Wieviel Sinnlichkeit erträgt ein Gottesdienst?
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Gottesdienste müssen körperbetonter werden, fordert ein Moraltheologe

Würzburg, 25.5.18 (kath.ch) Gottesdienste müssen nach Meinung des Linzer Moraltheologen Michael Rosenberger mehr mit dem Körper erlebbar gemacht werden, um sie attraktiver zu machen. Die Körperbetontheit sei auch eine Erklärung für den Erfolg von Wallfahrten.

«Das könnte auch heissen, bei der Eucharistie richtiges Brot zu verwenden», sagte der Würzburger Diözesanpriester am Donnerstag im Interview mit der Bischöflichen Pressestelle. «Im Idealfall – ich provoziere immer gerne ein bisschen, damit man nicht nur zu eng denkt – würde ich sogar vorschlagen, dieses Brot in der Kirche zu backen.» Dann ziehe der Duft durch den Kirchenraum. «Das wäre ein Einbezug der Sinnesorgane. Man riecht etwas, man schmeckt etwas.»

Sich und die Natur spüren

In der Welt werde alles angezweifelt, etwa auch die Existenz Gottes oder der christliche Glaube. Da seien dann der Sonnenbrand im Gesicht oder Blasen an den Füssen Dinge, die niemand in Frage stellen könne. «Wir haben heute das Gefühl, dass unser Körper das Einzige ist, das niemand hinterfragen kann.» Denn die Menschen spürten Schmerzen und Sinneseindrücke. «Das brauchen wir, das gibt uns Sicherheit.»

Zudem befriedigen Wallfahrten dem Pastoraltheologen zufolge das Bedürfnis des modernen Menschen nach Naturnähe. Denn er sei meist nur in der Stadt unterwegs und suche daher in seiner Freizeit nach einem Erlebnis in der Natur. Dies gebe es bei Wallfahrten oder auf Bergmessen. Zudem sei man im Gegensatz zur Stadt dort kein Nobody.

Zu Fuss gehen – jemand sein

Beim Pilgern spiele Geborgenheit und Ansehen eine grosse Rolle. Und gehe ein Mensch zu Fuss auf dem Jakobsweg nach Santiago di Compostela, sei er möglicherweise im Bekanntenkreis der Einzige, «dann bin ich wieder jemand», sagte Rosenberger. (kna)

Wieviel Sinnlichkeit erträgt ein Gottesdienst? | © Betty Fleck
25. Mai 2018 | 06:49
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