Passantinnen bei einer Gedenkstelle für die Opfer des Terroranschlags.
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Kirchenvertreter bestürzt nach Anschlag auf Strassburger Weihnachtsmarkt

Strassburg/Rom, 13.12.18 (kath.ch) Papst Franziskus habe mit «Trauer und Sorge» von dem Attentat erfahren und bete für die Opfer. Er verurteilt in einem Telegramm an Strassburgs Erzbischof Luc Ravel entschieden die Gewalt. Den betroffenen Familien bekundete er sein Mitgefühl und sagte ihnen sein Gebet zu.

Luc Ravel zeigte sich fassungslos: Ein Symbol Strassburgs sei getroffen worden, sagte er dem Radiosender RCF. Die Weihnachtsmärkte in Strassburg gehören mit zu den ältesten in Europa; die Stadt beschreibt sich als Weihnachtshauptstadt. Es sei «Schwindel», dass die Taten des Attentäters «rational» oder «religiös» motiviert sein könnten, so Ravel. Alle religiösen Autoritäten müssten eine solche «bösartige Annäherung zwischen Gott und Terrorismus anprangern».

Glockengeläute und Gebet

Am Mittwochmittag läuteten für zehn Minuten die Glocken in der Stadt zum Gedenken an die Opfer. Am Abend wollte Ravel selbst eine Totenwache in der Kathedrale halten. Dazu waren Vertreter aller Religionen eingeladen. Am Donnerstag soll es ein Gebet für die Opfer, die Sicherheitskräfte und den Frieden in Frankreich geben. Papst Franziskus erbat «den Reichtum des göttlichen Segens für die Opfer, jene, die ihnen beistehen, und für das ganze französische Volk», wie der mitteilte.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich bestürzt über den Anschlag. «In Verbundenheit stehen wir an Ihrer Seite», schrieb er in einem Brief an Ravel. «Es versagen die Worte angesichts der erneuten Gewalt, die mit dem Anschlag in Strassburg den ganzen europäischen Kontinent erschüttert.»

Zusammenhalt mehr denn je notwendig

Der Terror gefährde das friedliche Zusammenleben von Menschen, so der deutsche Kardinal, und führe zu Angst und Unsicherheit. «Gerade jetzt ist es notwendig, dass wir uns bewusst machen, auf die christliche Botschaft und die Gemeinschaft vertrauen zu können», betonte er. «Mehr denn je ist der Zusammenhalt in unseren Gesellschaften notwendig.»

Am Dienstagabend hatte ein bewaffneter Mann auf dem Weihnachtsmarkt im Zentrum Strassburgs 3 Menschen erschossen und mindestens 13 weitere zum Teil schwer verletzt. Die Polizei geht von einem terroristischen Hintergrund aus. (kna)

Passantinnen bei einer Gedenkstelle für die Opfer des Terroranschlags. | © Keystone
13. Dezember 2018 | 10:18
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Grundgefährdung gehört dazu

Der Pfarrer der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Martin Germer, plädiert auch nach dem Anschlag in Strassburg für den Besuch von Weihnachtsmärkten. Die Menschen sollten dies weiterhin tun, «weil das Schreckliche, das in das Leben hineinbricht, uns nicht davon abbringen soll, unser Leben fröhlich und dankbar zu leben», sagte Germer am Donnerstag im Interview der «Deutschen Welle».

An welchem öffentlichen Ort man auch sei, eine Grundgefährdung gehöre dazu, sagte der Pfarrer eine Woche vor dem zweiten Jahrestag des Terrorakts am Breitscheidplatz in der deutschen Hauptstadt. Gleichzeitig denke er «an die Menschen in Bagdad oder in anderen Teilen der Welt», wo Anschläge alltäglich seien. Am 19. Dezember 2016 wurden bei einem islamistisch motivierten Angriff auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz vor der Gedächtniskirche zwölf Menschen getötet und dutzende weitere verletzt.

Auf die Frage, ob Gott islamistischen Terroristen verzeihe, sagte Germer, «dass es in der Weite des göttlichen Herzens auch für einen Menschen, der so etwas Schreckliches tut, noch Raum gibt. Wir sollten nicht auf einem hohen Ross sitzen und uns moralisch unendlich überlegen fühlen.» (kna)