Fastenbrechen in Gümligen
Schweiz

Überraschend Übereinstimmendes an interreligiösem Fastenbrechen

Gümligen BE, 24.6.16 (kath.ch) Juden, Muslime und Christen sind der Einladung des «National Coalition Building Institute», der Jüdischen Gemeinde Bern und der Kirchgemeinde Muri-Gümligen zu einem öffentlichen «Iftar», einem muslimischen Fastenbrechen, gefolgt. Der Anlass wurde genutzt, um die Teilnehmer über die jeweils anderen Religionen zu informieren. Er fügte sich in eine Serie von «Respect»-Anlässen zwischen Religionsgemeinschaften ein.

Die rund achtzig Teilnehmer gehörten muslimischen, jüdischen oder christlichen Gemeinschaften an. Vielschichtig waren auch die Herkunftsländer. Am Event, der anlässlich des Flüchtlingssonntags (19. Juni) organisiert worden war, nahmen Menschen aus der Schweiz, Syrien, Afghanistan, Eritrea und anderen Staaten teil.

Am Flüchtlingssonntag begann die Nacht um 21.26 Uhr. Auf den Gebetsruf folgte das Fastenbrechen mit drei Datteln und Milch und einem von Flüchtlingen gekochten internationalen Buffet.

Juden, Christen und Muslime waren bereits vor zwei Monaten zu einen «Respect»-Seder zusammengekommen. Der Sederabend ist der Vorabend und Auftakt vom Pessach-Fest der Juden.

Gemeinsame Schriftquellen

In Gümligen wiesen Vertreter der Muslime auf die aktuelle Situation im arabischen Raum hin, wo sehr viele Menschen auf der Flucht sind. Auch der Prophet Mohammed und die frühen Muslime seien unterdrückt worden und darum von Mekka nach Medina geflohen, um wie heute viele Millionen von Menschen in der Fremde Sicherheit zu suchen.

Denise Alvarez Braunschweig von der Jüdischen Gemeinden Bern wies auf die jüdische Tradition der Wohltätigkeit, Zedaka und Gemilut Chasadim genannt, hin. Die Zweiteilung von Wohltätigkeit als Gebot und als Mitgefühl ähnle der Säule «Zakat» des Islam. Braunschweig erinnerte an ein «Aha-Erlebniss» beim «Respect»-Seder, als fast die gleiche Geschichte von Moses und dem Pharao, wie sie in der jüdischen Torah zu finden ist, aus dem Koran vorgetragen wurde.

Der gastgebende reformierte Pfarrer Christoph Knoch erläuterte, dass die christliche Tradition des Almosengebens in der jüdischen wurzle. Neben der Ebene der Fürsorge für die Armen sei die «Kollekte für Jerusalem», die im römisch-katholischen «Peterspfennig» weiterlebe, ein Zeichen der Einheit der Kirche.

Vorurteile und Brücken

Der Geschäftsleiter des mitorganisierenden «National Coalition Building Institute» (NCBI) Schweiz, Ron Halbright, bezeichnete den Anlass als «Zeichen, dass zwischen muslimischen, jüdischen und christlichen Gemeinschaften Vorurteile ab- und Brücken aufgebaut werden können».

Das Projekt «Respect» laufe seit 2012. Ziel sei es, «Muslim- und Judenfeindlichkeit gemeinsam zu überwinden». Das Projekt wird gemäss NCBI von der Fachstelle für Rassismusbekämpfung des Bundes sowie von muslimischen und jüdischen Dachverbänden unterstützt. Die Organisation bezeichnet sich als konfessionell und parteipolitisch neutraler Verein, der sich für die interkulturelle Integration einsetzt. (gs)

Fastenbrechen in Gümligen | © zVg Christoph Knoch
24. Juni 2016 | 16:33
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