Online-Petition gegen Gottesdienst-Obergrenze

An Herrn Bischof Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten. An Herrn Christophe Darbellay, Präsident des Staatsrates 

Sehr geehrter Herr Bischof Lovey,
Sehr geehrter Herr Präsident Darbellay, 

Die Unterzeichnenden beziehen sich auf den Beschluss des Staatsrates vom 21. Oktober sowie auf den Beschluss des Generalvikars unseres Bistums vom selben Datum. 

Wir können die mehr als berechtigten Bedenken sehr gut nachvollziehen, die Ihre Behörden angesichts des plötzlichen Anstiegs der Zahl an COVID-19 betroffenen Menschen in unserem Kanton zu solchen Entscheidungen veranlasst haben. 

Wenn wir diese Massnahmen jedoch im Einzelnen betrachten, so scheint es uns, dass sie im Hinblick auf das Verbot von Veranstaltungen und Aktivitäten von mehr als zehn Personen in einem öffentlichen oder privaten Raum unverhältnismäßig und ungerecht sein können, insbesondere bei der Feier von Gottesdiensten. In der Tat sind die Gotteshäuser so konzipiert, dass sie mehrere Dutzende oder sogar Hunderte von Menschen empfangen können, wobei die sozialen Distanzen gewahrt bleiben, insbesondere wenn die Gläubigen Masken tragen und Desinfektionsmittel verwenden. 

In Bezug auf diese Entscheidung dürfen wir uns fragen, warum andere Menschen unter bestimmten Bedingungen öffentliche Einrichtungen besuchen können, wenn diese öffentlichen Einrichtungen bei weitem räumlich kleiner sind als die Kirchen. Dieselbe Bemerkung muss auch in Bezug auf große kommerzielle Einrichtungen gemacht werden, um nur ein Beispiel zu nennen. 

Aus diesem Grund soll auf die Beschränkung bezüglich der Teilnehmendenzahl verzichtet werden, sofern die Abstände eingehalten werden können und die Teilnehmenden auf das Tragen einer Maske und das Desinfizieren der Hände achten – was bereits der Fall ist. Dies nicht zu tun, würde zu einer willkürlichen und unhaltbaren Situation führen, selbst für einen begrenzten Zeitraum. 

Was ist ferner mit Beerdigungen, bei denen die eigene Familie des Verstorbenen nicht anwesend sein kann? 

Denn es scheint, dass der Zweck dieser Massnahmen, so lobenswert er auch sein mag, unter den Gläubigen missverstanden wird. 

In Erwartung einer Antwort auf diese Zeilen versprechen wir Ihnen, sehr geehrter Herr Bischof, sehr geehrter Herr Präsident, unser Gebet, besonders in diesen unruhigen Zeiten. 

Mit freundlichen Grüssen 

Jean-Luc Broccard

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Gastbeitrag
5. November 2020 | 08:20