Michael Räber, Gewinner des Prix Courage 2016 (links),  Pascale Bruderer, Jurypräsidentin Prix Courage (rechts)

Der «Beobachter Prix Courage» 2016 geht an Michael Räber

Medienmitteilung: Michael Räber aus Kiesen BE wird mit dem «Beobachter Prix Courage» 2016 ausgezeichnet. Der 40-Jährige setzt sich seit rund einem Jahr auf der griechischen Insel Lesbos selbstlos für Flüchtlinge ein, gründete ein Minihilfswerk und packt seither sieben Tage die Woche vor Ort dort an, wo seine Hilfe gebraucht wird. Der mit 15›000 Franken dotierte Preis wurde am Freitagabend in festlichem Rahmen in Zürich von Ständerätin und Jury-Präsidentin Pascale Bruderer Wyss überreicht.

Michael Räber aus Kiesen (Bern) wollte letzten Sommer in Griechenland eigentlich nur Ferien machen. Als er in Athen auf menschenunwürdig dahinvegetierende Flüchtlinge traf, entschied er sich kurzerhand, diesen Menschen zu helfen. Noch am gleichen Tag klapperte er Lebensmittelläden ab, um für sie kochen zu können. Weitere zwei Tage Organisationszeit brauchte er, um seine Frau über seine Pläne ins Bild zu setzen und seinen Job als IT-Spezialist in der Schweiz an den Nagel zu hängen, mit einem Bekannten das Minihilfswerk schwizerchrüz.ch zu lancieren und schliesslich sieben Tage die Woche dort anzupacken, wo seine Hilfe am meisten gebraucht wird. Bis heute hat der einstige Hauptmann mit seinem Minihilfswerk über 100 Freiwillige nach Griechenland geholt, die ihn bei der Arbeit unterstützt haben. Wenn Räber Flüchtlinge aus dem eiskalten Meer an Land trägt, weiss er, dass er das Richtige tut: «Wenn ich Ungerechtigkeiten sehe, muss ich handeln», sagt er, auch wenn er dafür einen hohen Preis zahlt: Er ist seit einem Jahr pausenlos unterwegs, schläft schlecht und träumt von ankommenden Booten und ertrunkenen Kindern.

Ständerätin und Jury-Präsidentin Pascale Bruderer Wyss sagte in ihrer Laudatio: «Für uns, die Jury, ist Michael Räbers Leistung eine Heldentat. Dabei legen wir das Gewicht weniger auf den ersten als vielmehr auf den zweiten Wortteil: die Tat. Michael Räber hat es getan. Und er tut es noch. Das, von dem wir gelegentlich finden, sollte oder könnte oder müsste man tun. Und hier liegt eben der grosse Unterschied, für den wir Ihnen, Herr Räber, heute den Prix Courage überreichen. Diesen Tatbeweis zu erbringen, dafür finanzielle Sicherheiten, berufliche Aufgaben und die Nähe zu seiner Liebsten herzugeben – um für Menschen in Not da zu sein, dann, wenn es eben zählt und es darauf ankommt, nämlich jetzt; dieser Tatbeweis macht Eindruck.»

«Die Schweiz braucht Leute, die handeln, wo Zuwarten andere gefährdet, die laut werden, wo Schweigen Unrecht verdeckt, die ehrlich sind, wo Lügen leichter fiele», umschreibt Andres Büchi, Chefredaktor des Beobachters, den Prix Courage. «Alle Kandidaten, die der Beobachter nominiert hat, haben diesbezüglich Herausragendes geleistet, die Nomination ist eine verdiente Auszeichnung dafür. Aber die Konsequenz, mit der Michael Räber seiner inneren Stimme gefolgt ist, mit der er sein eigenes Leben umgestellt hat, um andern zu helfen, macht seine Tat in diesem Jahr zu einem besonders leuchtenden Beispiel für zivilcouragiertes Handeln.» Jedes Jahr nominiert die Beobachter-Redaktion verschiedene Personen oder Organisationen, die ihr Handeln einem höheren Ziel unterordnen als dem eigenen Vorwärtskommen. Preiswürdig sind Projekte und Taten, aber auch langfristiges Engagement oder das Lebenswerk einer Person in oder aus der Schweiz.

Fotos der Nominierten finden Sie unter www.beobachter.ch/bilder. Hier sind ab ca. 18.40 Uhr auch Fotos des Anlasses aufgeschaltet. Weiteres Material wie Kandidatenporträts oder die Laudatio finden Sie ebenfalls ab dann unter www.beobachter.ch/medien.
Das PDF der Medienmitteilung finden Sie hier.

Michael Räber, Gewinner des Prix Courage 2016 (links), Pascale Bruderer, Jurypräsidentin Prix Courage (rechts) | © zVg
Beobachter
4. November 2016 | 21:30