Philippe Gardaz
Schweiz

Philippe Gardaz, engagierter Mit-Denker der Kirche Schweiz, gestorben

Lausanne, 20.2.18 (kath.ch) Der ehemalige Waadtländer Kantonsrichter und auf Schweizer Ebene engagierte Katholik Philippe Gardaz ist am 15. Februar 71-jährig in Lausanne gestorben. Er wirkte sowohl in der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) wie in der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) mit und machte sich für den Ausbau der katholischen Presse in der Westschweiz stark.

Von 1992 bis 2007 war Gardaz Richter am Kantonsgericht Waadt. Im Jahr 2006 präsidierte er das Verfassungsgericht des Kantons Waadt. Von 1997 bis 2008 war er zudem stellvertretender Richter am Bundesgericht.

Neben seiner Tätigkeit als Jurist zeichnete Philippe Gardaz als Kolumnist für verschiedene Zeitungen in der Westschweiz, darunter auch die Zeitschriften «Source» der Westschweizer Dominikaner und «Choisir» der Jesuiten. Mit wachem Geistbegabt, besass er einen Humor, der oft vernichtend war, bemerkt André Kolly, Präsident des Katholischen Medienzentrums Cath-Info in Lausanne.

Gefragter Berater für Kirchenrecht

Gardaz interessierte sich auch für Kirchenrecht. Seit den 1970er Jahren war er Rechtsberater für den Verband der Katholischen Pfarreien in der Waadt. Als Spezialist für Kirchenrecht gehörte er zu den Architekten des Gesetzes über die Beziehungen zwischen Kirche und Staat im Kanton.

Er interessierte sich auch sehr für die kirchlichen Strukturen, insbesondere für die Geschichte und Neueinteilung der Diözesen in der Schweiz. Er war Vorsitzender des Vorstandes des Instituts für Religionsrecht der Universität Freiburg und Mitglied der kirchlich-staatlichen Expertenkommission der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Er ist Autor zahlreicher Bücher und wissenschaftlicher Artikel zum Kirchenrecht.

Einsatz für katholische Medien

Im Jahr 2012 übernahm er die Präsidentschaft von c@tholink, der Website der Katholischen Kirche der Westschweiz. Er war massgeblich am Zusammenschluss der französischsprachigen Internationalen Katholischen Nachrichtenagentur «Apic», dem Pendant zur «Kipa», und dem Katholischen Radio- und Fernsehzentrum «CCRT» in Lausanne beteiligt. Daraus entstand das heutige Katholische Medienzentrum Cath-Info in Lausanne, mit welchem das Katholische Medienzentrum kath.ch in Zürich zusammenarbeitet.

Brücke über den «Röschtigraben»

Die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz hebt in einer Würdigung vor allem Gardaz Einsatz für die «FEDEC-VD», die staatskirchenrechtliche Körperschaft des Kantons Waadt, sowie für die RKZ hervor. Seit die RKZ im Jahr 2008 eine Kommission für Staatskirchenrecht und Religionsrecht ins Leben rief, gehörte er dieser als Experte und besonderer Kenner der Situation in der französischsprachigen Schweiz an.

Dabei sei ihm der Brückenschlag über den «Röstigraben» ein grosses Anliegen gewesen, zu dem er dank Kenntnis der rechtlichen Situationen in der ganzen Schweiz und perfekter Zweisprachigkeit viel betragen konnte, schreibt die RKZ.

Korrekt und hilfreich

Als Mitglied der kirchlich-staatlichen Expertenkommission der SBK musste er Themen behandeln, die sehr sensibel waren. Ihm sei es ein zentrales Anliegen gewesen, korrekte und hilfreiche rechtliche Antworten zu finden. Diese Grundhaltung habe es ihm ermöglicht, gleichzeitig einem Fachgremium der Bischofskonferenz und einer Kommission der RKZ anzugehören, ohne dass dies zu einem Interessenkonflikt führte, so die RKZ.

Bistum «Zürich»

Er sei überzeugt gewesen, schreibt die RKZ, dass es nicht nur der Kirche und dem typisch schweizerischen «dualen System», sondern auch den staatskirchenrechtlichen Körperschaften «dann gut geht, wenn die pastoral Verantwortlichen ihnen ein starkes und profiliertes Gegenüber sind. Auch deshalb trat er für eine den heutigen Voraussetzungen besser angepasste Bistumseinteilung und ein Bistum Zürich ein.» (cath.ch/gs)

Philippe Gardaz | © Maurice Page
20. Februar 2018 | 11:53
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