Das Konzilsgebäude in Konstanz
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Macher ziehen positive Bilanz nach Konzilsjubiläum

Konstanz, 21.4.18 (kath.ch) In einem Mammutprogramm hat Konstanz an die (kirchen)politisch wichtigste Versammlung des Mittelalters auf deutschem Boden erinnert. Ein ökumenischer Gottesdienst setzt am Sonntag den Schlusspunkt.

Volker Hasenauer

Die Schlacht war geschlagen: drei Päpste abgesetzt, ein neuer auf wundersam einmütige Weise gewählt. Die Kirchenreformer Jan Hus und Hieronymus von Prag dagegen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Einige kirchliche Reformen packte das Konstanzer Konzil mutig an, andere verschoben die Theologen, Fürsten und Kardinäle auf ungewisse Zeit. Aber – und das war wohl die grösste historische Leistung: Das Papsttum und die Einheit der Kirche wurden in Konstanz gerettet.

Vor 600 Jahren Schlusssegen von Papst und König

Am 22. April 1418, vor genau 600 Jahren, standen Pontifex Martin und König Sigismund mit päpstlicher Krone und königlichem Reichsapfel vor dem Konstanzer Münster und erteilten dem versammelten Volk – der Dienstmagd wie dem Kardinal und der Bäuerin wie dem Edelmann – den Schlusssegen, inklusive Ablass von allen Sündenstrafen.

Das Konstanzer Konzil, die wohl wichtigste mittelalterliche Kirchenversammlung auf deutschem Boden, war damit Geschichte. Auch wenn es noch mehrere Wochen dauerte, bis wirklich alle Delegationen den Bodensee in alle Himmelsrichtungen verliessen. Konstanz schrumpfte wieder auf Normalmass – und blieb auf zahllosen, nichtbeglichenen Rechnungen der Kirchenfürsten sitzen.

Rund 1000 Veranstaltungen seit 2014

600 Jahre danach klingt nun auch das von Stadt und Region Konstanz organisierte lange Jubiläumsprogramm aus. Seit 2014 gab es rund 1000 Veranstaltungen wie Stadtführungen, Konzerte, wissenschaftliche Tagungen, Theateraufführungen, Konzerte, europäische Jugendtreffen, Vorträge oder Mittelaltermärkte. «Das Jubiläum war ein Mosaik von Formaten und Themen für Jung und Alt. Und langweilig ist es sicher nie geworden», so die Chefin des städtischen Organisationsteams für das Jubiläum, Ruth Bader.

Am Sonntag erinnern die Kirchen mit einem feierlichen Gottesdienst am Originalschauplatz im Münster an die Schlusssitzung der Beratungen. Im Juli ist ein interreligiöses Abschlussgebet geplant.

Neue Impulse für christliche Gemeinden

Und so zieht der Konstanzer Dekan Mathias Trennert-Helwig im Namen des ökumenischen Arbeitskreises, der sich mit einigen eigenen Mosaiksteinen ins lange Jubiläumsprogramm einbrachte, eine rundum positive Bilanz der vier Jubiläumsjahre: «Das Miteinander unserer christlichen Gemeinden hat neue Impulse bekommen. Und es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir in so gelungener Form an die historischen Leistungen des Konzils wie die Papstwahl, aber zugleich auch an die dunklen Kapitel wie die Verbrennung von Jan Hus erinnern konnten.»

Friedliche Lösungssuche als Vorbild

Für Trennert-Helwig weist zudem der während des Jubiläums gestiftete Konstanzer Konzilspreis für europäische Begegnung über die Feiern hinaus. «Den Konzilsteilnehmern gelang es damals in kriegerischen Zeiten friedlich miteinander nach Lösungen zu suchen. Das ist bis heute Vorbild und Ansporn.»

Bis zum endgültigen Schluss der Jubiläumsfeiern am Bodensee am 22. Juli steht nun noch der mittelalterliche Konzilsbarde Oswald von Wolkenstein Pate. Über jedes Jubiläumsjahr stellten die Jubiläumsplaner einen historischen Protagonisten als Leitfigur, vom Papst Martin und Kaiser Sigismund bis zum Ketzer Jan Hus und der schönen Konzils-Kurtisane Imperia.

Persönlichkeiten des Konzils führen Touristen durch Stadt

Noch während des Sommers haben Touristen Gelegenheit, an einer der beliebten Konzils-Kostüm-Stadtführungen teilzunehmen. Geschichte lebt, wenn beispielsweise das Konstanzer Unikat Henry Gerlach als Kardinal oder Papst durch die Altstadtgassen führt. Ein letztes Highlight dürfte die Aufführung der Oper «La Juive» von Jacques Halevy und Eugene Scribe im Juni werden. Hier werden Zuschauer ein «leidenschaftliches Plädoyer für mehr Menschlichkeit und Toleranz» erleben, versprechen die Macher.

Was bleibt innerkirchlich?

Was aber bleibt innerkirchlich vom grossen Jubiläum? Das in Konstanz vor sechs Jahrhunderten beschlossene Prinzip, in regelmässigen Abständen Konzilien einzuberufen, um hier auf breiter Basis Theologie und Kirchenpolitik zu diskutieren und demokratisch abzustimmen, scheiterte krachend. Und doch, auch das hat das lange Konzilsjubiläum deutlich gemacht, keimen die Pflänzchen Konziliarismus und Basisdemokratie in der katholischen Kirche wieder neu. Nicht zuletzt im Blick auf die von Papst Franziskus angestossenen Aufbrüche. (kna)


Das Konzilsgebäude in Konstanz | © Achim Mende / www.konstanzer-konzil.de
21. April 2018 | 10:39
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