Gebetsfeier am Weltjugendtag 2016 in Krakau.
International

Papst Franziskus erhebt Einwand gegen das «Sofa-Glück»

Brzegi/Krakau, 31.7.16 (kath.ch) Jugendliche Beifahrer im Papamobil und ein Appell an die Geschwisterlichkeit: Mit einem Abendgebet auf dem «Feld der Barmherzigkeit» in der Nähe von Krakau haben am Samstag die Abschlussfeiern des 31. Weltjugendtages begonnen. In seiner Ansprache rief Papst Franziskus Jugendliche auf, Vorreiter für ein Zusammenleben der Kulturen zu sein.

Vor dem Abendgebet war Franziskus gemeinsam mit Jugendlichen durch eine Heilige Pforte geschritten. Danach lud er die jungen Leute in sein Papamobil ein und fuhr mit ihnen durch die Menge zum Altar. Die Freude war den überraschten Nutzern des päpstlichen Nahverkehrs deutlich anzusehen. Vor dem aufgebauten Altar legten drei Jugendliche Glaubenszeugnisse ab, unterbrochen von tänzerischen Darbietungen. Zuvor hatte eine Syrerin in bewegenden Worten über Not und Leid, aber auch Hoffnung in ihrem Land berichtet.

«Betet für mein Syrien»

Die Syrerin berichtete von den Ruinen in ihrer Heimatstadt Aleppo. Jeden Tag lebten sie und ihre Freunde inmitten von Leid und Tod, verliessen ihre Familien, ohne zu wissen, ob sie sie abends wiedersehen könnten. Aber ihr Glaube gebe ihr Hoffnung. Am Ende bat sie: «Betet für mein geliebtes Syrien.»

Der Papst rief in einer aufrüttelnden Ansprache Jugendliche in aller Welt auf: «Habt den Mut, uns zu lehren, dass es einfacher ist, Brücken zu bauen, als Mauern zu errichten.» Erwachsene brauchten junge Menschen als Lehrer, um «die Vielfalt der Kulturen miteinander zu teilen, nicht wie eine Bedrohung, sondern als eine Chance».

Dem Hass nicht Hass entgegenhalten

Zu Beginn hatte das 79-jährige Kirchenoberhaupt mit den Jugendlichen in Stille für Opfer von Kriegen und Konflikten gebetet. «Wir wollen nicht den Hass mit noch mehr Hass besiegen, die Gewalt mit noch mehr Gewalt besiegen, den Terror mit noch mehr Terror besiegen. Und unsere Antwort auf diese Welt im Krieg hat einen Namen: Sie heisst Geschwisterlichkeit», sagte er. Während der Rede des Papstes brandete mehrfach Applaus auf. Nachdrücklich warnte er die jungen Christen vor der «lautlosen Lähmung» durch Konsum.

Schon am Vormittag waren viele Jugendliche mit Schlafsäcken und Isomatten nach Brzegi aufgebrochen. Die Nacht wollten viele von ihnen auf dem «Feld der Barmherzigkeit» verbringen, um am Sonntag an der Abschlussmesse teilzunehmen.

Das «Sofa-Glück» lähmt

Weiter sagte der Papst, das «Sofa-Glück» sei wahrscheinlich die «lautlose Lähmung», die am meisten schaden könne, «denn nach und nach versinken wir, ohne es zu merken, im Schlaf, sind benommen während andere für uns über die Zukunft entscheiden» (siehe separaten Text rechts).

Am Sonntag endet der Weltjugendtag mit einer Messe mit dem Papst. Für die Abschlussmesse war eine riesige Wiese in Brzegi hergerichtet worden. Es werden gegen 2 Millionen Weltjugendtags-Teilnehmer erwartet. (kna)

Live-Übertragung des Abschlussgottesdienstes auf Radio Vatikan

Gebetsfeier am Weltjugendtag 2016 in Krakau. | © KNA
31. Juli 2016 | 09:07
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Papst will Jugend der Welt gegen Gewalt mobilisieren

In einer aufrüttelnden Ansprache hat Papst Franziskus Jugendliche in aller Welt aufgerufen, Vorreiter für ein Zusammenleben der Kulturen zu sein. «Habt den Mut, uns zu lehren, dass es einfacher ist, Brücken zu bauen, als Mauern zu errichten», forderte er bei einer Massenveranstaltung am Samstagabend, 30. Juli, im polnischen Brzegi bei Krakau. Erwachsene brauchten junge Menschen als Lehrer, um «die Vielfalt der Kulturen miteinander zu teilen, nicht wie eine Bedrohung, sondern als eine Chance».

Nachdrücklich warnte er die jungen Christen vor der «lautlosen Lähmung» durch Konsum. Den Hang zu Bequemlichkeit verglich er mit Drogen: «Die einen wie die anderen berauben uns unseres höchsten Gutes: der Freiheit.» Christus sei kein Gott des Komforts. Wer Jesus folgen wolle, müsse «das Sofa gegen ein Paar Schuhe austauschen», um nie erträumte Wege zu gehen.

Die Gegenwart brauche junge Menschen «mit Stiefeln an den Füssen», so der Papst. «Wenn du nicht dein Bestes gibst, wird die Welt sich nicht verändern», appellierte er an die Hörer. «Die Geschichte verlangt heute von uns, dass wir unsere Würde verteidigen und nicht zulassen, dass andere über unsere Zukunft entscheiden.» (cic)

Die Papstansprache im Wortlaut