Aktuell verfasstes Bibelmanuskript.
Schweiz

Handschriftliche Bibel springt über den Röstigraben

Das Projekt einer handschriftlichen Corona-Bibel aus St. Gallen wird nun auch auf Französisch umgesetzt. Mittler ist das Walliser Kloster Saint-Maurice.

Im April dieses Jahres initiierte der reformierte Pfarrer Uwe Habenicht in St. Gallen das Projekt «Corona-Bibel». Freiwillige Mitwirkende sollten ein Kapitel des Neuen Testamtens oder der Psalmen von Hand abschreiben und das Resultat an den Initianten einsenden.

Verlangsamten Rhythmus finden

Die Abschreibübung sollte dabei helfen, in den durch Pandemie-Massnahmen verlangsamten Rhythmus zu finden, so Habenicht gegenüber kath.ch. Alle Abschriften würden zu einer modernen handschriftlichen Bibel gebunden und der Stiftsbibliothek St. Gallen übergeben werden. Die Idee fand rasch Anklang; über die Grenzen des Kantons und der Schweiz hinaus meldeten sich Freiwillige.

Mitte Mai wurde das Konzept auch in Frankreich und in der Westschweiz aufgenommen und als «La Bible manuscripte» bekannt gemacht.

Interesse aus Saint-Maurice

Der St. Galler Impuls wurde zuerst im Kloster Saint-Maurice aufgenommen. Als die Novizen der Abtei den diesbezüglichen Artikel des Westschweizer Portals cath.ch lasen, schlugen sie vor, das Projekt ins Französische zu übertragen.

«Ich habe am Tag darauf Pfarrer Uwe Habenicht angerufen», erklärt Maurice Sessou, einer der Novizen der Abtei. Er erhielt das Einverständnis von Abt Jean Scarcella, eine französische Version des Projekts anzugehen.

Moderner Bibelkopist

Gleichzeitig bekam in Paris Valérie Duval-Poujol Wind vom St. Galler Bibelabenteuer. Ohne von den laufenden Verhandlungen zwischen Saint-Maurice und St. Gallen zu wissen, kontaktierte sie Uwe Habenicht, um das Projekt zu starten.

Es gehe darum, ein moderner Bibelkopist zu werden, sagt Valérie Duval-Poujol, Theologin bei der Französischen Bibelvereinigung (Alliance biblique française ABF), in einem Video zu «La Bible manuscrite». Als solcher schreibe man in eigener Handschrift, mit eigenen Stiften, ein Kapitel der Bibel ab.

Schliesslich räumte die Französische Bibelvereinigung – im Einverständnis mit der Abtei – dem Projekt auf ihrer Webseite Platz ein. Es wurde «La Bible manuscrite» (Die handschriftliche Bibel) genannt.

Briefpost führt zu Einschränkungen

Die Bibelkopisten können sich auf der Webseite einschreiben und ein Kapitel des Neuen Testaments oder ein Psalmenbuch auswählen und von Hand abschreiben. Grundlage ist die interkonfessionelle und frankofone Neue Französische Standardbibel (La Bible Nouvelle Français courant NFC). Alle Beiträge werden schliesslich in ein Werk gefasst, das in Kirchen und Pfarreien zirkulieren wird.

Das Team der Bibelvereinigung bedauert nur eines: dass es nur Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Frankreich, Belgien, der Schweiz, Luxemburg, Monaco, Andorra und Kanada akzeptieren kann. Grund dafür seien Probleme der internationalen Briefpost, bedingt durch die Pandemie, heisst es. (cath.ch/Übersetzung rp)

Aktuell verfasstes Bibelmanuskript. | © AFP
26. Mai 2020 | 11:31
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