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Schweiz

«Würde hat jeder Mensch, gerade der Schwache»

Freiburg, 31.1.17 (kath.ch) Am 5. März wird in der katholischen Kirche der Krankensonntag gefeiert. Der Churer Weihbischof Marian Eleganti geht in seinem Schreiben über die Krankheit hinaus und verweist auf den Zusammenhang von Lebensführung und Tod. Ein Thema, das nicht nur kranke Menschen betrifft.

Martin Spilker

Die Botschaft der Schweizer Bischöfe zum Krankensonntag beginnt gleich mit einer Steilvorlage: «Ob wir krank oder gesund sind, wir alle sind herausgefordert, über den Sinn der Krankheit nachzudenken und die möglichen Situationen, in die wir an unserem Lebensende geraten können, im Geiste vorwegzunehmen.» Marian Eleganti, der den Brief zum Krankensonntag für die Schweizer Bischöfe unterzeichnet hat, verweist damit auf die Nähe von Gesundheit, Krankheit und Tod.

Abhängig heisst nicht würdelos sein

Der Churer Weihbischof führt diesen Gedanken an Beispielen von bedeutenden Kirchenleuten aus, die scheinbar ohne Angst und Zweifel das Leben loslassen konnten. Einem «Einüben des Sterbens», wie Eleganti den Philosophen Montaigne zitiert, stehe heute aber eine ganz andere Herausforderung entgegen.

Mit zunehmendem Alter, körperlicher Gebrechlichkeit oder bei Verlust geistiger Kontrolle stellten sich Menschen immer öfter die Frage nach der Würde. Abhängigkeit, wie sie sich bei kranken oder alten Menschen zeige, habe jedoch gar nichts mit Würde zu tun, so der Weihbischof. Denn: «Würde hat jeder Mensch, gerade der Schwache.»

Schwäche ist keine Zumutung

«Darf unser Dasein keine Schwäche dulden?», fragt Eleganti. Er verweist auf die Tatsache, dass die Zahl der Alterssuizide in den letzten Jahren steigend sei. Dass Krankheit oder Abhängigkeit auch Kosten hervorrufe, dürfe nicht dazu führen, dass dies einem Kranken als Zumutung für die Gesellschaft ausgelegt werde.

Genau dies aber stellt Weihbischof Eleganti fest, wenn er schreibt, dass «Teile der Gesellschaft daran sind, neue Standards zu setzen durch die Rechtfertigung und Legitimierung der Selbsttötung». Der Autonomie bis zum letzten Atemzug als Grund für den Alterssuizid stellt er das Leben aus der Sicht des christlichen Glaubens als Vorbereitungszeit, als Übergang zur «Vollendung in Gott» entgegen.

Das Alter sei durchaus geeignet, nach dem Sinn des Lebens zu fragen. Doch sei dies, so Eleganti, «eine Frage, die durch die Dringlichkeit und Sinnhaftigkeit der Alltagsgeschäfte oft in den Hintergrund gedrängt» werde. Als Christen beschränke sich die Frage nach dem Sinn auch nicht auf den Blick auf sich selber. Das eigene Leben aus dem Glauben heraus zu betrachten, so der Weihbischof abschliessend, lasse «Christen zuversichtlich auf die Todesstunde blicken».

Weihbischof Marian Eleganti ist in der Schweizer Bischofskonferenz unter anderem zuständig für Spezialseelsorge und Gesundheitswesen.

Botschaft der Schweizer Bischöfe zum Krankensonntag

Hände | © pixabay.com
31. Januar 2017 | 15:17
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