Bischof Joachim Vobbe weiht 1996 Angela Berlis (links) zu ersten Priesterin der christkatholischen Kirche.
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Früherer deutscher altkatholischer Bischof Vobbe gestorben

Bonn, 27.7.17 (kath.ch) In seiner Amtszeit als Bischof hat er Geschichte geschrieben. 1996 weihte Joachim Vobbe erstmals für die altkatholische Kirche in Deutschland zwei Frauen zu Priesterinnen. Darüber hinaus trug er viel dazu bei, dass seine Kirche ein eigenständiges Profil und ein neues Selbstverständnis gewann.

Christoph Arens

In Vobbes Amtszeit fiel im Jahr 2000 auch ein deutliches Schuldbekenntnis zur Rolle der altkatholischen Kirche im Nationalsozialismus. Weiter leitete er eine innerkirchliche Rechts- und Finanzreform in die Wege. Der in Bad Honnef bei Bonn geborene Geistliche trug ausserdem wesentlich dazu bei, dass die derzeit rund 16’000 Altkatholiken in Deutschland erstmals in ihrer Geschichte eine Bischofskirche haben. Am Mittwoch ist Vobbe, der von 1995 bis 2010 neunter Bischof der Altkatholiken in Deutschland war, im Alter von 70 Jahren in Königswinter bei Bonn gestorben.

In der Ökumene engagiert

Vobbe, der seine Frau und zwei erwachsene Söhne hinterlässt, war auch in der Ökumene gefragt. In seiner Zeit als Pfarrer in Offenbach knüpfte er intensive Kontakte zur dortigen rumänisch-orthodoxen Gemeinde. Mehrfach hat er die orthodoxe Kirche von Rumänien besucht. Vom Patriarchen der Rumänischen Orthodoxen Kirche, Teoctist, wurde ihm als Dank das silberne und später das goldene Patriarchalkreuz für Bischöfe verliehen.

1982 trat er der ökumenisch ausgerichteten Evangelischen Michaelsbruderschaft bei. Als Mitglied der Kirchenleitung bereitete er den Weg für die 1985 vereinbarte Abendmahlsgemeinschaft von Altkatholiken und evangelischen Christen mit vor.

Als römisch-katholischer Priester übergetreten

Vobbe ist wie manche andere Geistliche der altkatholischen Kirche aus der römisch-katholischen Kirche übergetreten. 1972 wurde er durch Kardinal Joseph Höffner in Köln zum römisch-katholischen Priester geweiht. 1977 konvertierte er in das alt-katholische Bistum und wurde zunächst im südbadischen Blumberg und in Offenbach Pfarrer.

«Das Verhältnis zwischen alt-katholisch und römisch-katholisch war jahrzehntelang ein Nichtverhältnis. Es gab keinerlei ökumenische Kontakte», fasst Bischof Matthias Ring, Vobbes Nachfolger, die nicht immer einfache Beziehung der beiden Kirchen zusammen. «Das hat sich aber nach dem Zweiten Weltkrieg stark geändert.» Vor drei Jahren seien die altkatholischen Bischöfe zum ersten Mal in privater Audienz beim Papst gewesen.

Inzwischen gehe es um die Frage, «wie wir die Gemeinschaft miteinander pflegen können – mit Blick auf den Papst und sein Amt, der als Moderator Garant der kirchlichen Einheit sein könnte, so unser Denkmodell».

Redner, Prediger, Musikfreund

Matthias Ring, würdigte am Mittwoch auch die Talente des Verstorbenen als Redner, Prediger und Verfasser mehrerer Kirchenlieder und geistlicher Texte. 2010 nahm er eine CD unter dem Titel «Someone’s singing, Lord» mit elf Gospels und Spirituals auf.

Die Totenmesse für den am 26. Juli verstorbenen Altbischof Joachim Vobbe findet am Samstag, den 5. August, um 14 Uhr in der Namen-Jesu-Kirche in Bonn statt. Bischof Dr. Matthias Ring wird den Trauergottesdienst leiten und die Predigt halten. (kna)

Bischof Joachim Vobbe weiht 1996 Angela Berlis (links) zu ersten Priesterin der christkatholischen Kirche. | © KNA
27. Juli 2017 | 14:36
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Alt- oder christkatholische Kirche

Die altkatholische Kirche gibt es erst seit 150 Jahren. Altkatholiken verstehen sich als Christen, die am alten katholischen Glauben vor dem Ersten Vatikanischen Konzil festhalten. Sie lehnen nicht nur die Unfehlbarkeit des Papstes ab, sondern auch dessen Anspruch auf die Jurisdiktionsgewalt der gesamten Kirche sowie die Mariendogmen.

Gewichtige Unterschiede gibt es auch in der Praxis: Die altkatholische Kirche kennt keinen Pflichtzölibat, gestattet die Priesterweihe von Frauen. Auch akzeptiert sie die Ordination gleichgeschlechtlich lebender Theologen und Theologinnen.

In der Schweiz steht der christkatholischen Kirche Bischof Harald Rein vor. Die Kirche wird von Bischof, Nationalsynode und Synodalrat gemeinsam geleitet. (kna/ms)