Arnaud Evrat, Rektor der Liebfrauenkirche in Freiburg.
Schweiz

Petrusbruderschaft in Freiburg: «Wir sind keine Kirche in der Kirche»

Seit zehn Jahren sind die traditionalistischen Petrusbrüder für die Liebfrauenkirche in Freiburg zuständig. Es ist keine Pfarrkirche – und damit nicht von Papst Franziskus’ Papier «Traditionis custodes» betroffen. Der Rektor der Basilika, Arnaud Evrat, spricht von einer Erfolgsgeschichte.

Barbara Ludwig

Die Liebfrauenkirche steht mitten in der Altstadt von Freiburg, unweit der Kathedrale. Es ist die älteste Kirche Freiburgs. Anfang September 2012 übertrug Bischof Charles Morerod die seelsorgerlichen Dienste im Gotteshaus der Petrusbruderschaft. Die 1988 gegründete traditionalistische Gemeinschaft feiert ihre Gottesdienste im vorkonziliaren Ritus.

Zu Gast in verschiedenen Kirchen

Im Interview mit dem Westschweizer Newsportal cath.ch vom Montag berichtet Arnaud Evrat, Rektor der Basilika, wie es dazu kam. In den Jahren zuvor hätten die Petrusbrüder, deren Generalhaus sich ebenfalls in der Saane-Stadt befindet, in verschiedenen Kirchen von Freiburg ihre Gottesdienste gefeiert, so der Priester. Zuletzt in der Kapelle des Kollegiums St. Michael. Da das Gymnasium keine Gottesdienste während der Unterrichtszeit zuliess, sei dies für seine Gemeinschaft nicht ideal gewesen.

Beichtangebot und Marienprozessionen

2011 schliesslich habe Morerod sie gefragt, was sie tun würden, wenn man ihnen die Liebfrauenkirche zu Verfügung stellen würde. «Bischof Morerod wusste, dass wir in St. Michael nicht ganz glücklich waren. Und wir waren Kandidaten für die Basilika», sagt Evrat.

Arnaud Evrat, Rektor der Liebfrauenkirche in Freiburg, im Chor der Basilika.
Arnaud Evrat, Rektor der Liebfrauenkirche in Freiburg, im Chor der Basilika.

So habe man eine Art Pastoralprojekt entworfen. «Wir sagten, dass wir mit der Basilika einen einzigen Ort für die täglichen Messe unserer Bruderschaft in Freiburg hätten und auch Beichtgelegenheiten anbieten könnten. Da Notre-Dame auch ein marianischer Ort ist, planten wir, die Marienprozessionen und die Mariengebete an jedem ersten Sonntag im Monat wieder aufzunehmen – in Zusammenarbeit mit der Marianischen Kongregation.»

Lateinische Messen haben hier Tradition

Zudem sei die Wiederaufnahme der tridentinischen Messen in der Basilika ein Hinweis auf die Vergangenheit, erklärt der Priester. Die Kirche Liebfrauen sei historisch gesehen «der Ort der lateinischen Messe in Freiburg». Die verschiedenen Rektoren der Kirche hätten eine lateinische Messe angeboten – wenn auch im ordentlichen, also dem nachkonziliaren Ritus.

Das Angebot der Petrusbruderschaft überzeugte offenbar den Bischof. Seit zehn Jahren ist die Gemeinschaft alleine für das Gotteshaus zuständig. Dies habe nicht dazu geführt, dass die Bruderschaft isoliert sei, versichert Arnaud Evrat.

Arnaud Evrat, Rektor der Liebfrauenkirche in Freiburg.
Arnaud Evrat, Rektor der Liebfrauenkirche in Freiburg.

Apéro für Gottesdienstbesucher der Kathedrale

Im Gegenteil. Andere Kirchen, etwa jene der Franziskaner und Kapuziner, seien ganz in der Nähe. «Sehr gerne kommen Gläubige aus anderen Pfarreien bei uns zur Beichte oder zum Gebet. Manchmal nehmen sogar Besucherinnen und Besucher der Kathedral-Gottesdienste am Apéro teil, den wir nach der Messe vor der Basilika offerieren.»

Taufen, Trauungen und Priesterweihen

Er pflege regelmässige und brüderliche Beziehungen mit dem Pfarrer der Kathedrale und den anderen Priestern des Dekanats, sagt Evrat. «Wir sind keine Kirche in der Kirche. Wir sind ein Ort auf dem Gebiet der Seelsorgeeinheit, der integriert ist.» Man biete die Initiationssakramente Taufe, Erstkommunion und Firmung an. Zudem würden regelmässig Ehepaare in der Kirche heiraten. Einige Male hätten Bischöfe der Diözese Ordensmänner aus dem Quartier in Liebfrauen zum Priester geweiht.

Arnaud Evrat, Rektor der Liebfrauenkirche in Freiburg.
Arnaud Evrat, Rektor der Liebfrauenkirche in Freiburg.

Die Menschen, die die Basilika besuchten, bilden laut dem Priester keine «abgeschottete Gemeinschaft». Manche Gläubige kämen jeden Sonntag, andere von Zeit und Zeit oder nur zu den grossen Festen, weil sie an den übrigen Sonntagen anderswo zur Kirche gehen würden. «Die junge Generation lebt ihren Glauben mehr à la carte.» Es gebe kaum noch Leute, die immer in ihrer angestammten Pfarrei den Gottesdienst besuchen.

Finanzierung durch Spenden und Zuschüsse

Die Kirche Liebfrauen bildet keine eigene Pfarrei. Damit war die Kirche nicht von Papst Franziskus’ Papier «Traditionis custodes» betroffen, wonach die Alte Messe nicht mehr in Pfarrkirchen gefeiert werden darf.

Laut dem Priester gehört die Kirche einer Stiftung, die für den Unterhalt des Gebäudes zuständig ist. Die Seelsorge werde einzig von den Spenden der Gläubigen finanziert. Evrat sagt aber auch, dass die Petrusbruderschaft von der Diözese für die pastorale Arbeit in Freiburg und weiteren Ortschaften des Bistums entschädigt werde.

Die Pfarreien der Stadt Freiburg unterstützten zudem jedes Jahr die Stiftung, indem sie einen Teil der Kosten für den Gebäudeunterhalt übernehmen würden.


Arnaud Evrat, Rektor der Liebfrauenkirche in Freiburg. | © Grégory Roth
26. September 2022 | 17:02
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!