miteinander als Gemeinschaft unterwegs sein.

Auf der "Kotz-Ecke" durften junge Menschen des Bistums St. Gallen aufschreiben, was sie an der Kirche stört.
Auf der "Kotz-Ecke" durften junge Menschen des Bistums St. Gallen aufschreiben, was sie an der Kirche stört.

Junge Menschen wünschen sich eine andere, modernere Kirche. Kann das Bistum St. Gallen das bieten?

Büchel: Würden wir das nicht schaffen, würden wir solche Projekte gar nicht erst machen. Wir haben für das Projekt «Churching» eine Person angestellt, die nun Kreatives entwickeln und das Projekt vorantreiben soll.

«Uns sind die jungen Menschen sehr wichtig.»

Was möchten Sie den jungen Menschen mit auf den Weg geben?

Büchel: Wir brauchen euch! Ihr seid die Zukunft der Kirche! Von den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern in unserem Bistum gibt es eine grosse Bereitschaft, auf die jungen Menschen zu hören und sie zu unterstützen. Uns sind die jungen Menschen sehr wichtig.

* Markus Büchel (73) ist seit 2006 Bischof von St. Gallen und Vizepräsident der Schweizer Bischofskonferenz.

Am Samstag hat in St. Gallen ein Workshop von «Churching» stattgefunden, bei dem junge Menschen mit Bischof Markus Büchel über die Zukunft der Kirche diskutiert haben.

Am Montag kommt die Schweizer Bischofskonferenz im Kloster Mariastein mit katholischen Jugendverbänden zusammen im Rahmen des Projekts «Gemeinsam auf dem Weg zur Erneuerung der katholischen Kirche in der Schweiz».


Bischof Markus Büchel | © Jacqueline Straub
27. November 2022 | 11:00
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