Irakische Christen kehren nach Ninive zurück

Karakosch/Rom, 4.10.17 (kath.ch) Etwa 500 christliche Familien – knapp 2500 Menschen – haben dieser Tage die lang ersehnte Rückkehr in ihre früheren Städte und Dörfer in der Nineve-Ebene gefeiert und ein Zeichen für den Neubeginn gesetzt. Das berichtete das internationale katholische Hilfswerk «Kirche in Not» am Dienstag.

In Karakosch (»Baghdeda»), der grössten christlichen Stadt in Ninive, hielten Priester und Gläubige bei einer Prozession Olivenzweige in den Händen und sangen in der Sprache Jesu aramäische Gesänge. Im Schutz von Sicherheitskräften in gepanzerten Fahrzeugen wurde die Prozession von Priestern angeführt, die Kreuze hoch hielten. In der syrisch-katholischen Kirche der Unbefleckten Empfängnis fand ein Gottesdienst statt.

Den Angreifern vergeben

Diese Kirche im Stadtzentrum war von Kämpfern des IS entweiht und angezündet worden. Während der Zeremonie rief der Projektbeauftragte des Hilfswerks für den Nahen Osten, Pater Andrzej Halemba, die Menschen dazu auf, denen zu vergeben, die sie aus ihren Häusern vertrieben und ihre Städte und Dörfer angegriffen hatten. «Natürlich weinen wir angesichts der Gewalt, die ausgeübt wurde, doch wir sollten die Wut aus unseren Herzen entfernen. Es sollte kein Hass in unseren Herzen sein. Wir sollten uns mit unserem Nachbarn versöhnen», so Halemba.

Mindestens 2000 Familien – 10’000 Personen – kehrten Berichten zufolge nach Karakosch zurück. Weitere 500 Familien werden in den nächsten Monaten erwartet. Die Sicherheit der Christen wird hier von Schutzmilizen geleistet. Das ist für den syrisch-katholischen Bischof Yohanna Petros Mouché aber nicht genug, wie er an einer Konferenz des Hilfswerks «Kirche in Not» gegenüber cath.ch sagte. Er möchte stärkere Sicherheitsvorkehrungen. Die Muslime würden sich jetzt ihre Bärte rasieren und sich entschuldigen. Dabei hatten viele von ihnen den IS unterstützt.

Grosser Handlungsbedarf

Patriarch Louis-Raphael Sako | © Jacques Berset

Bei der Konferenz in Rom, an der auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin teilnahm, sagte der chaldäisch-katholische Patriarch von Bagdad, Louis Raphael I. Sako, es gebe fünf Bereiche, in denen Handlungsbedarf bestehe: Die Bildung unterstützen, politische Unterstützung anbieten, die befreiten Gegenden sichern und stabilisieren, und zuletzt den Fundamentalismus und den Terrorismus besiegen. (kap/be)

Bericht über die Konferenz in Rom von «Kirche in Not Schweiz Liechtenstein»

Bischof Yohanna Petros Mouché (links) und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin | © Jacques Berset
4. Oktober 2017 | 15:52
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Patriarch trauert um verstorbenen Präsident Talabani

Der irakische Patriarch Mar Louis Raphael Sako hat in einem Statement für den römischen Missionspressedienst «Asianews» seine Trauer über den Tod des Altpräsidenten und Kurdenführers Jalal Talabani bekundet. Jalal Talabani wurde 2005 als erster Nichtaraber Präsident im Irak. Er starb am Dienstag im Alter von 83 Jahren in einer Berliner Klinik.

Die Nachricht vom Tod des «grossen Führers der Kurden und der Iraker» erfülle ihn mit grossem Schmerz, sagte das Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche. Talabani habe viel zu Sicherheit und Stabilität nach dem Sturz des früheren Regimes beigetragen, so Patriarch Sako. Er bete um Gottes Barmherzigkeit und den Trost für den Verstorbenen und seine Familie. (kap)