Erzbischof Carlo Maria Viganò
Vatikan

Ex-Vatikandiplomat ruft zum Kampf gegen Homosexualität in der Kirche auf

Rom, 20.10.18 (kath.ch) Der frühere Vatikandiplomat Erzbischof Carlo Maria Viganò sieht in der katholischen Kirche eine weit verbreitete Homosexualität, die auch Hauptursache des sexuellen Missbrauchs sei. Die Bischöfe und Priester rief er in einem am Freitag veröffentlichten Schreiben auf, die «Verschwörung des Schweigens» zu durchbrechen und den Kampf gegen Homosexualität aufzunehmen.

Auch der Papst müsse endlich seine Aufgabe wahrnehmen und für eine «gesunde Morallehre» eintreten, so der Ex-Vatikandiplomat.

«Plage der Homosexualität»

Der 77-jährige italienische Erzbischof machte Homosexualität verantwortlich für «die Verderbtheit des Priestertums und der Hierarchie». Verantwortlich für die Krise der katholischen Kirche sei «die Plage der Homosexualität – hinsichtlich derer, die sie praktizieren, ihrer Motive und des Widerstand gegen ihre Korrektur». Gleichgeschlechtliche Beziehungen seien ein «Geschwür im Klerus geworden, das nur mit geistlichen Waffen bekämpft werden kann», so der Erzbischof.

Vorwurf der Heuchelei

Es sei Heuchelei, Missbrauchsopfer zu beklagen, aber nicht Homosexualität als «die Hauptursache zahllosen sexuellen Missbrauchs» zu benennen. «Die Beweise sind erdrückend, wie endemisch die Plage der Homosexualität ist; sie verbreitet sich durch Ansteckung, mit tiefen Wurzeln, die schwer auszureissen sind», so Viganò in seinem mehrseitigen, vom italienischen Blogger Marco Tosatti veröffentlichten Schreiben.

Kein Zusammenhang mit Machtstrukturen

Der Erzbischof widersprach der Analyse des Papstes, der sexuellen Missbrauch als Folge verfehlter Machtstrukturen in der Kirche dargestellt hatte. Dies sei «reiner Sophismus». Die «homosexuelle Verderbtheit» anzuklagen, finde «nicht einmal auf den höchsten Ebenen der Kirche» Zustimmung, schrieb Viganò.

Zwar gebe es auch sexuelle Übergriffe von Klerikern gegenüber Frauen; diese fügten «der Seele derer, die sie verüben, der Kirche und der Seele derer, die sie verderben», schweren Schaden zu. Aber diese Untreue gegenüber dem priesterlichen Ehelosigkeitsversprechen beschränke sich auf die unmittelbar beteiligten Personen und tendiere nicht zur Verbreitung, so der Erzbischof.

Papst soll «Irrtümer bekennen»

Anlass des Schreibens von Viganò ist die Affäre um den emeritierten Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick (88), und dessen früheren homosexuellen Umgang mit Seminaristen. Nachdem sich der Verdacht erhärtete, dass McCarrick sich in der Vergangenheit auch an Minderjährigen vergangen hatte, hatte ihn Franziskus im Juli aus dem Kardinalskollegium entlassen.

Viganò, von 2011 bis 2016 Nuntius in den USA, warf dem Papst bereits in einem Memorandum vom 26. August schwere Versäumnisse in diesem Zusammenhang vor. Auch jetzt bekräftigte er, Franziskus solle «seine Irrtümer bekennen und Reue zeigen». (cic)

Erzbischof Carlo Maria Viganò | © KNA | © KNA
20. Oktober 2018 | 18:07
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