Was heißt «Ökumenisch sensibel Abendmahl und Eucharistie feiern»?

Anregungen für die Gestaltung von Abendmahl und Eucharistiefeiern vom ökumenischen Kirchentag in Frankfurt

Jesus Christus ist Kraft des erbetenen Geistes Gottes gegenwärtig in der versammelten Gemeinde, in der Verkündigung des Wortes Gottes und im Mahl zu seinem Gedächtnis. Dieses Gemeinsame Zeugnis des 3. Ökumenischen Kirchentags gewinnt an Glaubwürdigkeit, wenn in den konfessionellen Gottesdiensten eine ökumenisch sensible liturgische Praxis eingeübt wird. Wir laden Sie ein, folgende Anregungen bei der Gestaltung Ihres Gottesdienstes zu berücksichtigen. So kann das Gemeinsame Zeugnis im Gottesdienst erlebbar werden.
(1) Jesus Christus ist gegenwärtig in der versammelten Gemeinde
In Gesten der Zuwendung können Menschen einander wache Aufmerksamkeit schenken. Auch in Corona Zeiten kann das sichtbar geschehen, z.B. im Friedensgruß in einer Verbeugung voreinander.
Lieder können so gewählt werden, dass vielen der Versammelten die Texte und Melodien vertraut sind. Im Gottes Lob und im Evangelischen Gesangbuch sind diese ökumenischen Lieder mit «ö» gekennzeichnet.
Nach den Einleitungen zu den Gebeten kann eine kurze Zeit der Stille sein, um zu erspüren, dass die Versammlung sich gemeinsam auf Gott ausrichtet.
Im Fürbittgebet können Anliegen der Kirchengemeinden in der Nähe vor Gott getragen werden.
Das (namentliche) Gedächtnis der Toten an den gemeinsamen Lebensorten verbindet über die Konfessionen hinweg im österlichen Glauben.
Eine Stärkung der Erfahrung, in Gemeinschaft eucharistisches Mahl zu feiern, ist durch die Gestaltung der Kommunion im Kreis und durch gemeinsame Worte der Deutung vor dem Mahl sowie zur Entlassung / Sendung möglich.
(2) Jesus Christus ist gegenwärtig in der Verkündigung des Wortes Gottes
Die biblischen Bücher, in denen in der gottesdienstlichen Feier das Wort Gottes gelesen wird, können mit Zeichen der Ehrung, Achtung, Würdigung bedacht werden.
Zu wünschen ist ein für die Versammlung sichtbarer Ort, an dem über die Buchgestalt das Wort Gottes während der gesamten liturgischen Feier gegenwärtig ist.
In einleitenden Formulierungen kann auf die gemeinsame Gründung des christlichen Glaubens im Wort Gottes hingewiesen werden.
Es können Hinweise auf die Leseordnungen in anderen konfessionellen Traditionen gegeben werden.
Bei freien Redetexten – beispielsweise vor und nach der eucharistischen Mahlfeier – können bibelnahe Formulierungen bevorzugt werden.
(3) Jesus Christus ist gegenwärtig im Mahl zu seinem Gedächtnis
Das eucharistische Mahl als Teilhabe an dem einen gebrochenen Brot und an dem einen geteilten Becher entspricht der Stiftung Jesu Christi. Ein Verzicht auf die Feier unter beiden Gestalten bedarf der Begründung.
Der innere Zusammenhang zwischen Eucharistie und Agape ist in der Tradition bewahrt worden, um die geistliche Verbindung zwischen dem Christus-Gedächtnis und dem Leben in versöhnter Gemeinschaft auch sinnlich erfahrbar zu machen.
Ein sorgsamer Umgang mit den übrig gebliebenen Mahlgaben (beispielsweise durch einen Verzehr nach der Feier im kleinen Kreis) ist ein Gebot der ökumenischen Achtsamkeit aufeinander. In einzelnen Traditionen haben sich seit langer Zeit Formen der Aufbewahrung der Mahlgaben für eine spätere Feier mit kranken und alten Menschen gefestigt.
Weitere theologische Begründungen und Hinweise, z.B. zu den Themen Gottesdienstleitung, Epiklese und Taufe, finden Sie im Materialheft «Kommt und seht!» (Johannes 1,39) Abendmahl und Eucharistie ökumenisch sensibel feiern – zum Download unter: oekt.de/feiern
Anregungen für die ökumenische Praxis
(1) Einander wahrnehmen
Manches spricht dafür, dass viele Christinnen und Christen die liturgische Praxis der anderen Kirchen nicht kennen, vielleicht sogar noch nie an der Feier von Abendmahl bzw. Eucharistie teilgenommen haben. Einander zu begegnen ist die Voraussetzung für die Formung eines ökumenischen Engagements.
In Schaubildern könnten die Kirchorte in der Region mit Namen und Konfession dargestellt werden.
Der Besuch der Kirchenräume anderer Konfessionen, dabei beispielsweise eine meditative Betrachtung des Taufbeckens oder die Entdeckung der liturgischen Wochenordnung in den gedruckten Mitteilungen oder den Aushängen in Schaukästen oder durch links im Internet können das ökumenische Bewusstsein stärken.
Laden Sie Menschen aller Konfessionen ein, beim Besuch Ihres Kirchraums ins Gespräch zu kommen! Was ist in Ihrer Kirche ein besonderer Ort der Nähe zum Göttlichen?
(2) Miteinander sprechen
Der Austausch über die Frage, was Menschen die Feier von Abendmahl und Eucharistie ganz persönlich bedeutet, bereichert alle, die an solchen Gesprächen teilnehmen. Die Bildung von ökumenischen Hauskreisen könnte eine Folge der Begegnungen beim 3. Ökumenischen Kirchentag sein.
(3) Gemeinsam diakonisch handeln
Die Feier von Abendmahl bzw. Eucharistie hat einen starken Bezug zur Diakonie. In der biblischen Überlieferung kommt dies in der Erzählung von der Fußwaschung sowie in der Mahnung, das Herrenmahl nicht zum Ort sozialer Spannungen werden zu lassen, zum Ausdruck. Vor Ort gibt es viele Möglichkeiten, diese Bezüge ideenreich und kreativ zu gestalten.
Sie wollen gleich loslegen? Unter oekt.de/schauthin-packtan finden Sie konkrete Ideen, am Wochenende des 3. ÖKTs lokal und gemeinsam anzupacken.

04_-_oekumenisch_sensibel_feiern_anregungen_fuer_die_oekumenische_praxis.marz_2021__1_