Kardinal Comastri legt dem Esel die Hand auf.
Vatikan

Kommen Tiere in den Himmel? Einen Segen gibt es am Petersplatz sicher

Rom, 17.1.17 (kath.ch) Bruna und Graziana scheinen zufrieden mit der Welt. Während der Hausherr des Petersdoms seinen Segen spricht, kauen die beiden Maremmaner Rinder aus der Toskana genüsslich Stroh vor dem Petersplatz. Und sie haben allen Grund dazu. Thomas Jansen über einen tierischen Anlass am Gedenktag des Heiligen Antonius der Grosse (umgangssprachlich «Sautoni» genannt) und die Theologie der Tiere.

Wenn die Kühe nicht gerade für die traditionelle Segnung von Tieren und Züchtern durch Kardinal Angelo Comastri hinter Gitter verbannt werden, wie an diesem Dienstag, führen sie ein Leben wie im Kuh-Paradies. So zumindest hört es sich an, wenn Landwirtin Silvia Caravaglia davon erzählt: Tag und Nacht auf der Weide, ein Leben ohne Ställe und Zäune. Und ohne Metzger – bis zu ihrem natürlichen Tod.

Und bis dahin dürfte noch etwas Zeit vergehen. Denn die durchschnittliche Lebenserwartung für Maremmaner Rinder liegt bei bis zu 15 Jahren; davon sind Bruna und Graziana noch einige Jahre entfernt. Doch was kommt dann? Die sonst so beredte Silva und zuckt mit den Schultern: «Wer weiss.»

Kein Scherz, ernste Fragen

Ein Angestellter Silvias, der sich in das Gespräch mischt, glaubt zumindest eines zu wissen: Wenn eine der beiden Kühe in den Himmel komme, dann eher Graziana als Bruna, denn die sei braver. Das ist offenbar als Scherz gedacht. Doch: Für viele Christen ist eine sehr ernste Frage, ob sie liebgewonnene Tiere im Jenseits wiedersehen. – Umso schmerzlicher ist es für sie, dass das kirchliche Lehramt zu dieser Frage schweigt.

Gross war die Begeisterung unter Tierfreunden daher, als Ende 2014 eine angebliche Aussage von Franziskus die Runde machte, auch Tiere kämen in den Himmel. Die Geschichte brachte es bis auf die Titelseite der «New York Times». Einem kleinen traurigen Jungen soll der Papst auf dem Petersplatz gesagt haben, er werde seinen kürzlich verstorbenen Hund im Himmel wiedersehen. Doch bald stellte sich heraus, dass nichts an der Geschichte stimmte. Tatsächlich gesagt hatte Franziskus im November 2014 nur, dass sich alle nach ihrem Tod im Himmel wiedersähen und dies auch alles betreffe, was den Menschen umgebe. Auch diese Aussage wurde allerdings bisweilen auf Tiere bezogen.

Tiere nicht besser als Menschen behandeln

Gar nicht begeistert waren Tierfreunde, als der Papst im Mai dieses Jahres sagte, dass Haustiere Christen nicht mehr am Herzen liegen dürften als ihre Mitmenschen. Es könne nicht sein, dass man Mitleid mit Tieren empfinde und gegenüber den Leiden der eigenen Brüder gleichgültig bleibe, so Franziskus. Proteste von Tierschützern liessen nicht auf sich warten.Auch die argentinische Grossnichte des Papstes dürfte nicht erbaut gewesen sein. Schliesslich schrieb Romina Ayelen Bergoglio nach dem Raub ihres Schosshundes Phill im November 2015 auf Facebook: «Phill ist mehr wert als alles andere, was ich besitze. Ich will sterben.»

Dessen ungeachtet hat sich kein Papst je in einem Lehrschreiben so nachdrücklich für den Tierschutz eingesetzt wie Franziskus in seiner Enzyklika «Laudato si». Er wendet sich dagegen, Tiere sinnlos leiden zu lassen und zu töten und mahnt Respekt vor Tieren und Pflanzen an. Zugleich warnt er vor einem Aussterben bedrohter Arten. Doch Franziskus schreibt nicht nur über Tiere. Er kennt auch keine Berührungsängste gegenüber Vierbeinern. Um die Welt ging etwa das Foto, das Franziskus in der Pose des guten Hirten mit einem Schaf über den Schultern zeigt. Einem Tiger, den Zirkusleute zu einer Audienz mitbrachten, streichelte er das Fell.

Anscheinend keine unsterbliche Seele

Unter Theologen gibt es heute durchaus Stimmen, die ein Leben nach dem Tod auch für Tiere zumindest nicht ausschliessen wollen. Prominentester Vertreter dieser Position ist der katholische Priester Rainer Hagencord, der in Münster ein Institut für Theologische Zoologie gegründet hat. Die traditionelle Theologie ist in dieser Frage allerdings recht eindeutig: Tiere haben keine unsterbliche Seele, also können sie auch nicht auferstehen, lautet ihre Argumentation grob gesprochen. Sie geht auf den Kirchenlehrer Thomas von Aquin und den heiligen Augustinus zurück.

Ob die beiden Kühe Bruna und Graziana in den Himmel kommen, ist also unklar. Fest steht nur, dass sie am Abend wieder in ihrem Paradies sein werden: draussen auf der Weide ohne Zaun und mit Segen.

Antonius der Grosse im Heiligenlexikon

Kardinal Comastri legt dem Esel die Hand auf. | © KNA
17. Januar 2017 | 17:17
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