Zürcher Synodalratspräsident sieht Alternativen zu einem Bistum Zürich

Zürich, 11.7.17 (kath.ch) Die Zürcher Katholiken müssen den Wunsch nach einem eigenen Bistum begraben. Aus Sicht von Benno Schnüriger, dem Synodalratspräsidenten der Römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich, existieren aber valable Alternativen.

Barbara Ludwig

Seit Jahrzehnten wünschten sich die Zürcher Katholiken ein eigenes Bistum. Ende 2012 nahmen sie einen neuen Anlauf und erneuerten ein Gesuch aus dem Jahre 1990 zuhanden der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Anlass dafür war eine Anfrage in der Synode (Kirchenparlament).

Nun müssen die Zürcher Katholiken ihren Wunsch nach einer eigenen Diözese begraben. Die Biberbrugger Konferenz, der Zusammenschluss der Kantonalkirchen des Bistums Chur, stellt sich nach einer gemeinsamen Tagung gegen das Projekt, wie der Zürcher «Tages-Anzeiger» am Montag berichtete.

Ohne das Geld aus Zürich geht es nicht

Das Treffen der Bistumskantone fand allerdings bereits am 14. März statt, wie der Präsident der Biberbrugger Konferenz, Stefan Müller, auf Anfrage mitteilte, also noch bevor der Churer Bischof Vitus Huonder ankündigte, das Thema «Bistumseinteilung» mit der Biberbrugger Konferenz diskutieren zu wollen. Dieses Gespräch hat laut Müller noch nicht stattgefunden. Die Vertreter der sechs Kantonalkirchen von Graubünden, Glarus, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden hätten sich deutlich gegen das Projekt ausgesprochen, schreibt der «Tages-Anzeiger».

Laut Müller lehnten die sechs Kantonalkirchen ein Bistum Zürich «praktisch» aus denselben Gründen ab, nämlich aus «Sorge, dass ein Bistum Chur ohne die Zürcher Kantonalkirche finanziell nicht mehr lebensfähig wäre und dass die kleineren Kantonalkirchen zu wenig materielle Mittel hätten, um alle Aufgaben alleine bewältigen zu können». In der Beurteilung der Angelegenheit habe es «keine nennenswerten Unterschiede» gegeben.

Zürcher Alleingang keine Option

Die Zürcher Katholiken beharren nicht weiter auf ihrem Wunsch. Der Synodalrat habe immer betont, die Errichtung eines Bistums Zürich könne «nur im Einklang mit den anderen betroffenen Kantonalkirchen» vorgenommen werden, «nicht gegen sie», sagte Simon Spengler, Bereichsleiter Kommunikation und Kultur beim Synodalrat der Römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich, auf Anfrage gegenüber kath.ch. Die im vergangenen Jahr von Huonder durchgeführte Befragung habe diesbezüglich zu einem eindeutigen Ergebnis geführt. «Unter den heutigen Bedingungen in der Diözese und auf Ebene der Kirche Schweiz macht es deshalb im Moment keinen Sinn, dieses Projekt weiter zu verfolgen», so Spengler weiter.

Die Suche nach Alternativen müsse aber weitergehen, da der gegenwärtige «provisorische» Zustand für die Zürcher Katholiken unbefriedigend sei. Der Kanton Zürich, der einen Grossteil der Katholiken im Bistum stellt, gehört seit 1819 nur provisorisch zur Diözese Chur.

Weihbischof für Zürich oder Doppelbistum

Aus Sicht von Benno Schnüriger, dem Synodalratspräsidenten der Römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich, gibt es durchaus valable Alternativen, wie er auf Anfrage gegenüber kath.ch sagte. Eine davon wäre die erneute Einsetzung eines Weihbischofs für Zürich. «Als Peter Henrici und Paul Vollmar als Weihbischöfe und Generalvikare wirkten, waren wir sehr zufrieden», so Schnüriger. Mit dieser Lösung sei eine «Aufwertung» der Zürcher Katholiken verbunden. Dass ein Weihbischof gleichzeitig als Generalvikar für den Kanton Zürich amte, wie das damals bei den Weihbischöfen Henrici und Vollmar der Fall war, sei eine «gute Kombination».

Eine solche Lösung unterstützt laut Müller auch die Biberbrugger Konferenz. Damit das funktioniert, müsste ein Weihbischof mit gewissen Vollmachten ausgestattet sein. Auch eine «vertrauensvolle Zusammenarbeit» mit dem Diözesanbischof müsste gegeben sein, so Müller.

Als weitere sinnvolle Alternative bezeichnete Schnüriger die Errichtung eines Doppelbistums Chur-Zürich, bei dem der Bischof teilzeitlich sowohl in Chur als auch in Zürich residieren würde. «Ein Doppelbistum Chur-Zürich wäre besser als der Status quo.» Vorausgesetzt der Bischof sei eine Person, die auch den Kontakt zu den Zürcher Katholiken sucht, ergänzte der Synodalratspräsident.

Neue Bistumslandschaft Schweiz lässt auf sich warten

Die Biberbrugger Konferenz habe sich bei ihrem Treffen vom 14. März für eine gesamtschweizerische Neueinteilung der Bistümer ausgesprochen, hält Müller fest. Aus Sicht der sieben Bistumskantone sei dies die «sinnvollste Massnahme», um «vernünftige Grössen» der einzelnen Bistümer anzustreben. Mit einer ganzheitlichen Neueinteilung könnte auch die Stellung der bisherigen Administrativgebiete im Bistum Chur, zu denen eben auch der Kanton Zürich gehört, endgültig gelöst werden, schreibt Müller in seiner Antwort an kath.ch.

In absehbarer Zeit dürfte es hier allerdings nicht vorwärtsgehen. Seit über 40 Jahren schiebe die SBK dieses Thema vor sich hin, sagte Schnüriger. Es hänge von der Zusammensetzung innerhalb Bischofskonferenz ab, ob sich in Bezug auf eine Neueinteilung der Schweizer Bistümer etwas bewege. «Ich weiss nicht, wie gross das Interesse bei der Bischofskonferenz und bei den einzelnen Bischöfen ist.»

Auch die Biberbrugger Konferenz hegt offenbar wenig Hoffnung, wenn es um die von ihr bevorzugte Neueinteilung der Schweizer Bistumslandschaft geht. Müller hält gegenüber kath.ch fest: «Da bei den übrigen Bistümern offenbar gegenwärtig kein Handlungsbedarf besteht, muss für die Sonderstellung von Zürich im Bistum Chur eine interne Lösung gesucht werden.»

Benno Schnüriger, Präsident des Synodalrats der Katholischen Kirche im Kanton Zürich | © Arnold Landtwing
11. Juli 2017 | 16:48
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