Jugendmesse in der Krypta der Liebfrauenkirche in Zürich
Schweiz

Lobpreis und Stille – Innige Momente mit Jugendbischof Marian Eleganti

Zürich, 3.11.16 (kath.ch) Der Ort ist ideal. Universität und ETH, wo viele junge Menschen verkehren, sind einen Katzensprung entfernt, und zum Zürcher Hauptbahnhof ist es auch nicht weit. In der Krypta der Zürcher Liebfrauenkirche finden regelmässig Jugendgottesdienste mit dem Schweizer Jugendbischof Marian Eleganti statt. Am Mittwochabend vergangener Woche haben zirka 80 junge Frauen und Männer die Feier besucht.

Barbara Ludwig

Auf dem Altar brennen Kerzenlichter. Auch davor hat das Deko-Team Kerzchen im Glas aufgestellt, neben einem grossen Bild, das Jesus in einem weissen, langen Gewand zeigt, und einem weiteren Bild mit der Mutter Gottes und dem Jesus-Kind. Ein kleiner Blumenstrauss gesellt sich zu dem Arrangement auf dem hellroten Backstein-Boden der Krypta.

Die Lobpreis-Band – E-Piano, Gitarre, Geige und vier Stimmen – hat ihren Platz rechts vom Altar eingenommen. Es ist Viertel nach sieben, laut Programm sollte jetzt die Jugendmesse mit Marian Eleganti beginnen. Der 61-jährige Churer Weihbischof ist Jugendbischof für die deutschsprachige Schweiz und das Tessin.

Zum Einstieg eine Viertelstunde Lobpreis

Doch der Bischof kommt noch nicht. Dafür beginnt die Lobpreis-Band zu spielen. Die Anwesenden stimmen zum ersten Lied an: «Open the eyes of my heart Lord (Öffne die Augen meines Herzens, Herr, die Red.). Open the eyes of my heart. I want to see you (Ich möchte dich sehen, die Red.). I want to see you.» Der Liedtext wird auf eine Leinwand projiziert. Der Gesang, der an- und abschwillt, dauert minutenlang.

Noch sind viele Plätze in der Krypta mit der hellgrauen Betondecke frei. Es ist wie bei einem normalen Gottesdienst. Die Besucherinnen und Besucher kommen meist einzeln herein, bis auf einige wenige sind tatsächlich alle jung. Alle nehmen Weihwasser, bekreuzigen sich, viele machen dazu eine Kniebeuge. Eine junge Frau im wadenlangen Rock unter einer roten Windjacke stellt, in der Stuhlreihe angekommen, das Handy ab und kniet sofort auf dem Schemel nieder.

Ein zweites Lied wird angestimmt, während noch immer Leute hereinkommen und sich die Krypta nach und nach füllt. «Jesus berühre mich, hole mich ab, öffne die Tür für mich», fleht die jugendliche Gemeinde. Auch dieses Lied scheint endlos. Kurz nach halb acht schliesslich betritt der Jugendbischof den Raum, und alle singen: «Es ist so gut, wieder vor dir zu stehen.»

Der Jugendbischof suchte Kontakt zu den Jugendlichen

Es sind andere Lieder, nicht die aus dem Kirchengesangbuch. Sonst aber enthält der Jugendgottesdienst alle Elemente, die zu einem katholischen Gottesdienst gehören. Es gibt Lesungen aus der Heiligen Schrift, Gebete, die der Bischof spricht, Fürbitten. Einen Höhepunkt bildet die Predigt von Eleganti.

Der Jugendbischof habe vor über fünf Jahren die Organisatoren der katholischen Jugendlobpreis-Gruppe «Worship Wednesdays» (Wow) in Zürich angefragt, ob sie ihn beim Projekt «Jugendmesse in Zürich» unterstützen würden, sagt Sabeena Kuruttuparambil gegenüber kath.ch. «Seither helfen die Jugendlichen einmal im Monat bei der musikalischen Gestaltung mit Lobpreisliedern», so die junge Frau vom «Wow»-Team. Zudem sorgten sie auch für die Informationsverteilung mittels Flyer und über Internetkanäle, etwa die Webseite adoray.ch der Deutschschweizer Lobpreis-Bewegung.

Sich selber überwinden

Eleganti predigt zum Evangelium des Tages, das er zuvor gelesen hat. Es ist die Geschichte von der «engen Tür», durch die man ins Reich Gottes gelangt (Lukasevangelium 13,22-30). «Bemüht euch, mit allen Kräften den engen Weg zu gehen», fordert der Weihbischof die jungen Menschen auf. Die Tür sei eng, «weil ich mich selber überwinden muss», erklärt er. Aber sie führe in einen weiten Raum.

Es könne tragisch sein, wenn jemand immer auf der Schwelle bleibe. Eleganti illustriert dies auch gleich, indem er von einer Begegnung mit einem Agnostiker erzählt, der einst das Spitalbett neben ihm belegte. Es lohne sich, durch die enge Tür zu gehen, auch wenn das manchmal hart sei. «Man kommt tatsächlich in ein neues Zimmer mit neuen Schätzen», verspricht der Jugendbischof.

Er spricht frei und mit lebendiger Stimme. Oft lächelt er, gestikuliert mit den Armen. Die jungen Menschen schauen zu ihm hin, hören aufmerksam zu. Die Predigt ist hier nicht der Moment, wo man sich heimlich ausklinkt.

Inniger Moment im Dunkeln

Bei der Kommunion lässt sich der junge Mann mit den langen blonden Rastalocken die Hostie auf die Zunge legen. Auch andere empfangen den Leib Christi auf diese Weise. Die elegant gekleidete Dame auf den hohen Stöckelschuhen dagegen fällt auf die Knie nieder, bevor sie die Hostie in Empfang nimmt. Zurück an ihrem Platz, kniet sie auf den Boden, beugt ihren Kopf mit dem hochgesteckten dunklen Haar über den vor der Brust gefalteten Händen.

Nach der Kommunion geht plötzlich das Licht aus. «Jesus, Jesus, heilig und gesalbt bist du, Jesus …. Dein Name ist süss wie Honig Herr», singen die Gläubigen nunmehr im Dunkeln. Nur noch die Kerzen funkeln, und die beleuchtete Monstranz mit der Hostie strahlt vom Altar aus. Davor knien der Jugendbischof und eine Frau auf dem Boden. Es ist ein inniger Moment. Geige und Gitarre lassen das Lied ausklingen. Dann lebt der Gesang der Gemeinde wieder auf «Jesus, Jesus, heilig und gesalbt bist du».

Schliesslich wird es still. Ganz still. Nun löschen auch die Musiker ihre Lampen. Die Monstranz strahlt umso heller. Eleganti kniet. Viele knien auf den Schemeln oder auf dem Boden, auch wenn’s schmerzt. Dann und wann knistert ein Stuhl. Die Stille dauert. Irgendwann steht der Jugendbischof auf und löscht die Beleuchtung der Monstranz. Dann segnet er die jungen Menschen – ohne Worte.


 

Jugendmesse in der Krypta der Liebfrauenkirche in Zürich | © zVG
3. November 2016 | 16:30
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Adoray-Festival mit Heiliger Pforte

Zum sechsten Mal findet vom 4. bis 6. November das jährliche Adoray-Festival statt. Es ist ein Treffen der Deutschschweizer Lobpreis-Bewegung für junge Katholikinnen und Katholiken. Dieses Jahr haben die Organisatoren Stefan Oster (51), Bischof von Passau (D), eingeladen. Als weiteren Gast kündigt das Programm Andreas Boppart an. Dieser leitet die freikirchlich geprägte Missionsbewegung «Campus für Christus».

An dem Anlass nimmt auch der Schweizer Jugendbischof Marian Eleganti teil. Er wird eine eigens für das Festival geschaffene Heilige Pforte öffnen und auch wieder schliessen. Der Basler Bischof Felix Gmür, in dessen Diözese der Anlass stattfindet, habe die Erlaubnis für eine «ausserordentliche und zeitlich beschränkte» Pforte in der Stadt-Pfarrei St. Michael in Zug erteilt, heisst es im Programm.

Das Durchschreiten einer Heiligen Pforte gehört zu den Frömmigkeitsübungen während eines sogenannten Heiligen Jahrs der katholischen Kirche. Das aktuelle Heilige Jahr der Barmherzigkeit endet am 20. November. Auf der ganzen Welt wurden Heilige Pforten eröffnet, auch in den Diözesen der Schweiz. (bal)