Peter Bürcher, Apostolischer Administrator des Bistums Chur
Schweiz

Bischof Bürcher überlässt Reformdialog Nachfolger

Die Erneuerung der Kirche sollen die Bistümer gemäss kürzlichem SBK-Beschluss je für sich angehen. Das Bistum Chur reagiert als Erstes, der Apostolische Administrator Peter Bürcher lässt allerdings fast alles offen. Und deutet den Amtsantritt eines neuen Bischofs nach Ostern an.

Ueli Abt

«Gemeinsam auf dem Weg zur Erneuerung der Kirche» – unter diesem Titel hatte die Schweizer Bischofskonferenz im vergangenen Sommer einen Dialog über Veränderungen angekündigt. Im Dezember hatte die SBK dann präzisiert: Einen solchen «gemeinsamen» Reformdialog sollen die Bistümer zunächst einmal einzeln starten. Nun hat als erstes das Bistum Chur darauf reagiert.

Bischof Peter Bürcher, der auf Geheiss Roms einstweilen als Apostolischer Administrator eingesprungen ist, will einen solchen Erneuerungsweg in drei Phasen gliedern. Dies teilt er in einem am Montag auf der Website des Bistums publizierten Schreiben mit. Die Medienstelle des Bistums wies via Mitteilung darauf hin.

Kaum konkrete Schritte

Wenn es im Communiqué der SBK vom Dezember auch hiess, dass es an den Bistümern liege, «konkrete Schritte» einzuleiten, so bleibt Bürchers Planung allerdings wenig konkret:

Während einer ersten Phase, die laut Bürcher «in den Herzen der Gläubigen beginnen» soll, sind diese aufgerufen, auf Gott zu hören und zu beten. Dies soll ohne «Finanzen und Strukturen» geschehen. Mit einer Erneuerung will Bürcher offenbar nicht etwa Themen wie Macht oder Gleichstellung angehen, sondern er will zu einer «Erneuerung der Beziehung zu Gott und seiner Kirche gelangen, die wir ja schon sind». Der Anfang dieses diözesanen Erneuerungsweges soll zum Höhepunkt des liturgischen Jahres, zu Ostern, führen. Gemeinsam sollen die Gläubigen beten. Den Heiligen Geist sollen sie um Beistand bitten, dass die Kirche durch ihn erneuert werde.

Hinweise zwischen den Zeilen

In einer zweiten Phase nach Ostern 2020 sollen dann die Gläubigen «aufeinander hören». Erst dann sollen überhaupt Initiativen ergriffen werden, um «Dialoggruppen in Familien, Pfarreien und Gemeinschaften zu bilden», wie es in Bürchers Schreiben weiter heisst.

Bürcher formuliert weiter: «Zum vertieften Austausch und zur gemeinsamen Kommunikation könnte der neue Bischof eine Koordinationsgruppe bilden.» Diese zweite Phase «bis zur Adventszeit 2020» kann laut Bürcher «zu einem Weg der Erneuerung der Kirche im Bistum Chur und in der Schweiz führen».
Der neue Bischof? Wie sich aus Bürchers Text ableiten lässt, erwartet der Apostolische Administrator die Wahl eines neuen Diözesanbischofs im Jahr 2020 (siehe Kasten).

Was Bürcher in seinem Schreiben schliesslich als «dritte Phase» bezeichnet, bleibt selbst für ihn vorerst ungewiss. Deren Inhalt will er einerseits dem Heiligen Geist, andererseits dem Verlauf der ersten beiden Phasen überlassen. «Lassen wir uns überraschen! Diese dritte Phase soll momentan in ihrer konkreten Gestaltung noch offenbleiben», schreibt er.

Weitere Ausführungen waren vom Bistum Chur am Montag nicht zu erhalten.

Auf diverse Appelle reagiert

Dass die Bischöfe Mitte vergangenen Jahres einen Dialog über Reformen ankündigten, ähnlich zur Reformdebatte in Deutschland, war nach Angaben der SBK eine Reaktion auf «diverse offene Briefe und Appelle».  

So hatte etwa eine Gruppe von Theologinnen und Theologen Ende März unter dem Motto «Wir haben es satt!» unter anderem gefordert, dass so lange keine Männer zu Priestern und Diakonen geweiht werden, bis der Zugang zu diesen Ämtern auch Frauen offen stehe.

«Demokratische Wahl der Bischöfin»

Im Oktober lancierten zudem Kirchen- und Ordensfrauen die so genannte Junia-Initiative. Im Mai wollen die Initiantinnen den Ortsbischöfen bewährte Frauen und Männer zur «sakramentalen Sendung» vorschlagen. Sie meinen damit die Beauftragung des Bischofs, die Sakramente zu spenden. Konkret geht es um die Krankensalbung, Trauung, Eucharistie, Versöhnung (Beichte) und Taufe. Hinter der Junia-Initiative stehen sowohl Frauen, die das Frauenpriestertum fordern, wie auch solche, die innerhalb bestehender kirchlicher Strukturen bleiben.

Weiter hatte sich die Initiantin Florentina Camartin aus dem bündnerischen Brigels für die Abschaffung der Ehelosigkeit von Weltpriestern eingesetzt. Ihre im Internet ab Sommer 2018 verbreitete Petition erhielt grossen Zuspruch: mehr als 5000 Personen unterzeichneten diese innerhalb von sechs Monaten online.  

Theologin Veronika Jehle, die im Dezember 2019 als Zeichen des Protests jeweils donnerstags auf einer Brücke in der Zürcher Innenstadt ein Schild mit Forderungen präsentierte, listete unter anderem auf: «demokratische Wahl des Bischofs / der Bischöfin in Chur», «Ende der Angstkultur» sowie «erneuerte gerechte Kirchenverfassung».  

Peter Bürcher, Apostolischer Administrator des Bistums Chur | © Manuela Matt
6. Januar 2020 | 17:10
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Apostolischer Administrator erwartet Churer Bischof ab Frühling

In seinem Schreiben zum synodalen Weg im Bistum Chur drückt der Apostolische Administrator indirekt die Erwartung aus, dass im Verlauf des Jahres der neue Diözesanbischof für das Bistum Chur feststeht.

Dies ergibt sich aus seinen Aussagen zu den drei Phasen des Prozesses. In seinem Beschrieb einer zweiten Phase bringt Bürcher «den neuen Bischof» ins Spiel. Aus der zeitlichen Verortung dieser Phase lässt sich ableiten, dass Bürcher von der Ernennung des neuen Bischofs irgendwann nach Ostern ausgeht. Da Bürcher zudem vorschlägt, dass unter dem neuen Bischof die zweite Phase des Erneuerungsprozesses noch vor der Adventszeit abgeschlossen werden könnte, wird klar, dass Bürcher die Bischofswahl einige Zeit vor dem Advent erwartet.

In etwa passt das zu einer Aussage von Nuntius Thomas E. Gullickson in einem Radiobeitrag von «Radio Südostschweiz» (RSO) vom November 2019: Er hoffe, dass der neue Bischof ungefähr bis Ostern feststehen könnte. «Aber ich kann das selbst nicht bestimmen», sagte Gullickson gegenüber RSO. (uab/sys)